The Others: Sie sind unter uns - Haines, J: Others: Sie sind unter uns - Hunted by the Others
etwa für sie? Armer Junge. Diese Liebe musste unerwidert bleiben — und zwar aus mehr als einem Grund, wenn ich ihre Anmache im Restaurant richtig gedeutet hatte.
»Ja, ähm, Ms Wright hat erwähnt, dass Sie kommen. Sie hat gesagt, dass Sie etwas aus unserem Tresorraum brauchen.«
»Genau.«
Ich mochte den Kerl, auch wenn er ein Nerd war. Er war nicht unsympathisch. Zu dumm, dass er für Abschaum wie Veronica arbeitete.
»Hier entlang, bitte.« Die Rezeptionistin hob nicht einmal den Kopf, als ich Arnold durch die Glastüren folgte.
Innen sah es nicht anders aus als in jedem anderen Großraumbüro eines amerikanischen Unternehmens. Grau und bedrückend, mit ein paar witzigen Cartoons an den Trennwänden zwischen den Schreibtischen oder mittelmäßig unterhaltsamen Bildschirmschonern auf den Computern. Alles wirkte ziemlich verlassen und ich hörte auch nicht, dass irgendwo jemand arbeitete. Vermutlich nehmen sogar Magier am Wochenende frei.
Arnold führte mich zu einem Aufzug, der sich genau zwischen zwei Trennwänden befand. Aber Magier konnten schließlich selbst entscheiden, wie sie ihre Räume aufteilten.
Nachdem wir den Lift betreten hatten, drückte Arnold auf den Knopf für das unterste Kellerstockwerk.
Ich hätte eher erwartet, dass wir in eines der zweistelligen Stockwerke nach oben fuhren. Aber vermutlich haben nur die »großen Nummern« das Anrecht auf eine Aussicht.
Während der kurzen Fahrt las Arnold in seinen Papieren und sagte kein Wort. Als sich die Türen öffneten, schaute er überrascht auf, als könne er nicht glauben, dass wir so schnell angekommen waren. Sehr merkwürdig.
Er stieg aus und führte mich einen feuchten Flur entlang, der anscheinend tief unter der Erde lag. Dicke, gedämmte Rohre verliefen über unseren Köpfen, und die Wände waren in einem langweiligen Graublau gestrichen. Wir kamen an ein paar Türen vorbei, von denen ein oder zwei statt Namensschildern seltsame Aufschriften zierten. Wir passierten sogar eine Tür, die als Heizungskeller gekennzeichnet war. Wunderbar. Der arme Arnold musste wirklich auf der untersten Stufe der Karriereleiter stehen, wenn sein Büro hier unten lag.
Nachdem wir um ein paar Ecken gebogen waren, blieb er plötzlich vor einer Tür stehen, an der es keinerlei Schild gab, von der dafür aber schon die Farbe abblätterte. Die Tür war so unscheinbar, dass ich vermutlich daran vorbeigegangen wäre. Arnold schloss auf und trat ein.
Ich folgte ihm und war — enttäuscht. Der Raum sah aus wie ein x-beliebiges, wenn auch mit viel High-Tech ausgestattetes Büro des Sicherheitsdienstes. An einer Wand hingen mehrere Monitore und zeigten
Bilder der Überwachungskameras im und um das Gebäude herum. Meine Absätze klackerten, und der Wachmann in grauer Uniform sah kurz zu uns herüber. Sofort wandte er sich wieder den Monitoren zu. Ventilatoren summten. Sie sorgten vermutlich dafür, dass die Computer unter den Tischen nicht überhitzten. Ich bemerkte amüsiert, dass der Wachmann mit der flachen Hand ein Taschenbuch an seinen Schenkel presste. Wahrscheinlich hoffte er inständig, dass wir es nicht sahen.
Arnold ging weiter. Die Nase in seine Papiere gesteckt lief er ohne anzuhalten in eine Wand hinein und war verschwunden. Ich blieb mit offenem Mund stehen. Sollte ich ihm folgen oder wie angewurzelt bleiben und wie der letzte Idiot auf die Wand starren? Raten Sie mal, für welche Variante ich mich entschieden habe.
»Gehen Sie einfach immer weiter, das ist okay.«
Die Stimme des Wachmannes war amüsiert, aber freundlich. Ich kam mir dämlich vor, weil ich so überrascht war. Magier können zaubern. Damit hätte ich rechnen müssen. Trotzdem verursachte es mir eine Gänsehaut.
Ich schluckte mein Unbehagen hinunter, setzte ein tapferes Lächeln auf und setzte mich in Bewegung. Als ich mich der Wand näherte, schloss ich die Augen, weil ich insgeheim damit rechnete, jeden Moment dagegenzuknallen. Nichts passierte. Naja, nichts außer einem leichten Kitzeln auf meiner Haut. Und dass ich plötzlich Teppich unter den Schuhen hatte.
Ich öffnete die Augen und entdeckte Arnold am anderen Ende des Raums. Er sah mich erwartungsvoll an. Einserseits hätte ich am liebsten laut gejubelt, weil ich es geschafft hatte, würdevoll durch die Wand zu gehen. Andererseits war ich enttäuscht. Der Raum, in dem wir uns befanden, war zwar gemütlich, aber schlicht. In der Mitte des Zimmers stand ein großer, alter Schreibtisch. Unter einem Tischbein klemmte
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