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The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

Titel: The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Karr
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abhielt, Dee sehen zu wollen. Aber für den Rest dieses Abends brauchte ich mir keine Sorgen mehr zu machen.

XXI
    »Ich bin ein bisschen nervös«, gab ich zu, und das war echt noch untertrieben. Mich überkamen abwechselnd heftiges Zittern und lähmende Panik. Aber irgendwie hatte ich es geschafft, die Kontrolle über meinen Körper zu behalten, während wir von der Transit-Haltestelle zu Weis Haus gingen.
    »Dazu besteht kein Grund. Mit meinen Eltern kann man echt total gut reden.«
    »Mit meiner Mom auch.« Für einen Sekundenbruchteil überkam mich der Gedanke, dass ich es gar nicht mehr erwarten konnte, Ginnie davon zu erzählen, wenn ich später nach Hause kam. Und dann fiel es mir wieder ein. Ich würde ihr nie wieder irgendwas erzählen können. Gerade, als ich dachte, ich hätte alles im Griff, musste ich an Ginnie denken und vergaß, dass sie tot war. Ich hoffte, dass ich eines Tages an sie würde denken können, ohne gleich losheulen zu wollen. Ich kämpfte mich zurück in die Realität und tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich meinem Vater auf meiner Suche immer näher kam. Das war im Moment das Allerwichtigste für mich. Denn ich tat es für Ginnie.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich blinzelte ein paarmal fest, um die Tränen zurückzudrängen. »Logo.«
    Mit jedem Schritt zwang ich mich mehr und mehr in diesen Zustand, in dem es fast schon erträglich schien, Ginnie zu vermissen. Und als wir schließlich bei Wei zu Hause eintrafen, hatte ich es endlich geschafft.
    Am Eingang war die übliche Schalttafel für die Überwachungsanlage angebracht, doch Wei benutzte sie nicht. Sie tippte eine Reihe von Zahlen auf einer Tastatur ein, die hinter dem Messingschild mit der Hausnummer verborgen war. Ein Lichtstrahl bohrte sich in ihr Auge und eine Sekunde später sprang die Tür mit einem Klicken auf.
    »Was ist das denn?«
    »Ein Retinascanner. Dad hat den installiert. Er liebt solche technischen Spielereien.«
    Das Foyer des Sandsteingebäudes kam mir vor wie ein Museum. Die rosafarbenen Marmorstufen, die nach oben führten, waren nach all den Jahrhunderten, in denen Menschen auf ihnen rauf- und runtergelaufen waren, tief ausgetreten. Und auch das Messinggeländer war auf Hochglanz poliert von unzähligen Händen, die sich daran festgehalten hatten. Ein riesiger Kronleuchter erhellte den gesamten Eingangsbereich und warf überall Schatten und Lichtreflexe.
    »Wow!« Mir blieb die Spucke weg. »Das ist wunderschön. Ich find’s echt toll!«
    »Ja, ich auch. Manche Leute sind da anderer Meinung, weil das Gebäude so alt ist. Meine Schwester Agnes zum Beispiel hasst es. Sie konnte es gar nicht erwarten, endlich in ihr eigenes neo-modernistisches Apartment in Grandmad Isle zu ziehen. Ihr Ehemann stammt aus Rang sieben. Sie kann manchmal ein richtiger Snob sein.« Wei schüttelte den Kopf. »Sie hätten hier leben können, im Erdgeschoss, aber das wollte sie nicht. Deshalb hat Dad sich hier ein Büro eingerichtet.« Sie deutete nach rechts. »Und dort drüben haben wir ein Gästeapartment.« Sie wies nach links. »Willst du es sehen?«
    »Klar.«
    Wei rüttelte an der Tür zum Büro ihres Vaters. »Abgeschlossen.« Sie zuckte mit der Schulter. »Versuchen wir es mal drüben mit der Wohnung.« Sie drehte den Türknauf und trat ein.
    »Alles hier drin ist irgendwie uralt«, erklärte Wei. »Das Apartment ist fast nur mit Dingen ausgestattet, die wir selbst nicht mehr benutzen.«
    Uralt? Das, was ich zu sehen bekam, war mindestens zehnmal so toll wie alles, was ich je besessen hatte und mir je erhoffen und erträumen konnte. Selbst als wir noch zu Rang fünf gehört hatten, waren unsere Möbel nicht so schön gewesen. Ich nahm an, dass Leute von hohem Rang, wie auch Wei, über solche Dinge überhaupt nicht nachdachten. Ich errötete, als ich daran dachte, was sie wohl von Grandmas und Grandpas Wohnung gehalten hatte.
    »Unser ganzes Haus ist von oben bis unten absolut sicher, musst du wissen.« Wei lächelte. »Du kannst hier alles sagen, kein Überwachungsgerät der Welt wird das mitkriegen.«
    Als sie mit dem Arm auf verschiedene Sachen zeigte, fiel mir ihr Tattoo wieder auf. Ich fragte mich, ob sie schon Sex gehabt hatte. »Darf ich dich mal was fragen?«
    »Nur zu. Ich bin so was wie ein offener Textchip.« Sie grinste mich an. »Dad meint immer, dass die Leute früher gesagt haben, jemand sei wie ›ein offenes Buch‹. Aber heute liest ja kaum mehr einer echte Bücher, die Texte sind nur noch auf Chips

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