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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wissen. Er schob das Stück Gummischlauch in das Loch im Beton und wurde sich plötzlich darüber klar, daß das, was er da machte, als symbolische (und recht vulgäre) Anspielung interpretiert werden konnte. Er sah hastig zu ihr auf. Sie wandte sich schnell ab, aber ihm war nicht entgangen, wie gebannt sie beobachtete, was er tat, und wie rot ihre Wangen waren.

    Eine Woge greller Angst stieg in ihm auf, und er rief: »Um Himmels willen, Nadine,  paß auf !« Sie konzentrierte sich auf die Handkontrollen und achtete nicht darauf, wohin sie fuhr, und sie war im Begriff, die Honda mit halsbrecherischen fünf Meilen die Stunde gegen eine Pinie zu rammen.
    Sie sah auf, und er hörte sie mit verblüffter Stimme »Oh!« sagen. Dann schlug sie vi el zu heftig den Lenker ein und fiel vom Motorrad. Die Honda wurde abgewürgt.
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er zu ihr lief. »Alles in Ordnung? Nadine? Alles...«
    Dann richtete sie sich benommen auf und betrachtete die aufgeschürften Hände. »Ja, alles klar. Zu dumm, daß ich nicht darauf geachtet habe, wohin ich fahre. Ist dem Motorrad was passiert?«
    »Lassen Sie das Scheißmotorrad, ich möchte Ihre Hände sehen.«
    Sie streckte sie ihm hin, und er nahm eine Plastikflasche Bactine aus der Hosentasche und sprühte sie damit ein.
    »Sie zittern«, sagte sie.
    »Kümmern Sie sich nicht darum«, antwortete Larry gröber als beabsichtigt. »Hören Sie, vielleicht sollten wir lieber bei den Fahrrädern bleiben. Es ist gefährlich...«
    »Das Atmen auch«, antwortete sie ruhig. »Und ich glaube, Joe sollte mit Ihnen fahren, jedenfalls am Anfang.«
    »Er wird nicht...«
    »Ich glaube doch«, sagte Nadine und sah ihm ins Gesicht. »Und Sie auch.«
    »Hören wir für heute abend auf. Man kann fast nichts mehr sehen.«
    »Noch einmal. Habe ich nicht gelesen, daß man gleich wieder aufsteigen soll, wenn einen das Pferd abwirft?«
    Joe, der Blaubeeren aus einem Motorradhelm mampfte, kam herüber. Er hatte wilde Blaubeerbüsche hinter der Vertretung gefunden und die Beeren gepflückt, während Nadine ihre erste Lektion bekommen hatte.
    »Na gut«, sagte Larry resigniert. »Aber passen Sie bitte auf, wohin Sie fahren.«
    »Ja, Sir. Gut, Sir.« Sie salutierte und lächelte ihn an. Sie hatte ein wunderbares, zaghaftes Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erhellte. Larry erwiderte das Lächeln; was konnte er schon machen. Wenn Nadine lächelte, lächelte sogar Joe.
    Diesmal fuhr sie zweimal rund um den Platz und dann auf die Straße hinaus, lenkte wieder zu heftig, und wieder schlug Larrys Herz bis zum Hals. Aber sie stützte sich geschickt mit dem Fuß ab, wie er ihr beigebracht hatte, und fuhr den Hügel hinauf. Er sah sie vorsichtig in den zweiten Gang schalten. Dann verschwand sie aus seinem Blickfeld. Er hörte noch, wie sie in den dritten Gang schaltete. Dann wurde das Dröhnen des Motors zu einem Summen und verstummte schließlich ganz. Larry stand ängstlich in der Dunkelheit und schlug ab und zu geistesabwesend nach einem Moskito.
    Joe kam wieder herüber; sein Mund war blau. »Gengeschen«, sagte er und grinste. Larry brachte als Antwort ein gepreßtes Lächeln zustande. Wenn sie nicht bald zurückkam, würde er ihr folgen. Visionen, wie er sie mit gebrochenem Genick im Straßengraben fand, geisterten düster durch seinen Kopf.
    Als er schon zum Motorrad ging und sich fragte, ob er Joe mitnehmen sollte oder nicht, hörte er wieder das dröhnende Summen, welches zum Motorenlärm der Honda anschwoll, die im vierten Gang heranbrauste. Er entspannte sich... etwas. Ihm wurde widerwillig klar, daß er sich niemals völlig würde entspannen können, wenn sie mit diesem Ding fuhr.
    Sie kam wieder in Sicht; der Scheinwerfer des Motorrads war jetzt eingeschaltet. Sie hielt neben ihm.
    »Ganz gut, hm?« Sie stellte den Motor ab.
    »Ich wollte Ihnen schon hinterherfahren. Ich dachte, Sie hätten einen Unfall gebaut.«
    »In gewisser Weise hatte ich auch einen.« Sie sah, wie er sich verkrampfte, und fügte hinzu: »Ich habe zu langsam gewendet und vergessen, die Kupplung zu drücken. Ich hab' den Motor abgewürgt.«
    »Oh. Genug für heute, hm?«
    »Ja«, sagte sie. »Mein Steiß tut weh.«

    In dieser Nacht lag er unter der Decke und fragte sich, ob sie zu ihm kommen würde, wenn Joe eingeschlafen war, oder ob er zu ihr gehen sollte. Er begehrte sie. Und danach zu urteilen, wie sie seine absurde kleine Darbietung mit dem Gummischlauch verfolgt hatte, begehrte sie ihn seiner Meinung

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