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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Jugendlichen in Amerika. Die vielen tollen Gruppen, dachte Larry benommen, gebt mir die Sechziger und schiebt euch die Achtziger in den Arsch. Wenn es um Rock' n' Roll ging, waren die sechziger Jahre das letzte Hurra der Goldenen Horde gewesen. Cream. Rascals. Spoonful. Airplane mit Grace Slick als Sängerin, Norman Mailer an der Leadgitarre und der gute alte Norman Bates am Schlagzeug. Beatles. Who. Dead...
    Er stürzte und schlug mit dem Kopf auf.
    Die Welt schwamm schwarz davon und kam in hellen Wellen zurück. Er strich sich mit der Hand über die Schläfe und sah einen dünnen Blutfilm daran. Spielte keine Rolle. Scheiß drauf, wie sie in den fernen, legendären Sechzigern zu sagen pflegten. Was waren schon ein Sturz und eine harmlose Kopfverletzung, wenn er daran dachte, daß er seit einer Woche kaum geschlafen hatte, immer wieder aus Alpträumen aufgewacht war und es schon als ruhige Nacht betrachtete, wenn ihm kein Schrei über die Lippen kam. Wenn man wirklich laut schrie und davon aufwachte, machte man sich selbst noch viel mehr Angst.
    Träume vom Lincoln Tunnel. Jemand war hinter ihm her, aber in den Träumen war es nicht Rita. Es war der Teufel, und er schlich sich mit einem starren, dunklen Grinsen im Gesicht an Larry heran. Der schwarze Mann war nicht der wandelnde Tote; er war schlimmer als der wandelnde Tote. Larry lief und empfand dabei die langsame, zähe Panik von Alpträumen, stolperte über Leichen, die er nicht sah, wußte aber, daß sie ihn mit den glasigen Augen ausgestopfter Tiere aus den Grüften ihrer Autos anstarrten, er lief, aber welchen Sinn hatte es, zu laufen, wo doch der schwarze Teufel, der schwarze Zauberer, mit Augen wie Infrarotgläsern in der Dunkelheit sehen konnte? Und nach einer Weile gurrte der dunkle Mann ihm lockend zu: Komm Laarry, komm doch, gemeinsam schaffen wir eeees. Laaaarry...
    Er spürte den Atem des schwarzen Mannes an der Schulter, und dann kämpfte er sich stets aus dem Schlaf hoch, versuchte, vor dem Schlaf zu fliehen, und der Schrei blieb ihm im Hals stecken wie ein heißer Knochen oder kam ihm tatsächlich über die Lippen - laut genug, um Tote zu wecken.
    Tagsüber verschwand die Vision des dunklen Mannes. Der dunkle Mann arbeitete ausschließlich in Nachtschicht. Tagsüber machte Larry die große Einsamkeit zu schaffen und fraß sich mit den scharfen, spitzen Zähnen eines unermüdlichen Nagetiers in sein Gehirn - eine Ratte oder vielleicht ein Wiesel. Tagsüber waren seine Gedanken bei Rita. Lovely Rita, Motorradbraut. Immer wieder drehte er sie im Geiste herum, sah die verkniffenen Augen, die Augen eines Tieres, das überrascht und unter Schmerzen gestorben war, und den Mund, den er geküßt hatte und der jetzt voll abgestandener grüner Kotze war. Sie war so friedlich gestorben, in der Nacht, im selben verdammten Schlafsack , und jetzt war er am...
    Tja, am Durchdrehen. Das war es doch, oder? Das geschah mit ihm. Er drehte durch.
    »Durchdrehen«, krächzte er. »Du lieber Himmel, ich werd' bekloppt.«
    Ein Teil von ihm, der sich noch einen gewissen Rest Vernunft erhalten hatte, bestätigte, daß das zutreffen konnte, aber momentan litt er lediglich unter den Folgen der Hitze. Nach Ritas Tod hatte er das Motorrad nicht mehr fahren können. Es war einfach unmöglich gewesen; wie eine geistige Sperre. Er sah immer wieder sein Blut über den Highway verschmiert. Darum hatte er die Maschine schließlich stehen lassen. Seither ging er zu Fuß - wie lange? Vier Tage? Acht? Neun? Er wußte es nicht. Es hatte seit zehn Uhr heute morgen schon um die dreißig Grad, jetzt war es fast vier, die Sonne war direkt hinter ihm, und er hatte keinen Hut auf. Er wußte nicht mehr, vor wie vielen Tagen er das Motorrad zurückgelassen hatte. Nicht gestern und wahrscheinlich auch nicht vorgestern (vielleicht, aber wahrscheinlich nicht), aber was spielte das schon für eine Rolle? Er war abgestiegen, hatte den Gang eingelegt, das Gas aufgedreht und die Kupplung losgelassen. Die Maschine hatte sich wie ein Derwisch aus seinen zitternden, kranken Händen gerissen und war irgendwo östlich von Concord bockend und sich aufbäumend in den Straßengraben der US 9 gerast. Er glaubte, der Name der Stadt, in der er sein Motorrad ermordet hatte, war Gossville gewesen, aber auch das spielte keine sonderliche Rolle. Tatsache war, das Motorrad hatte ihm nichts mehr genützt. Er hatte nicht mehr gewagt, schneller als fünfzehn Meilen die Stunde zu fahren, und selbst bei fünfzehn hatte er

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