The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
nicht unglaublich?« Sandy ließ sich zurück aufs Bett fallen. »Sex mit Tylo.«
»Sandy, das Leben hat mehr zu bieten als Sex mit irgendwelchen Videostars. Und wofür braucht Tylo eigentlich einen Weiblichen Liaison-Spezialisten? Er hat doch ständig haufenweise Leute um sich rum. Außerdem, sie ist ein Mädchen, das zurückgekommen ist, unter ich weiß nicht wie vielen. Mindestens fünfzig sind im vergangenen Jahr von unserer Schule weg. Wo ist der Rest? Wie zum Beispiel Mikes Schwester Joan, wo ist sie abgeblieben?« Fast hätte ich erzählt, dass ich sie gesehen hatte, dass sie obdachlos war, aber diese Begegnung jagte mir immer noch einen Schauer über den Rücken. Und die Frau, in deren Begleitung ich Joan begegnet war, hatte angedeutet, dass Joan nicht nur ein nervliches Wrack war, sondern sich auch in ernsthafter Gefahr befand.
Sandy stützte sich mit einem Ellbogen auf. »Na und? Verstehst du denn nicht? Wenn ich eine We LS bin, dann kann ich ultraschicke Klamotten tragen und mit Videostars rumhängen und hab einen Haufen Geld. Nina, ich will nicht den Rest meines Lebens in Cementville verbringen und irgendeinen Loser von Rang zwei heiraten und wie meine Mom enden. Wenn ich die Chance kriege, da wegzukommen, dann kehre ich nie wieder zurück.«
Sie hatte recht. Mädchen wie wir hatten kaum eine Wahl. Entweder man war superschlau oder künstlerisch begabt und sahnte ein Stipendium ab, damit man einen Beruf ergreifen konnte, oder man fristete sein Dasein, ohne jemals dieser armseligen Existenz entkommen zu können. Es sei denn, man hatte das Glück, dass sich ein Typ von Rang drei oder vier in einen verliebte. Und auch dann war nicht gesagt, dass der jemanden aus den unteren Rängen heiratete. Klar haben sie Sex mit jeder, aber heiraten würden diese Typen nur gleichrangige Frauen oder auch welche von höherem Rang, wenn möglich.
Und dann gab es da noch das We LS -Programm. Welche Geheimnisse auch immer dahintersteckten, den meisten Mädchen aus den unteren Rängen wäre es egal, weil sie nichts anderes wollten, als ihrem Leben zu entfliehen. Ein Schauer überlief mich, als ich darüber nachdachte, wie weit entfernt von ihrem früheren Leben Joan bereits war.
Sandy redete pausenlos weiter über We LS und all die Orte, an die sie reisen würde, und dass sie mir Digi-Postkarten von überall schicken würde. »Dann wird es dir leidtun, dass du dich noch nicht mal beworben hast«, meinte sie. »Es ist noch nicht zu spät.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das ist nichts für mich, Sandy.«
Bis Grandma uns zum Frühstück rief, hatte sie mir jedes noch so kleine Detail erzählt über ihre ganzen Jungsgeschichten und was die Typen alles zu ihr gesagt oder für sie getan hatten. Im Anschluss wollte ich Sandy zum Bahnhof begleiten, doch Grandma bestand darauf, dass ich das Grandpa und Dee machen ließ.
»Ich brauche Ninas Hilfe bei einer Sache.«
»Bei was denn?«, wollte Grandpa wissen.
»Das geht dich nichts an, alter Mann. Nun, ihr drei zieht jetzt besser los, sonst verpasst Sandy den Express.«
»Können wir auf dem Rückweg im Toy Planet vorbeischauen?«, bettelte Dee.
»Na klar«, meinte Grandpa. »Lass mich nur noch dieses blöde Bein richtig festschnallen.«
Er bekam nicht mit, wie Sandy die Nase rümpfte, als er sich an dem Bein zu schaffen machte. Ich umarmte sie und flüsterte: »Überleg dir bitte wenigstens, wie es wäre, wenn du nicht auserwählt wirst, ja?« Sie versprach mir, mich später anzurufen, und das war’s dann. Grandpa nahm seinen Stock zur Hand, und weg waren sie.
»Ich hab das Gefühl, dieses verdammte Bein schmerzt ihn mehr als sonst«, sagte Grandma zu mir, als sie gegangen waren. »Er geht jetzt fast nur noch mit diesem Stock. Andererseits« – sie seufzte – »vielleicht wird er ja auch einfach nur älter, wie ich auch.« Sie trat an den Kühler und streckte sich, um den Störsender herunterzuholen. Panik überkam mich.
»Grandma«, begann ich mit meinem Geständnis. »Ich hab mir gestern Abend das Gerät ausgeliehen. Ich fürchte, ich hab’s kaputt gemacht. Ich hab es zurückgelegt, aber …«
»Das kriegt man ganz leicht wieder hin.« Sie zeigte mir einen kleinen Knopf an der Unterseite. »Mach einfach so.« Sie drückte mit dem Zinken einer Gabel darauf. »Und schon ist es wieder so gut wie neu.« Sie stellte das Gerät an. »Wir müssen uns unterhalten, nicht wahr? Über Ed.«
»Woher weißt du …«
»Ich denke nicht, dass er hinter Dee her ist – er hätte sie
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