The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
der Vergangenheit frech zu ihm war, hatte Ginnie jedes Mal die volle Wucht seiner Wut zu spüren bekommen. Jetzt, da sie nicht mehr da war, hatte ich allen Grund zu der Annahme, dass er sich überglücklich schätzen würde, stattdessen mir eine zu verpassen, sobald sich ihm die Gelegenheit bot. Vielleicht konnte Mr Jenkins mir ja bestätigen, dass Ed gegen die gesetzlich geregelte Vormundschaft nicht ankam.
Wir holten Dee ab und gingen ins TJ s. Sie war noch nie in einem solchen Laden gewesen, voll mit Kids von der Highschool.
»Kann ich die Audio anwerfen, Nina?«
»Klar, Deedee, such dir was aus.« Ich fütterte die Musikbox mit einigen Kreditpunkten. Langsam war ich knapp bei Kasse – ich hoffte nur, dass die Regierung uns bald unsere Waisenrente genehmigte. Dee tippte ihre Wünsche ein und stellte ihren PAV auf den entsprechenden Kanal ein.
Sie saß auf ihrem Platz, aß Fritten, nippte an ihrer Limonade und bewegte sich im Takt der Musik. Sie ließ den Blick schweifen, um sich ihre Umgebung anzusehen. Da waren ein paar Athleten in ihren Collegejacken, die sich benahmen wie … nun ja, wie Athleten halt. Ihre Freundinnen, ob nun echt oder nur möchtegern, hingen über die Lehnen ihrer Sitze gebeugt oder saßen da und kicherten und machten ihnen schöne Augen. Eine Gruppe von Techies zeichnete irgendwelche Diagramme auf Servietten und unterhielt sich in einer Sprache, die nur sie verstehen konnten. Ein paar Musiktypen trommelten auf ihren Tischen herum und sangen lautlos die Songs mit, die sie sich anhörten. Ein paar Leute hatten auch ihre Bildschirme an. Ich fand es viel unterhaltsamer, mir die Leute anzusehen, statt mir ein Video reinzuziehen, das ich mir jederzeit anschauen konnte. Wei und ich saßen einfach nur da und beobachteten; für ein Gespräch war es sowieso zu laut.
Es war seltsam – ich kannte Wei zwar kaum, aber ich fühlte mich unglaublich wohl in ihrer Gegenwart. Man konnte nicht gerade behaupten, dass wir uns ähnlich gewesen wären: Abgesehen von der Bekanntschaft zwischen ihrem Vater und meinem befanden wir uns an den entgegengesetzten Enden der gesellschaftlichen Leiter. Obwohl ich schon zugeben musste, dass sie sich überhaupt nicht wie die ganzen anderen Mädchen aus den höheren Rängen verhielt. Ob sie mich wohl nur deswegen so freundlich behandelte, weil unsere Eltern sich gekannt hatten?
Ich tat die plötzliche Unsicherheit ab. Denn ich glaubte nicht, dass Wei wie Sal war. Weis Familie wollte mich tatsächlich kennenlernen, und sie war nur allzu bereit, mir Informationen über meinen Vater zu geben, statt mir nur pausenlos Fragen zu stellen.
Sal. Warum brachte er mich bloß so durcheinander? Ich hätte ihn am liebsten einfach nur vergessen, doch ich konnte nicht aufhören, an ihn zu denken. Daran, dass ich so scharf darauf gewesen war, ihm ganz nahe zu sein, und jetzt … Die Röte kroch mir übers Gesicht, allein bei dem Gedanken daran, wie ich vor ihm gestanden und darauf gewartet hatte, dass er mich küsste. Wie ich mich danach gesehnt hatte, dass er mich küsste. Stattdessen hatte er mich gelöchert mit Fragen nach meinem Vater. Die Schande quälte mich noch immer wie am Tag zuvor.
Als wir aufbrachen, erkundigte sich Wei: »Kannst du nicht heute Abend zu uns zum Essen kommen?«
»Klar.« Mein Puls beschleunigte sich – endlich würde ich ihre Familie kennenlernen, endlich würde ich etwas über meinen Dad in Erfahrung bringen. »Ich muss aber erst Dee nach Hause bringen. Willst du mit zu uns kommen und Grandma und Grandpa kennenlernen?«
»Gern.«
»Du musst dich aber vor Grandpa in Acht nehmen«, warnte Dee sie. »Er ist ein kleines bisschen albern und hat sein Bein manchmal nicht angeschnallt.«
»Hat er etwa eine Bioprothese?«
»Nee«, meinte Dee. »Nur ein altes GI -Bein. Die Regierung wollte ihm die hochwertigere Variante nicht genehmigen. Er hasst die Regierung.«
»Deedee!« Ich blitzte sie missbilligend an. »Er hasst die Regierung nicht. Er ist nur sauer …« Ginnie war nicht ganz so vorsichtig gewesen, wenn es darum ging, ihre Ansichten über den Regierungsrat in Gegenwart von Dee zu äußern, wie noch bei mir. Ich würde wohl ein ernsthaftes Gespräch mit meiner kleinen Schwester führen müssen, damit sie nicht sich selbst oder andere in Gefahr brachte.
Wei lachte. »Mir ist das recht, wenn er die Regierung hasst. Keiner, den ich kenne, hat was für sie übrig.«
»Arbeitet dein Dad nicht für die Medien? Das ist doch fast so, als würde man für die
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