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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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gefragt, ob sie zurechtkommt. Sie meinte, er soll sich keine Sorgen machen, sie hätte Freunde im Dorf, bei denen sie die Nacht über bleiben würde.«
    »Aber sie ist nie dort aufgetaucht«, sagte Cole.
    »Nein   … wir haben geglaubt, sie hätte den Zug erreicht und wäre nach Hause gefahren. Dass etwas passiert war, haben wir erst am andern Morgen erfahren.«
    »Warum hat sie euch nicht angerufen?«
    »Die Telefonzelle an der Bushaltestelle war kaputt.«
    »Aber sie hatte doch ihr Handy.«
    Abbie schüttelte den Kopf. »Hier in der Gegend gibt es keinen Empfang. Die Polizei glaubt, sie hat wahrscheinlich versucht, uns von der Telefonzelle aus anzurufen. Als sie nicht durchkam, muss sie sich wohl entschieden haben, zu uns zu laufen   …«
    Ihre Stimme verlor sich, sie senkte den Blick, nicht bereit, weiterzusprechen. Aber Cole schien es nicht zu merken. Entweder das oder es war ihm egal.
    »Und danach ist es also passiert«, sagte er. »Irgendwo zwischen der Bushaltestelle und eurem Zuhause   … hat sie jemand erwischt.«
    Abbie nickte stumm.
    »Wo warst du zu der Zeit?«, fragte Cole.
    |63| Abbie sah plötzlich auf. »Was?«
    »Wo warst du, als Rachel zu euch nach Hause gelaufen ist?«
    »Das hab ich doch eben gesagt.«
    »Warst du da noch bei deiner Schwiegermutter?«
    In ihren Augen lag jetzt Wut. »Warum fragst du das?«
    »Um wie viel Uhr bist du aufgebrochen?«
    Sie starrte Cole ungläubig an. »Du hast kein Recht, mich so
auszufragen

    »Wieso nicht?«
    »Ich war ihre
Freundin
, verdammt noch mal. Wenn du glaubst   –«
    »Ich glaub gar nichts«, sagte Cole ruhig. »Ich will nur wissen, was Rachel passiert ist. Je mehr du mir erzählst, desto mehr weiß ich.«
    Abbie starrte ihn noch eine Weile an, doch ich sah, wie ihre Wut verrauchte. »Ja, also   …«, murmelte sie schließlich vor sich hin, »mehr kann ich euch nicht sagen, verstehst du? Ich
weiß
nichts weiter. Ich wünschte, ich wüsste mehr, aber ich weiß nichts.«
    Cole wollte sie schon etwas anderes fragen, doch ehe er dazu kam, tippte ich ihm auf die Schulter und sagte: »Ich glaube, wir sind gleich da.«
    Er sah mich an, dann schaute er aus dem Fenster. Endlose Hektar verlassener Moorlandschaft erstreckten sich bis zum Horizont. »Gleich da?«, fragte er. »Hier ist doch weit und breit nichts.«
    »Gerade sind wir an einem Schild vorbeigekommen«, erklärte ich.
    »An was für einem Schild?«
    »Lychcombe.«
    |64| »Er hat recht«, sagte Abbie und stand auf. »Es ist die nächste
    Haltestelle, gleich hinter der Kurve.«
    Während sie durch den Bus nach vorn ging, schaute Cole weiter aus dem Fenster. Seine Augen nahmen die öden Hänge, die verstreut umherliegenden Findlinge und die einsame graue Straße wahr, die sich die verblassenden Berge hinaufwand, und ich spürte, wie er dachte:
Das ist doch kein Ort zum Sterben.
     
    Wir stiegen aus dem Bus und sahen ihm nach, wie er davonfuhr, dann standen wir eine Weile bloß da, gebannt von der unheiligen Stille des Moors. Ich hatte so etwas noch nie gehört. Es war keine geräuschlose Stille – man hörte das leise Rauschen des Windes im Gras, das einsame Blöken ferner Schafe, das Krächzen der Krähen in einem nahen Wald   … aber irgendwie machte das alles nur noch stiller. Es gab keine
menschlichen
Geräusche. Keinen Verkehr. Keine Stimmen.
    Es war die Stille eines anderen Zeitalters.
    Eine andere Zeit.
    Eine andere Bushaltestelle. Ein anderer Tag. Eine andere Nacht. Ich spürte es – der Himmel schwarz von Regen, Rachel, die aus dem Bus stieg, das Handy probierte, dann über die Straße eilte zur Telefonzelle, um Abbie anzurufen. Aber das Telefon ist nicht in Ordnung. Defekt, zerstört, blockiert. Kein Freizeichen. Keine Antwort. Sie kann mich nicht hören. Sie ist Hunderte Kilometer entfernt. Sie ist ganz allein. Sie friert, sie ist durchnässt, es ist dunkel und stürmisch und irgendwas ist da draußen, was da nicht sein dürfte   …
    »Denk nicht drüber nach.«
    Cole stand neben mir und hatte die Hand auf meine Schulter |65| gelegt.
    »Ich kann es aber nicht abstellen«, sagte ich zu ihm.
    »Ich weiß.«
    Er drückte meine Schulter, dann schaute er hinüber zu Abbie. Sie wartete am Straßenrand auf uns.
    »Dräng sie nicht zu sehr«, sagte ich leise zu Cole. »Sie hat vor irgendwas Angst. Wenn du es mit Gewalt aus ihr rauszuquetschen versuchst, sagt sie hinterher gar nichts mehr. Lass zwischendurch mal ein bisschen locker – okay?«
    Cole nickte. Noch immer den Blick auf

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