The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
Regierung arbeiten.«
»Klar Mann, wie recht du hast. Ja, das tut er. Aber … na ja …« Sie ließ den Satz unvollendet und Grandpas warnende Worte schossen mir wieder einmal in den Sinn: Die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen. Fast kam es mir so vor, als würde das noch zu meinem täglichen Mantra werden. Vielleicht waren auch Wei und ihre Familie nicht das, was sie schienen. Doch blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten.
***
Wir waren schon fast bei uns im Apartment angekommen, als mir ganz plötzlich flau im Magen wurde. Was für einen Eindruck würde unsere niedrigrangige Sozialwohnung für Rentner wohl auf jemanden machen, der in einem so herrschaftlichen Haus wohnte? »Äh, Wei, unsere Wohnung, sie ist … na ja … wir sind gerade erst umgezogen und … die Zahlungen der Regierung sind noch nicht …«
Wei lachte. »Glaubst du denn, dieser ganze Quatsch mit den Rängen interessiert mich?«
Ich lächelte sie an. »Nun, manchen Leuten macht das schon was aus.« Mir fiel ein Stein vom Herzen, und sofort wurde ich lockerer. Ich war so an Sandy gewöhnt – alles, was mit den verschiedenen Rängen zu tun hatte, war für sie von höchster Bedeutung. Es wäre ganz wunderbar, mit jemandem abzuhängen, der sich nicht um Ränge und alles, was mit dem Sechzehnwerden zu tun hatte, kümmerte, und eine Freundin zu haben, die sich eher für Dinge wie Musik und Kunst interessierte. Ich hoffte nur, dass Wei wirklich meine Freundin sein wollte.
Als wir heimkamen, döste Grandpa gerade in seinem Lieblingssessel. In dem Moment, als ich die Tür hinter mir ins Schloss zog, fing er an zu rumoren.
»Hi, meine Kleine, Deedeelein.« Seine Stimme klang vom Schlaf ganz belegt. Er blinzelte. »Wen habt ihr denn da mitgebracht?«
»Grandpa, das ist Wei Jenkins. Wir gehen zusammen zur Schule.«
»Hallo, Miss Wei Jenkins.« Er richtete sich auf und fuhr sich mit einer Hand durch das struppige Haar.
Mir entging nicht, dass er angestrengt in seinen Gedanken wühlte, so als würde er sich einen Chip aus seinen Lieblingsfilmen aussuchen. Gott sei Dank hatte er sein Bein angelegt.
»Jenkins, hmm. Der Name kommt mir bekannt vor.« Er rief in das andere Zimmer rüber: »Edie-Schätzchen, komm her, ich brauch dein Gedächtnis – wir haben Besuch.« Er lächelte Wei zu. »Ich entschuldige mich in aller Form, dass ich nicht aufstehe. Alte Knochen, weißt du. Du bist ein hübsches kleines Ding, wie?«
Sie errötete nicht im Geringsten, ganz anders, als es mir ergangen wäre. »Danke.«
Grandma kam ins Zimmer und wischte sich die Hände an einem Handtuch ab, das sie sich in den Gürtel gehängt hatte. »Ich mach gerade Schokoladenkekse.« Dann erblickte sie Wei. »Hallo.«
»Das ist Wei Jenkins, Grandma. Sie ist eine Freundin von der Schule.«
»Die Tochter von Jonathan Jenkins«, sagte Grandma.
»Die bin ich«, bestätigte Wei.
Dann wandte Grandma sich mir zu. »Jonathan Jenkins war der auf dem Foto, das wir uns erst neulich angesehen haben.«
»Wei und ich sind da gestern schon draufgekommen. Ich hab vergessen, dir davon zu erzählen.« Ich erwähnte allerdings nicht, weshalb ich es vergessen hatte – sagte nichts von dem Streit mit Sal.
»Wei, schön, dich kennenzulernen. Möchtest du denn gern zum Abendessen bleiben?«, fragte Grandma.
»Ich dachte eigentlich, Nina könnte heute bei uns essen«, meinte Wei. »Wäre das in Ordnung?«
»Selbstverständlich. Vergesst aber nicht, dass ihr morgen in die Schule müsst.«
»Mom passt da schon auf. Nina ist ganz sicher vor neun zu Hause.«
»Nimm einen Mantel mit, Liebes.« Grandma machte echt ein ganz schönes Getue wegen mir. »Es wird kalt. Und nimm den Transit. Ich will nicht, dass du in der Nacht allein nach Hause läufst.«
»Ja, Grandma.« Ich holte meinen Mantel. Sie brauchte sich gar keine Sorgen zu machen; ich konnte gut auf mich selbst aufpassen. Tat ich das denn jetzt nicht eh schon seit Wochen?
Ein paar Minuten später waren Wei und ich zur Tür raus und warteten auf die Nummer 33. Als der Transit endlich kam, fiel mir ein grüner Trannie direkt dahinter auf. Ich streckte mich, um zu sehen, ob es Ed war. Aber ich konnte nicht genug erkennen, um ganz sicher zu sein. Eine Sekunde fragte ich mich schon, ob es nicht besser wäre, nicht mit zu Wei zu gehen, damit ich auf Dee aufpassen konnte. Aber ich musste Mr Jenkins treffen. Und in dem Moment gab der grüne Trannie Gas und überholte den Transit. Ich musste mir ernsthaft Gedanken machen, wie ich Ed davon
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