The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
ich eklig. Bäh!« Sie rümpfte die Nase.
»War der echt so schlimm?«, fragte er mich.
»Besser als nichts … vermutlich«, murmelte ich. Es tat echt weh, wenn ich nur den Mund aufmachte. Grandma hatte vorgeschlagen, ich sollte die Klinik in unserem Gebäude aufsuchen. Aber ich wollte nicht, dass man mir die Lippe nähte. Deshalb hatte ich versprochen, den Mund einfach zuzulassen; was für mich nicht so ganz einfach war.
Derek traf uns an derselben Stelle wie immer, doch Mike war nirgends zu sehen.
»Er ist spät dran«, meinte Derek. »Sein Dad ist krank, er hat die letzte Ladung Medikamente überhaupt nicht gut vertragen. Mike musste seiner Mom helfen, ihn ins County Hospital zu bringen.«
»Hey, Leute!«
Wir alle drehten uns gleichzeitig um. Mike kam den Bürgersteig entlanggerannt.
Als er uns endlich eingeholt hatte, war er völlig außer Atem. »Was zur Hölle ist denn mit dir passiert? Bist du mit einem Transit zusammengestoßen?«, fragte er mich.
»Lange Geschichte«, meinte Derek.
Er fing an, ihm alles zu erklären, doch ich schaffte es, seinen Blick einzufangen, und bekam gerade noch ein energisches Kopfschütteln hin. Was nicht unbedingt zu empfehlen ist, wenn jeder Muskel einer Gesichtshälfte geschwollen ist und wehtut. Ich deutete mit einem Kopfnicken zu Dee, die gerade dabei war, Sal von ihrem bevorstehenden Klassenausflug ins Wissenschafts- und Industriemuseum zu erzählen.
Ich hatte mittlerweile eine Methode entwickelt, wie ich zumindest langsam sprechen konnte, ohne die Lippen zu bewegen. »Sie denkt, ich bin hingefallen«, flüsterte ich, so gut es ging.
»Häh?« Derek starrte mich ungläubig an.
Ich wiederholte meine Worte, diesmal ein wenig lauter.
Er verstand mich immer noch nicht.
»Hingefallen?«, hakte Mike nach. »Du bist hingefallen?«
Ich nickte.
»Du Pflaume.« Er grinste mich an. »Hoffentlich tut es nicht zu arg weh.« Ich wusste, dass er mit mir litt, aber zu viel mehr Mitgefühl war Mike generell nicht fähig.
Nachdem wir Dee in ihrer Schule abgeliefert hatten, meinte Wei: »Ich hab gestern noch die neusten Nachrichten abgefragt. Es gab eine Karambolage von sechs Transportern und einem Bus südlich vom Loop. Niemand wurde ernsthaft verletzt.«
»Wie schade«, knurrte Sal. »Denn wenn ich diesen Ed erst mal in die Finger kriege, dann wird er so was von ernsthaft verletzt sein.«
»Hörst du jetzt bitte mit deinen Drohungen auf? Das hilft uns nicht weiter«, entgegnete Wei. »Dad ist noch nicht aus Amsterdam zurück. Ich schätze, wir müssen uns etwas einfallen lassen, falls noch mal was passiert, bevor er zurück ist.«
Sal deutete mit dem Kopf auf eine Gruppe Schüler, die auf uns zukamen. »Wir können uns später darüber unterhalten. Vielleicht bei dir zu Hause, Wei?«
Sie nickte.
»Ich hab keine Ahnung, wovon ihr redet, aber ich kann nicht mit«, meinte Mike. »Hab Verpflichtungen im Zoo.«
»Ich auch nicht«, sagte Derek. »Probe mit Riley. Tut mir echt leid, Nina. Du weißt …«
»Schon okay«, murmelte ich. »Deine Musik ist wichtig.«
»Wir kommen schon klar«, bestätigte Wei.
***
Nach der ersten Stunde wartete Wei schon auf mich. »Komm mit«, flüsterte sie. Ich folgte ihr den Gang entlang.
Wir gingen durch eine Tür, ein paar Stufen runter, bis wir in einen Flur im Untergeschoss gelangten. Ich betrat hinter ihr einen kleinen Raum am Ende des Gangs. »Das hier ist das alte Arrestzimmer. Eine tote Zone, weil die nicht wollten, dass irgendjemand mitbekam, was tatsächlich hier unten vor sich ging.«
Sal wartete bereits drinnen.
»Wir müssen uns beeilen – hier habt ihr Passierscheine, damit ihr zurück in eure Klassenzimmer kommt.« Er überreichte sie uns. Ich erkannte die Unterschrift von Miss Gray. »Ich kann heute Nachmittag nicht. John muss was fertig machen und ich soll ihm dabei helfen.« Er drückte meine Hand. »Das verstehst du doch, nicht wahr?«
Ich nickte. Offensichtlich gingen so einige Dinge um mich herum vor sich, von denen ich nichts wusste. Und ich war mehr als nur ein bisschen nervös, weil ich herausfinden wollte, worum es sich dabei handelte.
»Wei, du sprichst mit deinem Dad, ja?«, bat Sal sie. »Ich schätze, es gibt nur einen Weg, wie wir mit dieser Sache fertig bwerden.«
»Du meinst doch nicht etwa …« Ich ließ die schreckliche Schlussfolgerung, die er nahelegte, unausgesprochen.
»Nina, wenn Ed dich erwischt, bringt er dich direkt vor den Regierungsrat – oder Schlimmeres. Gegen deren Verhörmethoden
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