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The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

Titel: The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Karr
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letzten Schulstunde dachte ich noch einmal über meinen Plan nach, mir Robins Roost anzusehen, statt mich auf Geschichte der Medien zu konzentrieren. Vielleicht erhielt ich ja heute endlich einen Hinweis darauf, wo ich meinen Vater finden könnte. Dee ging heute Nachmittag mit zu ihrer Freundin Maddie nach Hause. Und auch Derek und Mike warteten ausnahmsweise nicht auf mich: Derek hatte Bandprobe mit seinem Bruder, und Mike musste seinen Dad abholen, der den ganzen Tag an Biotests im medizinischen Forschungsinstitut der Regierung teilgenommen hatte. Falls mich jemand fragte, sagte ich einfach, dass ich in den Zoo wolle und hinterher nach Hause. Ich war bereit.
    Endlich war die Schule vorbei. Ich nahm den Transit der Linie 33 in Richtung Süden und stieg an der Ecke Lincoln und Wells aus. Ich stand da und tat so, als würde ich darauf warten, dass die Ampel endlich grün wurde. Als der Transit außer Sichtweite war, wandte ich mich nach rechts. Und da war es, direkt vor mir, Robins Roost.
    Ich war erstaunt. Ich musste mindestens schon tausendmal an diesem heruntergekommenen Gebäude vorbeigegangen sein, ohne es auch nur je eines Blickes zu würdigen. Ganz zu schweigen davon, dass ich etwas von seiner Vergangenheit geahnt hätte.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, dort zu finden, aber an Robins Roost war nicht viel zu sehen. Das grüne Vordach von dem Foto war längst verschwunden. Sein verrostetes und zerfallenes Gestell klammerte sich immer noch an die schmutzigen, mit Plakaten zugekleisterten Wände wie abgestorbene Weinranken. Die meisten Fenster im Erdgeschoss hatten keine Fensterscheiben mehr und waren mit Brettern vernagelt. Ein blasser, rechteckiger Fleck ließ noch erahnen, dass dort an der Wand neben dem Haupteingang einmal ein Schild gewesen sein musste. Wahrscheinlich hatte es jemand mitgenommen, der Altmetall sammelte, vielleicht aber auch jemand, der damit glückliche Erinnerungen verband. Ich hoffte, Letzteres träfe zu. Ein orangefarbenes Schild aus Plastilin, das an der Tür klebte, wies darauf hin, dass das Gebäude »Zum Abriss freigegeben« sei. Und darunter, in kleinerer Schrift, war noch zu lesen: »Abbruch angekündigt und bestätigt für den 10. Dezember 2150«. Das war mein Geburtstag – in nicht mal ganz einem Monat. Wenn ich von diesem Gebäude ein bisschen später erfahren hätte, wäre es bereits verschwunden gewesen. Ausnahmsweise hatte ich also mal Glück gehabt.
    Eine schwere Eisenkette mit Vorhängeschloss war an der Tür angebracht. Ich rieb über die Scheibe, um ein winziges Guckloch zu schaffen, durch das ich nach drinnen linsen konnte, als plötzlich eine Stimme hinter mir fragte: »Irgendetwas Interessantes zu sehen da drinnen?«
    Überrascht wirbelte ich herum; es war Sal.
    »Nein.« Ich spürte, wie mir die Röte den Nacken hochkroch – warum nur hatte Sal immer diese Wirkung auf mich? Ich fühlte mich wie zwei Personen in einer. Ich wollte nichts mit ihm zu tun haben; und trotzdem hätte ich ihn am liebsten noch öfter in meiner Nähe gehabt. Und wenn er so dicht neben mir stand, dann schien es mir, als wolle ich gar nicht so sehr dagegen ankämpfen, wie ich es eigentlich hätte tun sollen.
    Er schirmte sein Gesicht mit den Händen ab und lugte hinein. »Ganz schön dreckig, wahrscheinlich stinkt es auch total da drin. Also sag schon, Nina, was fasziniert dich so an dem Gebäude?« Seine Augen sahen mich forschend an, sodass die Röte auf meinen Wangen immer intensiver wurde.
    »Ich war nur neugierig, das ist alles.« Ich war ihm keinerlei Erklärung schuldig. Was ich da tat, ging ihn überhaupt nichts an.
    »Echt.«
    »Ich hab ein altes Foto von meinem Dad und einem Freund von ihm, wie sie vor diesem Haus stehen.« Ich spielte an meinem Halskettchen rum und drehte den Anhänger hin und her. »Meine Mutter und er hatten ihre Hochzeitsfeier hier – ich dachte, ich werf mal einen Blick rein.« Und das stimmte ja auch. Mehr brauchte er nicht zu wissen. Ich versuchte als Nächstes, den Spieß umzudrehen. »Was treibst du denn hier?«
    Er gab mir keine Antwort. »Komm mit, willst du eine Limonade? Ich lad dich ein.«
    Wie schaffte er es nur, mir jedes Mal eine Antwort zu entlocken, und ich bekam nie eine von ihm? Ich wollte keine Limo, aber ich wollte weg von Robins Roost. »Klar … meinetwegen.«
    Wir überquerten die Straße, wobei wir den dicht gedrängten Transits und Mietfahrzeugen auswichen. Bei einem Verkaufswagen an der Ecke des Parks blieben wir stehen. Sal wollte

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