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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Land.
    Diese Seite der Scheune lag nach Osten, und Larry befand sich in so großer Höhe, daß die Unfallstellen am Straßenrand, die so abgrundtief häßlich waren, wenn man sie vom Boden aus sah, von hier oben so harmlos wie kleine Abfallhaufen auf dem Straßenbelag wirkten. Jenseits des Highways, erhaben, war das Meer, dessen anstürmende Wogen sauber von dem Wellenbrecher aufgehalten wurden, der von der Nordseite des Hafens hinaus ins Meer verlief. Das Land war ein Ölgemälde des Hochsommers, grün und gold, im ruhigen Dunst des Nachmittags. Er konnte Salz und Tang riechen. Und wenn er über das Dach blickte, konnte er Harolds Schild verkehrt herum sehen.
    Wenn er nur daran dachte, so hoch über dem Boden auf dem Dach herumzuklettern, verspürte Larry Übelkeit im Magen. Und der Bursche mußte wirklich über die Regenrinne hinausgehangen haben, um den Namen des Mädchens zu schreiben.
    Warum hat er sich diese Mühe gemacht, Sergeant? Ich glaube, diese Frage sollten wir uns selbst stellen.
    Wenn Sie meinen, Inspektor Underwood.
    Er ging die Treppe hinunter, langsam und mit vorsichtigen Schritten. Bloß kein Bein brechen. Unten fiel ihm etwas anderes auf, etwas, das in einen Stützbalken eingeschnitzt war, erstaunlich frisch und weiß und in deutlichem Kontrast zur ansonsten staubigen Dunkelheit des Schuppens. Er ging zu dem Balken und betrachtete das Geschnitzte, dann strich er mit dem Daumen darüber, teilweise belustigt, teilweise erstaunt, daß ein anderer Mensch das gemacht hatte, während er und Rita nach Norden gereist waren. Er strich noch einmal mit dem Fingernagel über die geschnitzten Buchstaben.

    In einem Herz. Mit einem Pfeil.
    Ich glaube, Sergeant, der Tölpel muß verliebt gewesen sein. 
    »Schön für dich, Harold«, sagte Larry und ging aus der Scheune. 

    Der Motorradladen in Wells war eine Honda-Vertretung, und daran, wie die Motorräder aufgereiht waren, erkannte Larry, daß zwei fehlten. Auf einen zweiten Fund war er noch stolzer - ein zerknülltes Süßigkeitenpapier neben dem Papierkorb. Ein Payday-Riegel. Es sah aus, als hätte jemand - höchstwahrscheinlich der verliebte Harold Lauder - einen Schokoriegel gegessen, während er überlegt hatte, welche Motorräder für ihn und seine Angebetete am geeignetsten sein würden. Er hatte das Papier zusammengeknüllt und in Richtung Abfallkorb gezielt. Und ihn verfehlt. Nadine hielt Larrys Schlußfolgerungen für stichhaltig, war aber nicht so beeindruckt davon wie Inspektor Underwood selbst. Sie betrachtete die verbliebenen Motorräder und konnte es kaum erwarten, aufzubrechen. Joe sass auf den Stufen zum Ausstellungsraum, spielte die zwölfsaitige Gibson und grölte zufrieden.
    »Wissen Sie«, sagte Larry, »es ist jetzt fünf Uhr. Es ist ganz unmöglich, vor morgen aufzubrechen.«
    »Aber wir haben noch drei Stunden Tageslicht! Wir können nicht einfach herumsitzen! Vielleicht verpassen wir sie!«
    »Wenn wir sie verpassen, ist das Pech«, sagte er. »Harold Lauder hat eindeutige Hinweise hinterlassen, bis hin zu den Straßen, auf denen sie fahren wollten. Wenn sie weiterreisen, wird er es wahrscheinlich wieder machen.«
    »Aber...«
    »Ich weiß, daß Sie es eilig haben«, sagte er und legte ihr die Hände auf die Schultern. Er merkte, wie die alte Ungeduld in ihm aufstieg, und zwang sich, sie zu verdrängen. »Aber Sie haben noch nie auf einem Motorrad gesessen.«
    »Aber ich kann radfahren. Und ich weiß, wie man die Kupplung betätigt, das habe ich Ihnen gesagt.  Bitte , Larry. Wenn wir keine Zeit vergeuden, können wir heute in New Hampshire übernachten und morgen abend schon fast dort sein. Wir...«
    »Es  ist  aber kein Fahrrad, verdammt noch mal!« brüllte er los, und die Gitarre hinter ihm verstummte mit einem Mißklang. Er sah, dass Joe mit zusammengekniffenen und sofort mißtrauischen Augen über die Schulter zu ihnen blickte. Mein Gott, ich habe aber auch eine Art, mit den Leuten umzugehen, dachte Larry. Das machte ihn noch wütender.
    Nadine sagte leise: »Sie tun mir weh.«
    Er sah, daß seine Finger sich in das weiche Fleisch ihrer Schultern gegraben hatten, und seine Wut verwandelte sich in dumpfe Scham.
    »Verzeihung«, sagte er.
    Joe sah ihn immer noch an, und Larry wurde klar, daß er den Boden, den er bei dem Jungen gewonnen hatte, halb wieder verloren hatte.
    Vielleicht mehr. Nadine hatte etwas gesagt.
    »Was?«
    »Ich wollte wissen, warum ein Motorrad nicht wie ein Fahrrad ist.«
    Sein erster Impuls war, sie

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