The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
wütender.
Ich spürte, wie mir das Blut in den Schläfen pochte. »Was, Sandy? Wegen Ginnie? Ich denke nicht, dass ihr Tod ihn auf wundersame Weise in einen netten Menschen verwandelt hat.«
»Na ja … ich schätze … ich dachte halt …«
»Du dachtest halt? So wie er sie immer behandelt hat? Du glaubst, es könnte ihm jetzt leidtun? Denkst du, es macht für ihn einen Unterschied, dass sie jetzt tot ist? Er hatte doch nie ein Problem damit, sie halb tot zu prügeln. Fies genug war er – vielleicht hat er sogar was mit ihrer Ermordung zu tun. Hast du darüber schon mal nachgedacht, Sandy?«
»Nina, beruhige dich. Ich hab doch nur gemeint, dass …«
»Er ist nie vorbeigekommen, um zu sehen, wie es Dee geht. Das Einzige, was er getan hat, war, ein paar dämliche Schlägertypen zu uns zu schicken, um seine geliebte FAV und seine widerlichen Videos abzuholen. Er hat ein einziges Mal bei Dee angerufen – und alles, was er zu ihr gesagt hat, war, dass er in den Nachrichten das mit Ginnie gehört habe. In den Nachrichten! Ich bezweifle, dass das überhaupt in den Nachrichten kam. Ein Mord an jemandem von Rang zwei schafft es normalerweise nicht in die Hauptmeldungen der Medien. Er ist ein verlogener, betrügerischer und dreckiger Arsch.«
»Nina, vielleicht hat er bei Dee angerufen, weil er wissen wollte, ob es ihr gut geht. Er hat sich bei mir erkundigt, ob ihr beiden glücklich darüber seid, dass ihr jetzt bei euren Großeltern lebt. Er hatte Bedenken, die beiden könnten zu alt sein, um sich um Dee zu kümmern.«
Die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf, und ich versuchte verzweifelt, mir in Erinnerung zu rufen, dass Sandy meine beste Freundin war. Ed konnte natürlich versuchen, die Vormundschaft von Grandma und Grandpa anzufechten, weil sie aufgrund ihres Alters nicht fähig sein könnten, sich angemessen um Dee zu kümmern. Das durfte ich einfach nicht zulassen – ich durfte nicht zulassen, dass er Dee zu seinem Aschenputtel machte. Ich sagte keinen Ton, stattdessen versuchte ich mich zu beruhigen, um nicht noch einmal auf Sandy loszugehen.
Nach längerem Schweigen meinte Sandy schließlich: »War eine dumme Idee, Nina. Tut mir leid.«
Mein Ärger verflog ein wenig, aber ich war beunruhigter denn je. »Schon okay.« Ich sollte mich inzwischen an Sandy gewöhnt haben. Leider fing sie viel zu oft an zu reden, bevor sie überhaupt eine Sekunde über das nachgedacht hatte, was sie sagen wollte. Wir waren trotzdem befreundet geblieben, weil ich sie immer verstanden hatte und ihr das, was sie sagte, nicht vorhielt. Ich hoffte nur, ich würde wieder zu dieser Normalität zurückkehren können.
Wir redeten noch ein Weilchen über nichts Besonderes, bis Grandma schließlich rief, ich solle das Licht ausmachen. Ich wusste, dass sie eigentlich in erster Linie Dee meinte, doch ich nutzte die Gelegenheit, um mich zu verabschieden. Ich hatte Angst, dass ich sonst noch was Blödes sagte.
Lange lag ich noch wach. Ed. Dee hatte gesagt, er habe ihr erzählt, dass er auf Dienstreise gewesen sei, als Ginnie umgebracht wurde. Aber ich war überzeugt, dass er es war, den ich im Krankenhaus gesehen hatte. Und dass er einen Bericht darüber in den Medien gesehen hatte, war völliger Blödsinn. Ich jedenfalls hatte keinen einzigen Beitrag zu dem Mord an Ginnie gesehen. Sie war nun mal keine wichtige Persönlichkeit, außer für mich und Dee. Wenn eine Frau von Rang zwei in einer Seitengasse erstochen wurde, dann schaffte es das selten in die Nachrichten. Ed aber hatte diese Typen zu uns geschickt, um die FAV abzuholen, also hatte er genau gewusst, was geschehen war. Vielleicht hatte er auch bei ihr in der Arbeit angerufen und so herausgefunden, was passiert war, oder er hatte es durch seinen eigenen Job erfahren.
Wie auch immer, ich musste ihn von Dee fernhalten. Er wollte ja gar nicht die Rolle des Vaters für sie übernehmen – er wollte ja noch nicht mal für seine richtige Familie der Vater sein. Sie würde bestimmt als das Aschenputtel seiner Familie enden und ich würde nichts dagegen tun können.
Stundenlang wälzte ich mich im Bett hin und her. Endlich fiel ich völlig erschöpft in einen unruhigen Schlaf, verfolgt von seltsamen Träumen. Ginnie kam darin vor, und auch Ed. Er hatte Dee in seiner Gewalt und Ginnie verfolgte die beiden in einem roten Trannie. Ich ritt auf Pepper hinter ihm her und holte ihn am Ufer des Flusses ein. Ich schnappte mir Dee, gerade rechtzeitig, bevor er sie ins Wasser werfen
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