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The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

Titel: The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Karr
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das Fenster. Oberhalb von Ginnie blinkten diverse Lämpchen an Monitoren und überall um sie herum schlängelten sich Schläuche und Drähte. Ich zwinkerte ein paarmal kräftig und wandte mich dann ab. Durch die Tränen hindurch erkannte ich, wie ein Mann den Liftport betrat und mit einer Krankenschwester sprach. Sie kam raus, gerade als die Tür zuging, und eilte an mir vorbei in Ginnies Zimmer. Ich stand da und starrte auf den geschlossenen Liftport, dann blickte ich wieder zu Ginnie.
    Ed.
    Ich wollte nicht, dass er in ihre Nähe kam, nicht jetzt, nicht irgendwann. Nach all den unzähligen Malen, die er sie verprügelt hatte … was, wenn er etwas mit dem Überfall zu tun hatte? Er war zu einem Mord fähig, davon war ich überzeugt. Blanker Hass floss durch meine Adern.
    Eine Ärztin kam vorbei, um mit mir und Dee zu reden, deshalb achtete ich nicht länger auf den Liftport. Ihre sanften Augen und ihre sachliche Art erinnerten mich an Grandma. Sie versicherte mir, dass Ginnie keinerlei Schmerzen erleiden musste, und erklärte mir dann das Wichtigste über die Unendlichkeitsmaschine.
    Ihre Stimme klang sanft, doch die Worte waren knallhart. »Ihr könnt zehn Minuten lang mit eurer Mutter reden; das sind also fünf Minuten für jede von euch. Ihr dürft ihr Gesicht und ihren Kopf berühren, aber achtet bitte darauf, dass ihr die Geräte nicht anfasst. Nach neun Minuten ertönt ein Signal, dann komme ich rein. Und eine Minute später müssen wir das Gerät abschalten.«
    Ich zeigte auf den Raum. »Warum ist sie da drin? Wir gehören keinem oberen Rang an.«
    Die Ärztin schüttelte den Kopf. »Die Regierung setzt mich nicht über die Gründe in Kenntnis.«
    Es war auch einerlei. Denn immerhin war Ginnie am Leben und wir durften sie besuchen. Ich legte den Arm um Dee und gemeinsam betraten wir das Zimmer. Mir schnürte es den Magen zusammen – denn irgendwie überkam mich das Gefühl, zu meiner eigenen Hinrichtung zu schreiten.
    Ginnies einbandagierter Kopf ragte aus dem Aluminiumzylinder, in den ihr Körper eingeschlossen war. Eine Krankenschwester stand daneben und drehte an irgendwelchen Knöpfen an einem Schaltpult.
    »Mom«, flüsterte ich, während ich näher an die Maschine herantrat. »Kannst du mich hören?«
    »Ja.« Sie bewegte den Kopf ein kleines Stück in meine Richtung. Ihre Lippen bewegten sich nicht und ihre Augen blickten ins Leere. Ihre Stimme klang hohl und metallisch, überhaupt nicht wie ihre eigene – sie war nichts als eine künstliche Reproduktion ihrer Gedanken. Ich war mir sicher, dass ich diesen Klang niemals würde vergessen können. »Ich schätze, ich werde dann wohl nicht frühzeitig zu Hause sein, wie?« Ihren Sinn für Humor hatte sie also offensichtlich nicht verloren, doch zum Lachen war mir nicht im Geringsten zumute.
    »Mom.« Dees Stimme bebte und Tränen rannen ihr über die Wangen. »Du darfst nicht sterben!« Sie riss sich von mir los und rannte auf Ginnie zu. Sie versuchte, unsere Mutter zu berühren, doch sie war zu klein, um zu ihr hochzukommen. Die Schwester zog deshalb einen kleinen Hocker unter dem Apparat hervor, und ohne Zögern kletterte Dee darauf. Sie tätschelte Ginnies Gesicht und küsste sie wieder und wieder auf die Wange, wobei sie die ganze Zeit hemmungslos heulte.
    »Ach, Deedee, Liebling, Nina passt schon auf dich auf.«
    »Mom!« Dee streichelte nun wie wild über die Verbände. »Du darfst uns nicht alleinlassen. Ich hab dich lieb. Du darfst nicht sterben.«
    »Deedee«, mahnte die blecherne Stimme nun, »du musst stark sein. Ich hab euch Mädchen doch dazu erzogen, stark zu sein. Du und Nina, ihr müsst von jetzt an gegenseitig auf euch aufpassen. Hast du verstanden?«
    Dee nickte und schluckte die Tränen runter.
    Dann seufzte Ginnie tief. Ein Rasseln ging durch den Zylinder und ich fragte mich, ob die Ärztin sich auch wirklich sicher war, dass sie keine Schmerzen hatte.
    »Deedee, Liebes, geh bitte für eine Minute nach draußen, ich muss mit Nina allein sprechen.«
    Die Krankenschwester führte die herzzerreißend schluchzende Dee aus dem Zimmer. Als die Tür sich hinter ihnen schloss, fragte Ginnie: »Sind sie weg?«
    Ich warf einen Blick zur Tür. »Ja.«
    »Komm näher.«
    Schnell kam ich ganz nah an ihr Gesicht ran. »Ich bin hier, Mom.« Seit ich zwölf war, nannte ich sie Ginnie. Es war einfach nicht cool, wenn man seine Eltern bloß Mom und Dad nannte. Jetzt wünschte ich mir, ich hätte sie nie anders genannt. Ich streichelte ihr Gesicht und

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