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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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hin knisterten. Ein alter Eisenherd in der Küche. Eine Speisekammer nach hinten raus.
    Abbie brachte uns nach oben und führte uns in das kleinere von zwei geräumigen Schlafzimmern. Dort standen ein Doppelbett, ein Klappsofa und jede Menge Kiefernmöbel.
    »Zum Badezimmer geht es einfach über den Flur«, erklärte sie. »Es ist genug heißes Wasser da, falls ihr duschen wollt oder so. Essen |94| ist in ungefähr zehn Minuten fertig.«
    »Danke«, sagte ich zu ihr.
    Wie sie da so ein bisschen verlegen in der Tür stand, spürte ich, dass eine Traurigkeit auf ihr lastete. Ich empfand auch noch etwas anderes, aber ich wusste nicht genau, was. Irgendeine Sehnsucht vielleicht   … der Wunsch, woanders zu sein. Ich meinte, auch eine Hoffnungslosigkeit wahrzunehmen. Egal, wonach sie sich sehnte, sie glaubte jedenfalls nicht daran, dass sie es bekommen würde.
    »Hat Rachel auch in diesem Zimmer gewohnt?«, fragte ich.
    Sie nickte. »Sie hat ein paar Sachen dagelassen – T-Shirts , Haarspangen   … ich wollte sie euch schicken, aber die Polizei hat es nicht erlaubt.«
    Ich schaute auf das Doppelbett. »Hat sie da drin geschlafen?«
    Abbie nickte wieder. Ich schaute noch eine Weile auf das Bett und versuchte irgendetwas zu finden, was ich sagen könnte – aber es gab nichts. Es war kein Augenblick für Worte. Ich sah hinüber zu Cole. Er stand bloß da wie immer und ließ alles so sein, wie es war.
    Ich lächelte Abbie zu.
    Sie lächelte zurück. »Gut«, sagte sie, »dann sehe ich euch gleich unten   …« Und sie drehte sich um und ging.
    Wir lauschten ihren Schritten die hölzernen Stufen hinab, dann schloss Cole die Tür, warf seine Tasche auf die Sofaliege und ging hinüber zum Fenster.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich ihn.
    »Ja.«
    »Meinst du, wir schaffen es?«
    »Was?«
    |95| »Keine Ahnung   … das, was wir vorhaben?«
    Er wandte sich vom Fenster ab und sah mich an. »Wir sind doch schon längst dabei. Wir sind hier, oder etwa nicht? Wir sind genau mittendrin. Das weißt du doch wahrscheinlich besser als ich.«
    »Ja, das stimmt wohl.«
    »Also, warum fragst du dann?«
    »Ich bin unsicher«, sagte ich und lächelte ihn an. »Ich muss einfach manchmal wissen, was du denkst.«
    »Du
weißt
, was ich denke.«
    »Ich muss es hören.«
    Er sah mich an und hielt den Kopf vollkommen still. Seine Augen waren so dunkel wie die Nacht.
    »Du willst wissen, was ich denke?«, sagte er leise.
    »Ja.«
    Er wartete einen Moment, dann ging er in Richtung Tür. »Ich muss aufs Klo«, sagte er. »
Das
ist es, was ich denke.«
    »Das wusste ich«, erklärte ich ihm.
    »Hab ich mir fast gedacht.«
    »Das wusste ich auch.«
    Er öffnete die Tür und ging hinaus, ohne mich noch einmal anzusehen.
     
    Während er fort war, legte ich mich aufs Bett, mit dem Gesicht nach unten. Es war frisch bezogen – Laken und Decke erst kürzlich gewaschen, die Kissen steif und prall. Es war nichts mehr übrig von Rachel und doch spürte ich ihre Gegenwart. Als ich die Augen schloss und mein Gesicht im Kissen vergrub, konnte ich ihre schlafende Haut riechen. Ich konnte ihre Träume riechen. Ich sah |96| ihr Gesicht in der Dunkelheit. Ihre Augen waren geschlossen. Ihr Atem war süß. Ihr glänzendes schwarzes Haar lag weich auf dem weißen Kissen.
    Ihre Lippen zitterten.
    Geh nach Hause, Ruben
, sagte sie.
Lass die Toten die Toten begraben. Geh nach Hause.
     
    Wir gingen nach unten, das Essen stand schon auf dem Tisch. Es gab Schinken, Huhn, Salat, Brot. Wasser in Flaschen, Bier, Wein. Abbie machte den Wein auf und wollte Cole einschenken.
    »Danke, für mich nicht«, erklärte er.
    »Bist du sicher?«
    Er nickte.
    »Ruben?«, fragte sie und bot mir die Weinflasche an.
    Ich schüttelte den Kopf. »Kann ich vielleicht von dem Wasser haben?«
    Während sie mir ein Glas Wasser eingoss, öffnete Vince ein paar Dosen Bier und reichte Cole eine, ehe der Nein sagen konnte.
    »Prost«, sagte Vince und nahm einen kräftigen Schluck.
    Beim Sprechen verschleifte er die Worte, deshalb vermutete ich, dass es nicht das erste Bier des Abends war. Cole hob ihm die Dose entgegen, trank jedoch nicht. Ich stieß mit Abbie an. Sie nahm einen ordentlichen Schluck, dann machten wir uns ans Essen.
    »Also«, sagte Vince und nagte an einem Hühnerschenkel, »dann haben sie euch nicht im Bridge wohnen lassen?«
    Ich schaute zu Cole. Sein Gesicht sagte mir: Erzähl du’s ihm.
    Ich
hatte
es ihm schon erzählt, vorhin am Telefon, aber wahrscheinlich war es

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