The Rigger - Fesseln der Lust (Teil 2 & 3 Rosen ...) (German Edition)
konnte. Russel nahm meine Hände in seine und sah mich an. „Ich habe nicht erwartet, dass dich die Bilder so verwirren würden", sagte er kleinlaut. Er sah zur Seite und ich konnte seinen Gesichtszügen ansehen, dass er angestrengt nach Worten suchte, während er immer noch meine Hände hielt und damit spielte.
„Wir sollten einen Tee trinken."
Ich hatte kaum meinen Schlüssel aus der Tasche gezogen, da nahm er ihn mir ab. „Darf ich?" Ich ließ ihn gewähren, denn es gab mir die eine kleine Minute über das, was er gesagt hatte, nachzudenken. Glaubte er wirklich, dass mich die Szenen auf den Bildern verwirrt hatten?
Russel ließ sich mit einer Antwort Zeit. In einer echten Liebesbeziehung, so dachte ich fast amüsiert, wäre das wohl die erste Bewährungsprobe. Zu meinem Erstaunen kannte er sich beinahe besser in meiner Küche aus, als ich selbst, denn mit gezieltem Griff holte er ein Paket Earl Grey aus dem Schrank, das aus einem Paket der letzten Weihnachtsfeier übrig geblieben war. Er hantierte mit Wasserkessel und Teekanne, wie ich es noch nie gesehen hatte. Ich hatte es mir so bequem wie möglich auf einem der Küchenstühle gemacht und folgte jeder seiner Bewegung mit meinen Blicken. Bisher war ich immer auf sträflich banale Art und Weise mit meinem Tee umgegangen. Das würde sich ab heute Abend ändern.
Jede seiner Gesten war voller Erotik. Alles was Sir Russel tat, war erfüllt von höchster Konzentration. Wie er den Duft der Blätter prüfte, wie er sie vorsichtig in die Kanne streute, war ein Akt des Respekts vor diesem Lebensmittel.
Wie er den Kessel mit dem kochenden Wasser vom Herd nahm, einen Augenblick wartete, bis sich das sprudelnde Wasser etwas beruhigte und an Temperatur verlor, wie er Kanne und Kessel zusammenführte - ein Akt, der im normalen Leben an Banalität nicht zu übertreffen war - entwickelte sich bei ihm zu einer Explosion der Sinne.
Kaum hatten sich Wasser und Tee getroffen, wurde meine Küche vom wunderbaren Duft der Mischung durchzogen und gleichzeitig hielt eine friedliche Stimmung Einzug, die dem Thema absolut unangemessen war. Hätte Sir Russel in diesem Augenblick seine Utensilien abgelegt und mich angesehen, ich hätte mir die Kleider vom Leib gerissen und ihn angefleht, mir hier und jetzt zu zeigen, was es hieß, meinen Körper nur noch für ihn bereitzuhalten. Mein Mund war so trocken, dass ich es kaum erwarten konnte, dieses herrliche, von ihm erschaffene heiße Getränk endlich an meine Lippen zu führen und mir Sir Russel auf diese Art einzuverleiben.
Sehr professionell, schimpfte ich in Gedanken mit mir, als er den Tee endlich einschenkte und mir meine Tasse mit einem Lächeln zuschob. Die Zeit der Zubereitung schien er genutzt zu haben, um sich die Worte zurechtzulegen. In den letzten Minuten hatte Linney ehrfurchtsvoll geschwiegen, jetzt setzte er sich neben mich, nahm einen Schluck, schloss genüsslich die Augen und nickte sich dann selbst aufmunternd zu.
„In den letzten Tagen hast du eine gewisse, nun nennen wir es, Überbeanspruchung deiner sinnlichen Wahrnehmung kennengelernt. Meine Arbeiten waren wohl so etwas wie eine Überladung und für diese Fehleinschätzung der Situation möchte ich mich entschuldigen." Er meint das tatsächlich ernst, schoss es mir durch den Kopf. Irgendwie musst du ihn auf die Rose lenken. So schüttelte ich nur sacht den Kopf. „Nein", begann ich zaghaft, „das war es nicht." Ich rief mir die Bilder aus der Ausstellung ins Gedächtnis, damit ich jetzt keinen Fehler machte. „Es war die Rose." Russel sah mich über den Rand der Tasse hinweg verständnislos an. „Die Rose?" Ich nickte mit einem zerknirschten Lächeln um die Mundwinkel.
„Ja, die Rose ... Ich bin oder vielmehr war, der irrigen Meinung verfallen, dass es meine Rose war … dass nur ich diese Rose als Geschenk erhalten habe. Als ich sah, dass du diese Blume auch anderen Frauen geschenkt hast, überkam mich ein Anflug von Eifersucht und Panik. Ich ... ich war kindisch." Der erste Ausdruck in seinem wunderschönen Gesicht war Erstaunen. Der Zweite ein breites Lächeln. Bevor er antwortete, stellte er die Tasse ab und nahm meine Hand. „Diese Rose ist nachträglich eingearbeitet ... sozusagen am PC eingefügt. Sie ist das Erkennungszeichen für meine Arbeiten."
Linney schien amüsiert über meine Aussage, wohingegen ich so etwas wie einen Hoffnungsschimmer verspürte. Konnte es sein, dass sich der wahre Mörder die Rose nur "ausgeliehen" hatte und Russel
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