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The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

Titel: The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Karr
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Wochen würde man mir das Brandzeichen verpassen und mich dadurch zur legalen Person machen. GPS -Implantate. Ich wollte meines gern loswerden – und zumindest in diesem Punkt hatte ich eine Chance. Wenn ich sechzehn war, würde ich es mir entfernen lassen können. Ich hatte es nicht nötig, dass der Regierungsrat zu meiner eigenen Sicherheit über mich »wachte« und über jeden meiner Schritte Bescheid wusste. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und umarmte mich selbst ganz fest.
    Vielleicht sollte ich einfach aufgeben, anfangen, die XVI Ways zu lesen, und mir überlegen, wie ich mit dem Unvermeidlichen klarkommen könnte. Unter der Tür drang ein schwacher Lichtschein ins Zimmer und erhellte es gerade so viel, dass ich Ginnies Foto erkennen konnte, das neben Dees Bett stand.
    Ginnie. Sie war nie wie Sandys Mom gewesen, die sie ständig ermunterte, ja sogar drängte, sich an die in den Medien vermittelten Richtlinien zu halten. Mrs Eskew hatte für Sandy jedes Informationsvideo besorgt, das die von XVI Ways herausgebracht hatten. Sie zwang Sandy sogar dazu, das Flirten zu üben und wie sie sich am besten vor ihrem anzüglich grinsenden Stiefvater präsentierte. Ich hätte das Sandy gegenüber nie laut gesagt, aber ihre Mutter war eine richtige Idiotin.
    Ginnie hatte mich nie zu irgendwas gezwungen – außer zur Kunst, und das war nicht wirklich ein Zwang gewesen. Sie war so gegen diesen ganzen Medienhype, dass sie an unserer FAV einen Blocker eingebaut hatte, der Werbesendungen unterdrückte, und sie stellte das Fernsehen aus, wann immer sie die Gelegenheit fand. Einmal hatte sie vergessen, den Blocker zu deaktivieren, bevor Ed zu uns kam; als er bemerkte, was sie getan hatte, wurde er fürchterlich wütend.
    Obwohl ich unter der Decke lag, durchfuhr mich jetzt ein Zittern. Die eiskalten Erinnerungen an seine Brutalität überkamen mich. Ich konnte ihn immer noch hören, nachdem er das Ausblendgerät an der Steuerung entdeckt hatte: »Woher hast du das?« Als Ginnie sich weigerte, zu antworten, ließ er sie seine Kiste mit den Videos holen. »Du brauchst wohl eine kleine Auffrischung, Baby«, hatte er gedroht. Dann hatte er mir befohlen, mit Dee nach nebenan zu Sandy zu verschwinden. Er hatte nie zugelassen, dass seine Tochter mitbekam, was für ein schrecklicher Mensch ihr Vater war. Meinetwegen machte er sich hingegen gar keine Gedanken. Ich wusste, wenn ich zurückkam, würde es Ginnie nicht gut gehen. Sie konnte fast eine Woche lang kaum laufen. Ihr rechtes Auge war tagelang zugeschwollen. Dee hatte er erzählt, ihre Mutter sei ein Tollpatsch und gegen die Schranktür gerannt.
    Ich hasste ihn.
    Ich wollte gern glauben, dass es auch eine andere Art der Liebe gab, so wie Ginnie und mein Vater sich nach den Erzählungen meiner Grandma geliebt hatten. Aber ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie eine solche Liebe aussehen sollte. Wenn es immer so war, wie das in Eds Videos den Anschein hatte, dann hätte die Menschheit wohl gar nicht überlebt. Ich berührte das W an meiner Charms-Kette und musste die Tränen unterdrücken, während ich in die Dunkelheit hineinflüsterte: »Woher soll ich denn wissen, was die Wahrheit ist?«

XVI
    Am nächsten Morgen in der Schule drehte sich Wei zu mir und sagte: »Sal hat mir das mit deiner Mutter erzählt. Tut mir echt leid. Das ist so fürchterlich. Und dann musstest du auch noch auf eine andere Schule wechseln …«
    Da sie mich so voller Mitgefühl ansah und ihre Worte so überraschend kamen, hätte ich mich beinahe nicht mehr im Griff gehabt und zu heulen angefangen.
    »Es geht schon.« Ich sah sie dabei nicht an. Stattdessen fingerte ich an dem Textchip auf meinem Schreibtisch herum. »Eigentlich geht es mir sogar recht gut.« Es fiel mir von Mal zu Mal leichter, in Bezug auf meine Gefühle zu lügen.
    »Wenn du reden willst, ich kann gut zuhören. Und Sal auch.« Sie streckte ihre Hand aus und drückte meinen Arm. »Und er weiß sehr gut, wie es sich anfühlt.«
    »Warum sollte ich …«
    Mr Haldewick tänzelte auf uns zu, tippte mit seinem Zeigestab auf den Boden und ermahnte uns, still zu sein.
    Dass Wei und Sal Freunde waren, wusste ich ja, aber ich fragte mich doch, wie eng sie tatsächlich befreundet waren. Obwohl sie natürlich recht damit hatte, dass Sal genau wusste, wie es sich anfühlte – er war schließlich auch allein.
    Der Gong ertönte und Wei war aus dem Zimmer gehuscht, ehe ich die Gelegenheit bekam, noch etwas zu ihr zu sagen.
    ***
    In der

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