Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
Vom Netzwerk:
Lippen.
    „Du hast Mom und Dad nie richtig gekannt, aber eines möchte ich doch von dir wissen: Wenn jemand vorhätte, sie zu schänden oder zu beleidigen – selbst jetzt und wenn man bedenkt, was in der Ersten Nacht aus ihnen wurde –, wäre das für dich in Ordnung?“
    „Leck mich am Arsch.“
    „Sag’s mir.“
    „Nein. Okay? Nein, es wäre verdammt noch mal nicht in Ordnung für mich. Bist du jetzt zufrieden?“
    „Warum nicht, Benny?“
    „Darum nicht.“
    „Warum nicht? Sie sind doch nur Zombies.“
    Benny sprang plötzlich auf und rannte den Hügel hinunter, weg von der Farm und von Tom. Nach einigen Minuten blieb er stehen und blickte die Straße entlang in die Richtung, aus der sie gekommen waren, so als ob er den Zaun noch sehen könnte. Tom wartete eine ganze Weile, ehe er aufstand und zu seinem Bruder ging.
    „Ich weiß, dass das nicht leicht für dich ist, Kleiner“, sagte er verständnisvoll, „aber wir leben in einer Welt, in der es ziemlich hart zugeht. Wir kämpfen ums Überleben und müssen ständig auf der Hut sein und mit jedem Tag ein wenig stärker werden, um ihn zu meistern. Und mit jeder Nacht.“
    „Ich hasse dich.“
    „Vielleicht. Ich hab da zwar so meine Zweifel, aber das ist im Augenblick völlig belanglos.“ Er deutete in die Richtung, in der ihr Haus lag. „Jeder Einzelne westlich von hier hat schon mal jemanden verloren. Vielleicht einen engen Verwandten oder auch nur einen Cousin, mit dem er um drei Ecken verwandt war. Aber jeder hat jemanden verloren.“
    Benny schwieg.
    „Ich glaube nicht, dass du einen anderen Menschen in der Stadt oder im gesamten Westen respektlos behandeln würdest. Ich glaube auch nicht … Ich will nicht glauben, dass du die Mütter und Väter, Söhne und Töchter, Schwestern und Brüder, die hier draußen in Zerfall und Zerstörung leben, respektlos behandeln würdest.“
    Tom legte beide Hände auf Bennys Schultern und drehte ihn zu sich herum. Benny sträubte sich, aber Tom Imura war stark. Als sie beide in Richtung Osten blickten, sagte Tom: „Jeder tote Mensch da draußen verdient Respekt. Sogar im Tod. Selbst wenn wir uns vor ihnen fürchten und wir sie töten müssen. Es sind nicht einfach nur ,Zombies‘, Benny, nur eine Begleiterscheinung einer Krankheit oder eines Strahlungsunfalls oder von irgendetwas anderem, das wir nicht verstehen. Ich bin kein Wissenschaftler, Benny. Ich mache einfach nur meinen Job.“
    „Ach ja? Du willst so überaus nobel sein, aber dennoch tötest du sie.“ Tränen glitzerten in Bennys Augen.
    „Ja“, bestätigte Tom leise. „Ja. Ich habe Hunderte von ihnen getötet. Und wenn ich schlau und vorsichtig bin und Glück habe, kann ich noch mal so viele töten.“
    Benny stieß ihn mit beiden Händen zurück. „Ich verstehe das nicht!“
    „Nein. Ich hoffe aber, dass du es irgendwann verstehen wirst.“
    „Du redest über den Respekt, den man Toten gegenüber empfinden soll, und trotzdem tötest du sie.“
    „Hier geht’s nicht ums Töten. Darum geht es nicht und sollte es auch niemals gehen.“
    „Worum dann?“, spottete Benny. „Ums Geld?“
    „Sind wir etwa reich?“
    „Nein.“
    „Dann geht’s wohl nicht darum.“
    „Worum denn dann?“
    „Es geht um den Grund der Tötungen. Für die Lebenden … für die Toten“, antwortete Tom. „Es hat etwas mit Loslassen zu tun.“
    Benny schüttelte den Kopf.
    „Komm mit, Kleiner. Es wird Zeit, dass du verstehst, wie die Welt tickt, und dass du lernst, worum es in unserem Familiengeschäft wirklich geht.“
    VII.
    Sie marschierten viele Kilometer unter der glühenden Sonne. Beinahe stündlich mussten sie neues Pfefferminzgel auftragen, da es durch den Schweiß verwässert wurde. Benny schwieg die meiste Zeit, doch als seine Füße wund wurden und sein Magen zu knurren anfing, bekam er schlechte Laune.
    „Sind wir noch nicht da?“
    „Nein.“
    „Wie weit ist es noch?“
    „Ein kleines Stück.“
    „Ich hab Hunger.“
    „Wir werden bald rasten.“
    „Was gibt’s zu Mittag?“
    „Bohnen und Dörrfleisch.“
    „Ich hasse Dörrfleisch.“
    „Hast du was anderes dabei?“, fragte Tom.
    „Nein.“
    „Dann gibt’s wohl Dörrfleisch.“
    Die von Tom ausgewählten schmalen Straßen waren zum Teil asphaltiert, zum Teil waren es aber auch einfache Schotterpisten. Manche Wege waren sogar ganz und gar unbefestigt.
    „Seit ein paar Stunden haben wir keine Zombies mehr gesehen“, stellte Benny fest. „Wie kommt das?“
    „Wenn sie nicht gerade

Weitere Kostenlose Bücher