The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
Mike und Derek, dass ich Ginnie versprochen hatte, Ed von Dee fernzuhalten. Ich erzählte ihnen auch von meinem Gespräch mit Grandma und davon, dass Ed bei Dee angerufen hatte.
»Ich würde sagen, dass deine Grandma recht hat«, meinte Derek. »Wahrscheinlich hat er ein schlechtes Gewissen, weil er so ein Arsch ist.«
»Wer ist ein Arsch?« Sal kam uns nachgerannt.
»Ed«, erklärte Mike.
»Wer ist denn Ed?«
»Das ist Dees Vater.« Ich erzählte ihm, was ich den anderen bereits berichtet hatte. »Ich mach mir Sorgen, dass er sie als Aschenputtel will.«
An meiner Schule in Cementville hatte es zwei von diesen Aschenputtel-Mädchen gegeben. Sie waren so gut wie nie pünktlich gekommen, sahen immerzu müde aus und waren immer sofort nach dem letzten Gongschlag verschwunden. Ich glaube nicht, dass ich sie je mit jemandem habe reden sehen. Ganz abgesehen davon, dass niemand, nicht einmal Leute von Rang eins, sich mit Aschenputtel-Mädchen abgeben wollten. Ich würde auf gar keinen Fall zulassen, dass Dee so etwas passierte.
»Denkst du nicht, dass er nur …«, fing Sal an.
»Hör zu.« Derek ging dazwischen, so wie früher, als wir noch klein waren, um mich vor einem älteren Kind zu beschützen, das mich ärgerte. »Du kennst nicht die ganze Geschichte. Ed ist schlimmer als ein Hund, der am Mondfieber leidet.«
Sal kräuselte die Stirn. »Nina?«
»Ich … Derek hat recht. Ed kann man nicht trauen.«
»Vielleicht denkt er ja auch, Ginnie habe ein paar Kreditpunkte irgendwo versteckt, und die will er sich holen«, meinte Derek.
»Vielleicht ist er aber auch ein Spion der Regierung und Ginnie war in Wirklichkeit eine von den NonKons?«, meinte Mike lachend. Er hatte ja keine Ahnung, was für eine Wirkung seine Worte auf mich hatten. Es war ja nicht so, als wäre mir dieser Gedanke nicht schon selbst gekommen, besonders in letzter Zeit. Ginnie hatte ganz gewiss kein großes Geheimnis aus ihren Ansichten gemacht. Und Ed war immerhin ein Auswähler – er war also bei der Regierung beschäftigt. Mein Herz fing an zu rasen.
»Vielleicht habt ihr euch zu viele Krimis angeschaut«, meinte Sal. »Dee ist seine Tochter, er will doch nur nach ihr sehen.«
»Im Ernst, Sal«, entgegnete Mike jetzt kopfschüttelnd. »Du hast keine Ahnung, wovon du da redest. Nina kann es dir erklären – neben diesem Arschloch von Ed sieht mein Dad wie ein echter Held aus.«
Ein scharfer Windstoß fuhr durch mich hindurch und wieder klangen mir Grandpas Worte im Ohr. Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen. Plötzlich hatte ich Angst, er könnte recht haben.
XIX
Nach der letzten Stunde holte Wei mich auf dem Flur ein. »Nina! Wohin gehst du?«
»Ich bin auf der Suche nach Sal.« Mir blieb noch etwas Zeit, bevor ich Dee abholen musste.
»Er ist vielleicht schon nach der fünften Stunde heim. Hab ihn auf dem Weg zur letzten Stunde jedenfalls nicht gesehen. Und normalerweise laufen wir uns da über den Weg.«
»Oh.« Offensichtlich blieb meine Enttäuschung nicht unbemerkt.
Sie sah mich unter ihrem fransigen schwarzen Pony hervor eindringlich an. »Du magst ihn, nicht wahr?«
»Er ist nett.« Das klang selbst in meinen Ohren total lahm. Aber wenigstens führte ich mich nicht wie ein typisches Sex-Teen auf und schwärmte ununterbrochen von ihm.
Sie lächelte. »Ja, das ist er. Komm, ich begleite dich.«
Draußen standen Mike und Derek in der spätherbstlichen Sonne, zusammen mit Sal. Mein Herz tat einen kleinen Sprung, als ich ihn entdeckte, und ich konnte das Lächeln, das meine Lippen jetzt umspielte, nicht verbergen.
»Wir dachten schon, du müsstest nachsitzen«, meinte Derek scherzhaft. »Warst du nicht brav?«
»Halt’s Maul.« Ich stieß ihm einen Finger in die Rippen.
Gleichzeitig sprang er rückwärts. »Hey, du … pass bloß auf.«
»Genau«, meinte Mike. »Du könntest ja seinen zarten kleinen Körper verletzen.«
Derek schubste Mike, und Mike schubste ihn zurück. Wei und ich verdrehten nur die Augen wegen dieser Pseudo-Rauferei, die für Jungs so typisch ist, wenn sie noch klein sind, und die sie aber leider auch dann nicht aufgeben, wenn sie älter werden. Erst als Mr Haldewick auf der obersten Treppenstufe erschien und mit seinem Zeigestab auf den Boden klopfte und sie dabei stirnrunzelnd ansah, hörten sie auf.
Sal nahm mich am Arm und führte mich vom Geschnattere der anderen weg. »Lass uns in den Park gehen.«
»Ich muss erst zusehen, dass Dee sicher von der Schule nach Hause
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