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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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immer höher und höher wurden, änderten einige ihre Meinung.« Sie zuckte die Schultern. »Man kann ihnen das nicht mal verübeln. Ich meine, es war viel Geld, verrückt viel |146| Geld, viel mehr, als die Grundstücke wert waren. Mit der Zeit konnten sie einfach nicht mehr widerstehen. Und danach setzte eine Art Schneeballeffekt ein. Die, die nicht verkaufen wollten, merkten, dass es gar keinen Grund mehr gab zu bleiben, weil nichts von dem mehr da sein würde, weswegen sie bleiben wollten – keine Geschäfte, kein Pub, keine Schule, keine Arbeit   … kein Lychcombe.« Sie schwieg, schaute zurück, den Berg hinab Richtung Dorf. »Inzwischen ist so ziemlich alles weg«, sagte sie. »Es gibt immer noch ein paar, die nicht nachgegeben haben, aber lange halten die das nicht mehr durch.«
    »Das versteh ich nicht«, sagte ich. »Warum sollte denn jemand ein Interesse haben, ein ganzes Dorf zu kaufen? Zumal das hier. Ich meine, hier ist doch nichts, oder?«
    »Noch nicht, aber bald.« Sie sah mich an. »Hast du schon mal von einem Ort namens Dunstone Castle gehört?«
    »Nein.«
    »Das ist ein Luxushotel auf der andern Seite vom Moor, ungefähr fünfzehn oder zwanzig Kilometer von hier. Früher war es eine Burg   … also, es ist immer noch eine Burg, glaube ich. Aber sie ist vor ein paar Jahren aufgekauft und komplett umgestaltet worden – die Gebäude, das Land drum herum, alles. Jetzt gibt es da Golfplätze, Swimmingpools, Konferenzräume   … sogar einen privaten Hubschrauberlandeplatz. Die Leute kommen aus aller Welt, um sich dort aufzuhalten.«
    »Das große Geld«, murmelte ich.
    »Genau – und das ist der Grund, warum sie gleich noch eins bauen wollen.«
    »Hier?«
    Sie nickte. »Angeblich soll dieses noch größer werden als Dunstone. |147| Ein brandneues Hotel mit allen Schikanen. Restaurants, Golfplätze, Reiten, Jagd, Fischen   … an nichts wird gespart.«
    »Und keine Einheimischen, die dich stören.«
    »Nur der Frieden und die Ruhe des Moors   …«
    »Dein ganz privates Refugium.«
    Jess lächelte mich an. »Das bringt ein Vermögen.«
    »Für wen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das weiß keiner. Wer auch immer dahintersteckt, bleibt in diesem Stadium außen vor. Alle Immobiliengeschäfte werden von einer dritten Partei organisiert. Sie ernennen jemanden, der das Ganze abwickelt, und wer auch immer dafür zuständig ist, beauftragt einen, der irgendwen aus dem Dorf für die Drecksarbeit auftreibt.«
    »Was denn für Drecksarbeit?«
    »Leute abfinden im Wesentlichen. Sie zum Verkauf überreden.«
    »Überreden?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nicht jeder weiß, was gut für ihn ist.«
    So langsam verstand ich. Ich sah die fehlenden Stücke – die Schatten, die Schemen   … die Einzelteile, die anzeigten, was da sein sollte.
    » Wer ist das, der die Leute überredet?«, fragte ich.
    Jess sah mich an. »Er heißt Henry Quentin. Wahrscheinlich hast du ihn gestern Abend im Bridge gesehen.«
    »Der mit dem Bart?«
    »Ja.«
    »Wohnt der im Dorf?«
    Sie nickte. »In dem großen Natursteinhaus am Ende der High Street. Ich weiß nicht viel über ihn, nur dass er jede Menge Geld |148| damit macht. Er bekommt ein Honorar von den Hotelleuten, außerdem eine Provision für alles, was er kauft, und eine dicke Bonuszahlung, wenn der ganze Deal abgeschlossen ist. Ich hab gehört, er hat auch noch ein paar eigene Dinge laufen – Sachen, von denen die Hotelleute nichts wissen.« Sie sah mich wieder an. »Deshalb will niemand, dass ihr hier seid und eure Nase hineinsteckt. Henry ist nicht der Einzige, der mit der Geschichte Geld macht – er hat das halbe Dorf hinter sich. Und wenn die glauben, ihr wühlt zu viel Staub auf   … na ja, dann gefällt ihnen das garantiert nicht.«
    Sie öffnete die Wasserflasche und nahm noch einen Schluck. Ich betrachtete sie und fragte mich, warum sie mir das alles erzählte. Wollte sie mich einfach nur freundschaftlich warnen, indem sie mich wissen ließ, wie die Dinge standen? Oder gab es noch etwas anderes, irgendetwas, das sie mir nicht verraten hatte?
    Wahrscheinlich würde ich einfach abwarten müssen.
    Die Sonne stand jetzt direkt über uns und knallte mit einer dunstig weißen Hitze herab, die in der Luft flimmerte wie ein unsichtbarer Nebel. Durch die der Zeit enthobene Stille spürte ich Rachels Atem im Wind. Sie war jetzt gar nicht weit weg. Ich konnte ihre Gegenwart spüren, ihren Schmerz, ihren Tod. Sie war
bei
mir. Sie war die ganze Zeit bei mir gewesen – bei

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