The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
immer öfter darüber nach, dass die AÜP alles belauschte. »Sind wir hier sicher? Können wir uns ungestört unterhalten?«
»Kein Problem. Das hier ist eine TZ .«
Eine tote Zone. »Im Ernst? Woher willst du das wissen?«, fragte ich.
Er zuckte mit der Schulter. »Ich komm halt viel rum. Man findet vieles raus, wenn die Leute gerade nicht auf einen achten.«
»Zum Beispiel, wenn du dich als Obdachloser verkleidest?« Ich hatte ihn nie zu dem Tag befragt, an dem wir uns kennenlernten.
Er lachte. »Ja, da auch.«
Wir setzten uns auf eine Bank aus Metall und die Kälte der Sitzfläche fuhr eisig durch meine Jeans. Ich zitterte.
»Ist dir etwa kalt?«
»Ja.« Ich wollte nicht zugeben, an welcher Stelle ich tatsächlich fror. »Ich brauche meine Handschuhe …« Gerade wollte ich sie aus der Tasche ziehen, da packte Sal meine Hände und hielt sie zwischen den seinen.
»Ich wärm sie dir. Was hat dein Vater eigentlich gearbeitet?« Sal konzentrierte sich darauf, meine erfrorenen Finger zu reiben.
»Keine Ahnung«, musste ich zugeben. »Er starb in der Nacht, als ich zur Welt kam. Grandma meinte mal, er wäre im Debattierklub der Highschool gewesen und später auch am College. Aber danach … mir hat nie jemand erzählt, was er gemacht hat.«
»Weißt du irgendwas von seinen Reden?«
»Nur dass er sich immer für die Bevölkerung ausgesprochen hat, und gegen die Medien. Wir haben nie wirklich über ihn gesprochen. Ich schätze, Ginnie war das einfach zu viel.« Dass ich nichts über das Leben meines Vaters wusste, war mir fast peinlich. Ginnie hatte nie viel über ihn gesprochen und auch Grandma und Grandpa beschränkten sich immer auf seine Kindheit, wenn sie mir von ihm erzählten.
»Hast du denn irgendwelche von seinen Schriften oder Notizen?«
»Nein.« Ich legte den Kopf schief. »Wieso willst du das überhaupt wissen?« Und warum interessierte er sich auf einmal so für meinen Vater?
»Ach, nur so.« Er sah mich an – sein Gesicht ganz nah an meinem. Ich wollte nicht über meinen Vater reden. Ich wollte, dass Sal mich küsste. Doch er tat es nicht. Stattdessen fuhr er fort: »Weißt du überhaupt, dass Weis Dad ihn kannte? Und meiner auch?«
Ich senkte den Blick, weil es mir peinlich war, dass ich mir einen Kuss erhofft hatte. »Sie hat es mir erzählt.«
»Ist dir jetzt wärmer?«
Ich nickte, woraufhin er meine Hand losließ. Dafür legte er mir jetzt den Arm um die Schulter. »Hast du dich eigentlich schon mal gefragt, ob dein Vater wirklich tot ist?«
Ich wurde stocksteif. Diese Frage konnte einfach kein Zufall sein. Ich befreite mich aus seiner Umarmung, stand auf, zog die Handschuhe aus der Tasche und stülpte sie mir über, während Sal mich beobachtete.
Endlich wagte ich es, zu sprechen. »Warum stellst du mir all diese Fragen? Du scheinst ja fast mehr über meinen Vater zu wissen als ich selbst.« Prüfend sah ich ihm in die Augen – sie waren ebenso unergründlich wie das trübe Wasser unter uns. »Ich will jetzt wissen, was hier vor sich geht, Sal.«
»Ich kann es dir nicht so genau sagen.« Er wich mir aus, das war nicht zu übersehen. »Ich weiß auch nicht viel.«
»Nicht viel? Wieso weißt du überhaupt was?« Und dann fiel mir siedend heiß ein, was Grandpa heute Morgen gesagt hatte: Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen. »Interessierst du dich etwa mehr für meinen Dad als für mich? Ist es das?« Ich machte einen Schritt zurück.
»Natürlich nicht.« Er griff nach meiner Hand, doch ich wich ihm aus.
Ich kam mir so bescheuert vor. Er benutzte mich also nur. Ich hatte mich so nach einem Kuss von ihm gesehnt, während Sal einzig und allein auf Informationen über meinen Vater aus war. Warum fragte Sal mich, ob er tot war oder nicht? Ich hatte kein Wort darüber verloren, was Ginnie in der Nacht, als sie starb, zu mir gesagt hatte. Warum wollten er – und auch Wei – irgendetwas über meinen Vater erfahren? Sals Eltern waren beide tot – also konnte er nicht mit ihnen über dieses Mädchen, das er kennengelernt hatte, die Tochter von Alan Oberon, geredet haben, nicht gestern. Ein Paar, das den Weg entlanggeschlendert kam, blieb direkt hinter uns stehen.
»Komm her.« Sal nahm mich am Arm, doch ich riss mich los. »Ich will nicht, dass andere Leute uns zuhören«, flüsterte er. »Komm schon.«
Ich wollte weglaufen, nach Hause rennen, weit weg von ihm. Doch auch ich brauchte Antworten. Daher folgte ich ihm nun, dichter an den Fluss heran.
»Als meine Mom und
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