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The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

Titel: The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Karr
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sich. »Beim Auspacken bin ich auf dieses alte Album hier gestoßen.«
    Ich erkannte den abgewetzten roten Einband. »Als ich noch klein war, haben wir uns das oft angeschaut.« Ich kuschelte mich neben sie auf die Couch. »Da ist mein Vater.« Ich deutete auf ein Foto, das einen kleinen Jungen zeigte, der ein schwarz-rotes Kostüm mit einem großen E in der Mitte und einem flatternden Umhang anhatte. »Wie alt war er da?«
    »Er war neun. Das war sein Kostüm zum Tag der Fantasie. Er wollte das Böse bekämpfen.« Grandmas Blick war ganz verschleiert. »Ich hätte es wissen müssen …«
    »Er war immer auf der Seite der Guten, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt.« Grandma blätterte um. »Hier ist er an der Highschool, ungefähr so alt wie du jetzt, vielleicht ein bisschen älter.«
    Auf dem Foto erkannte selbst ich, wie ähnlich wir uns sahen. Braunes Haar, der Scheitel auf der gleichen Seite, große Augen und eine gerade Nase. »Was hält er da in der Hand?« Ich zeigte auf eine Medaille, die er festhielt.
    »Er hatte gerade einen Debattierwettbewerb zum Thema ›Einfluss der Medien und die Untergrabung des freien Willens‹ gewonnen. Er sprach sich für die Seite der Bürger aus – sein unglücklicher Gegner war für die Medien gewesen.«
    Ich konnte Ginnies Stimme in meiner Erinnerung hören: Glaub nie alles, was du hörst, wenn die Regierung dahintersteckt. Du musst die Wahrheit für dich selbst herausfinden. Sei keins von diesen Schafen, die blind den Medien hinterherrennen – versprich mir das. Ich hatte es ihr jedes Mal versprochen. Und dennoch hatte sie mich immer wieder ermahnt, die Dinge nicht laut und in der Öffentlichkeit infrage zu stellen – denn man könnte nie so genau wissen, was dann passieren würde.
    Grandma riss mich aus meinen Gedanken. »Siehst du das hier?« Sie deutete auf ein anderes Foto. »Ginnie und Alan waren ein perfektes Paar.«
    Die beiden, Seite an Seite. Mein Vater hatte den Arm um die Taille meiner Mutter geschlungen. Statt in die Kamera zu blicken, sahen sie sich in die Augen.
    Auf der nächsten Seite war er mit einem anderen jungen Mann vor einem Gebäude unter einem riesigen Vordach zu sehen. Ich hatte dieses Fotoalbum schon unzählige Male angeschaut und ich kannte immer noch nicht die Hälfte der Leute darin. »Grandma, wer ist das da?«
    »Jonathan. Er war Alans bester Freund. Das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, war bei der Beerdigung vor fünfzehn Jahren. Er und seine Frau, Jasmine … Nein, so hieß sie nicht …« Grandma betrachtete nachdenklich die Decke, so als würde sich der Name irgendwo dort oben verstecken. »Ach, ja.« Sie lächelte. »Jade. Sie war es, die deinen Großvater süchtig nach kandiertem Ingwer machte.« Grandma kicherte. »Sie waren damals mit ihrem Baby da, das war nur ein bisschen älter als du … niedlich, sehr niedlich. Dunkles Haar und riesige braune Augen. Ich kann mich nicht erinnern, ob es ein Junge oder ein Mädchen war. Weißt du, ich hab sie danach nie wieder gesehen. Ich glaube, sie sind irgendwann nach Übersee gezogen. Zumindest hat Ginnie das mal behauptet.«
    Schon komisch, dass Ginnie sie mir gegenüber nie erwähnt hat. »Waren sie denn danach noch in Kontakt mit Ginnie?«
    »Ich glaube schon, ja. Auf jeden Fall bis sie angefangen hat, sich mit Ed zu treffen.« Grandma runzelte die Stirn. »Was danach war, weiß ich nicht. Ich glaube, sie verlor den Kontakt zu fast sämtlichen Freunden, die sie und Alan in der Highschool hatten. Wenn du nicht gewesen wärst, und dann auch noch Dee, ich glaube nicht, dass wir sie noch gesehen hätten.«
    »Ihr behandelt Dee, als wäre sie eure eigene Enkeltochter«, sagte ich. »Obwohl Ed ihr Vater ist.«
    »Natürlich tun wir das«, meinte Grandma. »Sie konnte ihn sich ja nicht aussuchen. Aber wir hatten die Wahl, ob wir sie in unserem Leben haben wollten oder nicht. Wir hätten euch beide nicht um alles in der Welt unterschiedlich behandeln können. Ihr seid beide unsere Enkeltöchter, ob nun leiblich oder nicht.«
    Ich kuschelte mich an Grandma. »Ich hab dich lieb.«
    »Ich hab dich auch lieb, meine Süße.« Sie legte die Hände auf das Album. »Willst du noch weiter gucken? Ich langweile dich doch nicht mit diesen ganzen alten Fotos, oder?«
    »Ganz bestimmt nicht, Grandma, die sind toll.« Vielleicht versteckte sich ja noch mehr darin, irgendein Hinweis, wo ich mit meiner Suche nach meinem Vater beginnen könnte. Ich warf noch einmal einen Blick auf das Bild. Ja – Jonathan, Jade

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