The Stand. Das letze Gefecht
schicken müssen, dann wenigstens Menschen, die wissen, worum es geht.«
Stu: »Noch jemand?«
Sue: »Ich bin auch dagegen, aus praktischeren Gründen. Wenn wir unser Vorhaben in die Tat umsetzen, dann nicht mit einem alten Mann und einem Debilen. Entschuldigt den Ausdruck, ich mag ihn ja auch gern, aber das ist er nun mal. Ich bin dagegen, und jetzt halte ich den Mund.«
Glen: »Stell die Frage, Stu.«
Stu: »Okay. Reihum. Ich stimme mit ja. Frannie?«
Fran: »Nein.«
Stu: »Glen?«
Glen: »Ja.«
Stu: »Sue?«
Sue: »Nein.«
Stu: »Nick?«
Nick: »Ja.«
Stu: »Ralph?«
Ralph: »Nun - mir gefällt es auch nicht, aber wenn Nick dafür ist, bin ich dabei. Ja.«
Stu: »Larry?«
Larry: »Soll ich ehrlich sein? Ich finde, der Vorschlag ist so beschissen, daß ich mir wie eine öffentliche Toilette vorkomme. Ich schätze, mit so was bekommt man es zu tun, wenn man ganz oben ist. Eine Scheißlage. Ich stimme mit ja.«
Stu: »Antrag 5:2. angenommen.«
Fran: »Stu?«
Stu: »Ja?«
Fran: »Ich würde meine Stimme gerne ändern. Wenn wir Tom wirklich losschicken, dann sollten wir es gemeinsam machen. Tut mir leid, daß ich so ein Aufhebens gemacht habe, Nick. Ich weiß, es tut dir weh - ich sehe es deinem Gesicht an. Es ist so dumm! Wie konnte es so weit kommen? Eins kann ich euch sagen, wie das Komitee für den Schulabschlußball ist das hier nicht. Frannie stimmt ja.«
Sue: »Dann ich auch. Einheitsfront. Nixon bleibt standfest und sagt: Ich bin kein Schurke. Ja.«
Stu: »Abstimmungsergebnis ist 7:0. Hier, ein Taschentuch, Fran. Ich möchte für das Protokoll festhalten, daß ich dich liebe.«
Larry: »Ich glaube, mit dieser Bemerkung sollten wir die Sitzung beenden.«
Sue: »Ich unterstütze die Idee.«
Stu: »Zippy und Zippys Mom sind sich einig, daß wir aufhören. Wer dafür ist, hebt die Hand. Wer dagegen ist, soll damit rechnen, daß er eine Bierdose aufs Haupt bekommt.«
Das Abstimmungsergebnis war 7:0.
»Kommst du ins Bett, Stu?«
»Ja. Ist es schon spät?«
»Fast Mitternacht. Spät genug.«
Stu kam vom Balkon herein. Er trüg nur Boxershorts, die sich weiss von seiner sonnengebräunten Haut abhoben. Frannie, die sich mit einer Coleman-Gaslampe auf dem Nachttisch im Bett aufgestützt hatte, war wieder erstaunt, wie tief und voller Vertrauen ihre Liebe zu ihm war.
»Hast du über die Sitzung nachgedacht?« fragte sie ihn.
»Ja.« Er goß sich aus dem Krug auf dem Nachttisch ein Glas Wasser ein und verzog das Gesicht, so schal und abgekocht schmeckte es.
»Ich finde, du warst ein guter Leiter. Hat Glen dich nicht gebeten, auch die öffentliche Versammlung zu leiten? Machst du dir darüber Gedanken? Hast du abgelehnt?«
»Nein. Ich habe ja gesagt. Ich habe an die drei Leute gedacht, die wir über die Berge schicken wollen. Spione zu schicken ist ein dreckiges Geschäft. Du hattest recht, Frannie. Das Dumme ist, dass Nick auch recht hatte. Was soll man in so einem Fall tun?«
»Sein Gewissen prüfen und schlafen, so gut man kann, würde ich sagen«, sagte Frannie. Sie griff nach dem Schalter der ColemanLampe. »Bist du soweit?«
»Ja.« Sie machte das Licht aus, und er legte sich neben sie ins Bett.
»Gute Nacht, Frannie«, sagte er. »Ich liebe dich.«
Sie sah zur Decke. Sie hatte ihren Frieden mit Tom Cullen gemacht, aber den Gedanken an den schmierigen Daumenabdruck wurde sie nicht los.
Jeder Hund hat seinen Tag, Fran.
Vielleicht sollte ich es sofort Stu sagen, dachte sie. Aber wenn es ein Problem war, dann ihres. Sie würde abwarten müssen... aufpassen... sehen, ob etwas geschah.
Es dauerte lange, bis sie einschlief.
52
In den frühen Morgenstunden lag Mutter Abagail schlaflos im Bett. Sie versuchte zu beten.
Sie stand auf, ohne Licht zu machen, und kniete in ihrem weißen Baumwollnachthemd nieder. Sie legte ihre Stirn auf die Bibel, in der sie die Apostelgeschichte aufgeschlagen hatte. Die Wandlung des störrischen alten Saulus auf der Straße nach Damaskus. Er war vom Licht geblendet worden, und auf der Straße war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen. Die Apostelgeschichte war das letzte Buch in der Bibel, wo die Lehre noch von Wundern untermauert wurde, und was waren Wunder anderes als das Wirken der göttlichen Hand auf Erden?
Und oh, auch sie hatte Schuppen vor den Augen. Würden sie je abfallen?
Die einzigen Geräusche im Raum waren das Zischen der Öllampe, das Ticken der mechanischen Westclox und ihre leise, murmelnde Stimme.
»Zeig mir meine Sünde, Herr.
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