The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
gespeichert oder stehen als Download zur Verfügung.«
»Ginnie hat es schon getan«, erwiderte ich. »Echte Bücher lesen, meine ich. Nach ihrem Tod kamen die vom B.O.S.S. zu uns ins Haus und konfiszierten den Großteil.«
»Im Ernst? Das ist seltsam. Ich frage mich, ob die sich immer das Zeug von Leuten anschauen, wenn einer stirbt.«
»Ich glaube nicht«, meinte ich. Wieder stach mir ihr XVI -Tattoo ins Auge, weshalb ich beschloss, ihr die Frage zu stellen, solange ich noch den Mumm hatte. »Hattest du schon mal, du weißt schon … Sex?«
»Bestimmt nicht.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Und ich werde es auch nicht tun, ehe ich nicht bereit bin. Sollte sich mir irgend so ein Kerl aufdrängen, dann kann er was erleben. Schließlich bin ich nicht umsonst eine Cliste-Galad-Schülerin.«
»Cliste was?« Ihre böse funkelnden Augen waren für mich Hinweis genug, dass jeder Kerl, der sich mit ihr anzulegen wagte, ein echter Trottel sein musste.
»Cliste Galad. Das ist eine Art Kampfkunst, die ich lerne. Eine Kombination aus fernöstlichem Mystizismus und dem Kampfstil keltischer Krieger.«
»Ist das schwer zu lernen?«
»Für mich nicht«, meinte sie. »Aber ich schätze, es kann durchaus anstrengend sein. Ich finde es echt praktisch, um die Jungs in ihre Schranken zu weisen.« Sie lachte. »Ich möchte wetten, du willst auch noch keinen Sex haben, oder?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe da so …« Fast hätte ich ihr von Eds Sexvideos erzählt, aber ich unterbrach mich gerade noch rechtzeitig. Ich war mir nicht sicher, was ich Wei gegenüber alles sagen konnte und was nicht. Ich hatte keine Lust, es mir mit meiner womöglich neuen besten Freundin gleich zu verscherzen, indem ich ihr erzählte, wie typisch für einen niedrigen Rang mein Leben bisher verlaufen war.
»Meine Mom hat mir immer wieder eingetrichtert, dass Frauen keine Sexobjekte und dass sechzehnjährige Mädchen keine menschlichen Sexroboter sind, als die die Medien sie immer gerne darstellen. Und diese Videos im Unterricht für Gesundheitswesen? Wenn ein Kerl so was mit mir versuchen sollte, würde ich ihn auf direktem Weg zum Mond schießen. Angeblich soll es uns Mädchen gefallen, wenn die Jungs uns zum Sex überreden. Aber ich bin da anderer Meinung. Ich bin nicht so wie diese Mädchen.«
Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Denn die Sex-Ratgeber-Videos, die wir uns in der Schule immer ansehen mussten, waren einfach lächerlich.
»Wir sollten nach oben gehen«, meinte Wei und ging auf die Tür des Apartments zu. »Sie warten vermutlich bereits auf uns.« Vorsichtig schloss sie die Tür und wir gingen die Treppe hoch.
Als meine Hand so über das Messinggeländer glitt, überkam mich ein ganz seltsames Gefühl. »Hattest du jemals den Eindruck, als könntest du all den Leuten, die früher hier gelebt haben, die Hand reichen?«
»Mhm. Das ist so ein Gefühl der kontinuierlichen Verbundenheit mit der Vergangenheit und der Geschichte. Mom sagt immer, dass jeder Mensch die Weisheit sämtlicher Zeitalter in sich trägt. Nur dass niemand so genau in sich hineinhorchen will. Mom befasst sich mit uralten Heilmethoden und benutzt Kräuter und Zauber und all diese Dinge, die längst in Vergessenheit geraten sind. Sie hat die seltsamsten Sachen oben in ihrem Zimmer im zweiten Stock. Wenn du das sehen willst, zeigt sie es dir bestimmt gern mal.«
Wir blieben vor einer großen Flügeltür aus dunklem Holz mit riesigen, verzierten Messinggriffen stehen. In der Mitte der Tür hing ein U-förmiges Ding.
»Was ist das denn?« Ich deutete darauf.
»Ein Türklopfer.« Sie demonstrierte mir, wie er funktionierte, indem sie ihn erst anhob und dann fallen ließ. Daraufhin ertönte ein dumpfes Pochen, das durch das Treppenhaus hallte. »Bevor es Monitore und Klingeln gab, hat man die benutzt. Ich lebe in einer echten Antiquität. Siehst du das?« Sie deutete auf einen kleinen Messingring, in dessen Mitte eine dicke Linse aus Glas zu erkennen war, direkt oberhalb des Türklopfers. »Das ist ein Türspion, eine ganz primitive Form eines Überwachungsbildschirms. Man guckt da durch und sieht dann, wer draußen vor der Tür steht.«
Ich streckte mich und ging ganz nah ran, um es zu testen. Und genau in dem Moment ging die Tür auf und ich verlor das Gleichgewicht und stolperte nach drinnen. Auf der anderen Seite fing mich ein Mann auf.
»Das muss Nina sein.« Er ließ mich nicht los, bis er sich sicher war, dass ich wieder festen Boden
Weitere Kostenlose Bücher