The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
Dees Schwester, ich werde mich immer um sie kümmern.« Da schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Was, wenn Ed schon unten wartete? Oder noch schlimmer – wenn er bereits vor unserer Wohnungstür stand? Eine Gänsehaut kroch mir die Arme hoch. »Ginnie hat Grandma und Grandpa als Dees Vormunde bestimmt. Selbst wenn sie nicht ihre echten Großeltern sind, musst du sie fragen, wann du Dee sehen kannst.«
»Wenn ich sie sehen will«, meinte Ed, »werde ich ganz bestimmt nicht vorher fragen. Und mich wird auch keiner davon abhalten. Verstanden?« Er legte auf.
Ganze fünf Minuten lang war ich vor Angst und Wut wie gelähmt und konnte mich nicht von der Stelle bewegen. Dann fing ich an, in meinem Zimmer auf und ab zu gehen, wie eine Wildkatze in ihrem Käfig. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, bevor ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Erschöpft brach ich schließlich auf meinem Bett zusammen. Ich starrte aus dem Fenster und beobachtete die Lichter in dem Gebäude gegenüber. Eines nach dem anderen erlosch.
Ich versuchte, meine rasenden Gedanken zu beruhigen. Ich wusste, dass Sal so ziemlich mit allem, was er gesagt hatte, richtig lag; denn fast genau so hatte auch Ginnie immer gesprochen. Doch minderte das meine Wut auf ihn nicht im Geringsten, da er mich getäuscht hatte. Und auch nicht die Wut auf mich selbst, dass ich mich von ihm hatte überrumpeln lassen, dass ich mich so schnell in ein Sex-Teen verwandelt hatte, dass ich mir so sehr gewünscht hatte, er würde mich küssen. Der Gedanke an den Kuss im Park zog mich nur noch weiter runter. So funktionierte das alles nicht. Ich musste aufhören, an Sal zu denken.
Also dachte ich über meinen Vater nach.
Ginnie musste einfach recht haben; er musste noch am Leben sein. Er musste einfach. Und jetzt war es wichtiger denn je, dass ich ihn ausfindig machte. Grandma und Grandpa konnten es mit Ed nicht aufnehmen und es spielte keine Rolle, ob sie das Recht auf ihrer Seite hatten oder nicht. Außerdem hatte ich das dumpfe Gefühl, dass Ed einen Weg finden würde, das Recht zu umgehen. Er hatte so seine Beziehungen, zumindest hatte er das immer behauptet. Selbst wenn mein Vater verschwunden war, weil er mich nicht gewollt hatte, war ich überzeugt, dass er Grandma und Grandpa liebte. Er konnte nicht zulassen, dass ihnen jemand wie Ed eine Enkeltochter wegnahm, die sie liebten. Doch wie sollte ich ihn finden? Ich jagte einem Gespenst hinterher.
Wei. Ihre Eltern hatten ihn gekannt, hatten Ginnie gekannt. Vielleicht konnten sie mir helfen. Das war im Moment meine einzige Hoffnung.
Ich legte mich hin, doch meine Gedanken wollten keine Ruhe geben. Als ich endlich eingeschlafen war, waren einige von den Lichtern gegenüber bereits wieder angegangen.
***
Am nächsten Morgen liefen wir auf halber Strecke zu Dees Schule Wei über den Weg.
»Hey, wo wollt ihr denn hin?«, erkundigte sie sich.
»Wir sind auf dem Weg zur Dickens, um Dee dort abzuliefern«, erklärte ich.
»Cool.« Sie sah Dee an. »Darf ich euch begleiten?«
Dee nickte mit großen Augen. Mir entging nicht, dass sie schwer beeindruckt war, weil ein Mädchen von der Highschool, und dann auch noch eine von höchstem Rang, bereit war, sich mit ihr abzugeben. Die beiden gingen voraus. Hin und wieder beugte Wei sich zu Dee runter und flüsterte ihr was ins Ohr. Ich konnte hören, wie Dee lachte; gleich fühlte ich mich besser.
Mike, Derek und ich schlurften hinterher. Sie sprachen über Dereks Auftritt in einem neuen Café am kommenden Wochenende, wo er mit seinem Bruder Riley spielen sollte. Ich schwieg. Als wir nur noch einen halben Block von Dees Schule entfernt waren, gesellten sich Maddie und ein paar von Dees anderen Freunden zu uns. Wir beobachteten, wie sie sich unter die Massen von Schülern mischten, die draußen auf den Gong zur ersten Stunde warteten.
»Sie ist süß«, meinte Wei. »Ich wünschte, ich hätte eine kleine Schwester. Können wir sie uns nicht teilen?«
»Klar.« Wei und ich kannten uns erst seit ein paar Tagen – ihr plötzliches Interesse an Dee erstaunte mich doch etwas. Und dann wurde mir klar, dass Sal mit ihr über Ed gesprochen haben musste. Es machte mich rasend, dass Sal meine Probleme überall hinausposaunte, aber Wei mochte ich einfach zu gern, um böse auf sie zu sein.
»Wie wäre es, wenn wir nach der Schule alle zusammen ins TJ s gingen? Mag Dee denn Tofu-Fritten?«
»Die mag sie sogar sehr gern.«
»Ich auch.« Vor einem dreistöckigen
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