The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
kommt.«
»Dann begleite ich dich.« Wir verabschiedeten uns von den anderen, dann ging er neben mir her, und zwar so nah, dass ich innerlich lächeln musste, ganz gleich, worüber wir gerade sprachen. »Erzähl mir mehr von diesem Ed.«
In den zehn Minuten, die wir zur Transit-Haltestelle brauchten, an der Dee auf mich wartete, erzählte ich ihm so gut wie alles über Ed. Abgesehen von den Videos. Darüber konnte ich mit Sal nicht sprechen.
Als wir an der Haltestelle eintrafen, entdeckte ich Dee auf der anderen Straßenseite vor einem Schaufenster. Und im selben Moment entdeckte ich Ed in einem grünen Transporter – einer, der genauso aussah wie das Fahrzeug, das mich gestern um ein Haar überfahren hätte. Er war allerdings nicht allein. Auf dem Beifahrersitz saß eine Frau, die ich jedoch nicht kannte.
»Sal – da ist Ed.« Ich packte Sal am Arm und deutete auf den grünen Trannie, der an der Kreuzung ganz in der Nähe von Dee wartete. Panik überkam mich. »Deedee!«, schrie ich und warf die Arme wild fuchtelnd in die Luft. »Hier! Ich bin hier!«
Ich flitzte über die Straße. Zum Glück kam gerade nichts. Mit quietschenden Reifen fuhr der Transporter an und raste davon. Sal lief hinterher.
»Nini!«, schrie Dee. »Bist du denn verrückt? Du hättest überfahren werden können.«
»Mir geht’s gut, Dee. Ich … ich wollte nicht, dass wir uns verpassen, weil … äh …« Keuchend beugte ich mich vornüber. »Hilf mir bitte«, flüsterte ich Sal zu, der mich ansah, als hätte ich komplett den Verstand verloren.
»Weil Nina und ich, wir wollen einen Spaziergang machen, und sie kann es gar nicht erwarten, endlich mit mir allein zu sein.« Er zwinkerte Dee zu.
»Bist du ihr Freund?«, erkundigte sich Dee.
»Vielleicht.« Sal grinste sie an. »Braucht sie denn einen?«
»Alle Mädchen brauchen einen«, meinte Dee. »Vor allen Dingen dann, wenn sie schon fast sechzehn sind.«
Ich war mir sicher, dass ich in dem Moment ebenso rot wurde wie meine Jacke. Ich wünschte, jemand hätte endlich was erfunden, womit man das ewige Rotwerden unter Kontrolle bringen konnte.
Der Transit Nummer 33 kam angefahren. Dee war die Erste, die einstieg. Ich wollte gerade ebenfalls einsteigen, als Sal flüsterte: »Also, Nina. Brauchst du jetzt einen Freund oder nicht?«
Als ich seinen Atem im Nacken spürte und einen Hauch von Aftershave roch, vermutlich Marke Orion, da wurde ich innerlich ganz flatterig. Ich konnte nicht leugnen, dass es ein tolles Gefühl war. Ich brauchte keinen Freund – ich war ja kein Sex-Teen. Aber vielleicht wollte ich ja einen? Es musste doch möglich sein, jemanden zu mögen, ohne wegen dieser Person gleich vollkommen durchzudrehen. Zumindest hoffte ich das.
Sal ergriff meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. Viel zu schnell waren wir zu Hause angekommen und mussten alle drei aus dem Transit aussteigen.
»Dee, sag doch bitte Grandma, dass ich rechtzeitig daheim bin, um mit dem Abendessen zu helfen.«
Sal und ich blickten Dee nach, bis sie im Inneren des Liftports verschwunden war.
»Wollen wir gehen?«, fragte er.
Ich nickte zustimmend. Der Chicago River war gleich auf der anderen Straßenseite, ein bisschen südlich vom Apartmentblock. Diese Richtung schlug Sal nun ein.
»Bist du dir wirklich sicher, dass Ed in diesem grünen Trannie saß?«, erkundigte sich Sal.
»Kein Zweifel. Wie könnte ich jemanden verwechseln, den ich so sehr hasse wie ihn.«
»Okay. Mach dir keine Sorgen, Dee ist im Moment in Sicherheit. Wir finden schon einen Weg, damit das auch in Zukunft so bleibt.« Er drückte meine Hand und ich erwiderte den Druck.
Der Fluss war zu beiden Seiten gesäumt von kleinen grünen Oasen, die durch schmutzig-graue betonierte Flächen voneinander getrennt waren. Wir ließen uns auf einer von diesen Grünflächen nieder, auf der ein Ahornbaum stand, an dem noch ein paar blassgelbe Blätter hingen und sich gegen den eisigen Wind wehrten. In den zersprungenen Pflanztrögen war etwas zu erkennen, das mal Blumen gewesen sein mussten, jetzt aber nur noch braune, verwelkte Bommel waren, die auf vertrockneten Stängeln zitterten. Der Fluss zog ruhig an uns vorüber und brachte eine erste Vorahnung von Winter auf seinen dunklen, rauen Wellen mit.
Dank Ginnie war ich schon immer wachsam gewesen wegen der Audio-Überwachungs-Polizei, doch erst seit dem kürzlich erlebten Vorfall mit den NonKons in der Innenstadt und nachdem ich Grandmas Störsender gesehen hatte, dachte ich
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