The Lost
Nasennebenhöhlenentzündung; falls im Haus Feuer ausbrach, würde er den Rauch zunächst sehen, bevor er ihn schließlich roch. Sie musste nur schnell den Joint verstecken. Nachdem sie ihn im Aschenbecher ausgedrückt hatte, packte sie ihn in ihren Schmuckkasten zu den anderen Jointstummeln und legte den Kasten in die oberste Kommodenschublade zurück. Dort lagen ihre BHs und Slips, und ihr gefiel die Vorstellung, dass ihre Unterwäsche nach Marihuana duftete. Ihrem Freund Deke zu Hause in Frisco hatte es auch gefallen.
Sie schloss auf und öffnete die Tür, aber es war gar nicht ihr Vater, sondern Etta, das Hausmädchen. Die Frau würde das Dope sofort riechen, aber man konnte sich darauf verlassen, dass sie dichthielt. Vor einem Monat hatte sie Etta nämlich im Waschkeller dabei ertappt, wie sie selbst eine Tüte durchgezogen hatte. Seitdem hatten sie ein kleines, beiderseitiges Abkommen.
»Hey, Etta. Was gibt’s denn?«
»Dein Vater möchte, dass du zu ihm rüberkommst.«
»Ärger?«
»Glaub nicht. Warum? Hast du etwas ausgefressen?«
Sie schenkte Etta ihr Wer-ich ?-Lächeln.
»Wo ist er? Im Arbeitszimmer?«
»Nein. In der Werkstatt.«
»Oh.«
Es war der einzige schmutzige Ort im Haus – obwohl die Werkstatt sich genau genommen gar nicht im Haus befand, sondern nebenan in der umgebauten Garage. Er ließ Etta dort nicht saubermachen, sondern fegte hin und wieder selbst durch. Was nach Katherines Ansicht viel zu selten geschah.
Sie verabscheute Schmutz und ungepflegte Menschen.
So wie diese beiden Besoffenen neulich, Jennifer Fitch und Tim Bess. Sie hätte ihr wöchentliches Taschengeld darauf verwettet, dass keiner der beiden gestern geduscht hatte. Sie hatten nach Rauch und schalem Bier gestunken. Zum Glück hatte Jennifer bald schlappgemacht. Nachdem sie die erste Bar verlassen hatten, hatte Ray sie nach Hause gefahren. Katherine hatte sich gewundert, dass Jennifer sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnte. Tim hingegen war die ganze Nacht bei ihnen geblieben. Die meiste Zeit hatte er sie nur angestarrt wie ein exotisches Tier – diese Blicke kannte sie zur Genüge – und Rays ernsten Stichwortgeber gemimt. Allerdings war er nicht besonders gut darin gewesen. Falls sie sich mit Ray in Zukunft regelmäßig treffen würde, musste er seine Beziehung zu den beiden ernsthaft überdenken.
Katherine selbst duschte zweimal am Tag. Morgens und vor dem Schlafengehen. Wenn sie eine Verabredung hatte, duschte sie noch einmal zusätzlich.
Ray sagte, dass er es genauso machte.
»Okay. Ich ziehe mir nur schnell Schuhe an.«
Sie schlüpfte in ihre neuen Ledersandalen, stieg die Treppe hinunter und durchquerte den Flur und das Wohnzimmer. Etta folgte ihr. Das Wohnzimmer wirkte wie eine Höhle und war praktisch leer. Hier standen lediglich ein Sessel, ein Sofa und ein Tisch, den ihr Vater vor Jahren in Kalifornien gezimmert hatte, und neben dem Sessel ein Beistelltisch mit einem Aschenbecher. An den Wänden hing kein einziges Bild oder Foto, selbst der Kaminsims war leer. Die Hauseinrichtung ihrer Eltern war, soweit sie zurückdenken konnte, immer schon so spartanisch gewesen. Ihr Vater war jetzt Direktor der örtlichen First National Bank und lebte immer noch wie ein Mönch. Sie war es nicht anders gewohnt, aber Besucher fanden das seltsam. Zu Recht, nahm sie an.
Allerdings kannten die Leute nicht den Grund für die spartanische Einrichtung. Sie schon.
Sie öffnete die Fliegengittertür zur Veranda – dort gab es nichts außer drei Aluminium-Strandstühlen, einem Plastiktisch mit durchsichtiger Tischplatte und einer einsamen Grünlilie, die an einer Kette vom Vordach herabhing –, stieg die Stufen hinunter und lief über den gepflasterten Weg zur Werkstatt. Es war ein warmer Tag, und es roch nach frisch gemähtem Gras.
Ihr Vater stand mit dem Rücken zu ihr an der Werkbank. Er hatte eine Planke aus Kiefernholz im Schraubstock eingespannt und bearbeitete die Kanten mit einer elektrischen Schleifmaschine; das Geräusch erinnerte sie immer an eine riesige betrunkene Biene. Sägespäne stoben auf, bedeckten seine Hände und Unterarme und sprenkelten sein dunkles lockiges Haar.
»Bist du das, Liebling?«
Was immer in Korea mit seiner Nase geschehen war, hatte sein Gehör nicht in Mitleidenschaft gezogen. Sein Hörvermögen war erstaunlich.
»Hi, Dad.«
Er wandte sich um, grinste sie an und schaltete die Schleifmaschine aus, öffnete die Spannklammern an beiden Seiten, warf das benutzte Sandpapier
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