The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
alles andere als in Ordnung.«
»Grandma, ich bin fast sechzehn. Ich muss doch langsam auf mich selbst aufpassen können. Und ich lern ja auch dazu.« Noch eine Lüge würde jetzt auch nichts mehr ausmachen. »Wei bringt mir einige von ihren Kampfsport-Griffen bei. So was wird nie wieder vorkommen.«
Eispackungen halfen zwar gegen die Schwellung, aber ich fand es unmöglich, auf der Seite zu schlafen, wo Ed mich im Gesicht getroffen hatte. Aber vermöbeltes Gesicht hin oder her, ich wälzte mich vor allem deshalb im Bett, weil ich die Vorkommnisse des Tages in Gedanken noch einmal durchspielte. Ed wusste, dass mein We LS -Vertrag verschwunden war, also hatte ich recht damit gehabt, dass er hinter dem Einbruch steckte. Und selbst wenn er nicht persönlich als der Auswähler an meiner Schule antrat, hatte er doch so viel Einfluss, dafür zu sorgen, dass ich auserwählt wurde. Und in dem Augenblick, wo ich weg war, würde er sich Dee holen. Das Buch stand im Mittelpunkt von alldem. Ich konnte es nicht länger vor ihm verstecken. Und deshalb musste ich meinen Vater finden, und zwar so schnell wie möglich.
Den Schmerzen zum Trotz übermannte mich schließlich der Schlaf. Doch ehe ich wegdriftete, kam mir noch der Gedanke, dass, selbst wenn Ed meinen Vertrag hatte, die We LS -Agentur irgendwo vermerkt haben musste, dass Ginnie mich freigekauft hatte. Grandma musste sie gleich in der Früh anrufen. Das wäre dann eine Sache weniger, über die ich mir Sorgen machen musste.
XXXV
Als Erstes rief gleich am nächsten Morgen Sandy an. »Um welche Zeit kommst du denn jetzt am Wochenende? Ich kann es gar nicht erwarten, meinen Geburtstag mit dir zu feiern! Ich hab schon einen Tätowier-Termin, und ich weiß auch genau, was ich anziehe …«
»Sandy – ich … ich kann dich am Wochenende nicht besuchen kommen. Ich bin gestern Abend hingefallen, direkt mit dem Gesicht voraus.«
»Aber Nina, es ist mein Geburtstag!«
»Tut mir leid, sieht wirklich übel aus.« Ich zuckte zusammen und betastete vorsichtig meine Wange. »Hier, ich schick dir ein Digi, dann siehst du es selbst. Das tut so weh, das kannst du dir nicht vorstellen.«
Ich konnte hören, wie sie mit ihrem PAV hantierte. »Nina! Was hast du gemacht? Verdammt, so kannst du ja nicht aus dem Haus gehen! Aber gut, ich komm in die Stadt, wenn Derek wieder spielt.« Dem folgte ein endloser Schwall darüber, wie toll er doch war. »Ach ja, und Mike hat angerufen. Ich hab ihm versprochen, ihm im Zoo zu helfen, wenn ich wieder in der Stadt bin. Macht bestimmt Spaß. Außerdem muss ich bei ihm keine Angst haben, dass ich meine Jungfräulichkeit verlieren könnte, und für We LS muss ich ja Jungfrau bleiben. Hast du überhaupt eine Vorstellung, wie schwer das für mich wird? Die Jungs schließen schon Wetten ab, wer wohl mein Erster sein wird.«
Das ging dann fünf Minuten so weiter, ohne Punkt und Komma, bis ich es nicht länger aushielt. »Ich muss mich jetzt für die Schule fertig machen«, murmelte ich und legte auf.
Das wurde mir alles langsam viel zu kompliziert. Mir war schleierhaft, wie ich es verhindern sollte, dass Sandy und Wei wegen Derek aneinandergerieten. Und ich fand es überhaupt nicht gut, dass Sandy Mike an der Nase herumführte; das wäre echt so was von unfair. Ich war mir nicht sicher, ob ich diese ganzen Beziehungsdramen, die mich zusätzlich belasteten, länger ertragen konnte. Doch ich redete mir ein, dass mir schon noch ein Plan in den Sinn kommen würde. Schließlich waren sie alle meine Freunde.
***
Ehe wir zur Tür raus waren, entdeckte Dee Sal in der Lobby. »Was machst du denn hier?«
»Ich warte auf euch.« Er zwinkerte ihr zu.
»Das find ich gut. Fast so wie ein großer Bruder. So einen hab ich mir schon immer gewünscht.« Sie warf mir schnell einen Blick zu. »Aber ich hab natürlich auch gern eine große Schwester. Hast du Ninas Gesicht gesehen? Sie ist gestern hingefallen.«
»Ja, ich weiß«, meinte Sal.
Ich wünschte, ich hätte den lila-blauen Fleck, der sich von meinem Kinn bis hoch zum Auge zog, irgendwie vertuschen können, aber es war unmöglich. Er bedeckte meine Wange komplett.
»Ich war dabei – irgendwie«, erklärte er.
»Du hättest sie auffangen sollen«, sagte Dee. »Dann würde sie nicht so übel aussehen und hätte nicht solche Schmerzen. Sie ist echt immer ganz schön mies drauf, wenn ihr was wehtut. Sie konnte nicht mal ihr Frühstück essen heute Morgen. Grandma musste ihr einen Proteinshake machen. Die find
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