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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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laut in einer Einfahrt, und weiter weg glaubte er Schritte zu hören, die in die Nacht wanderten, abgewetzte Absätze irgendwo in den Vorgebirgen, die ihm der kalte Hauch dieser frühmorgendlichen Brise zutrug.
    Schmutzige Absätze, die den Weg ins Grab des Westens tappten. 

    Lucy hörte ihn hereinkommen, und ihr Herz klopfte wie rasend. Sie versuchte, es zu beruhigen; wahrscheinlich kam er nur, um seine Sachen zu holen, aber es wurde nicht langsamer.  Er hat sich für mich entschieden , war der Gedanke, den ihr Herz ihr ins Hirn hämmerte wie mit einem Dampfhammer.  Er hat sich für mich entschieden...
    Trotz ihrer Aufregung und Hoffnung, die sie nicht kontrollieren konnte, lag sie starr auf dem Rücken im Bett und sah nur zur Decke. Sie hatte ihm die Wahrheit gesagt, als sie meinte, daß der einzige Fehler von ihr und von Mädchen wie ihrer Freundin Joline der war, daß sie zuviel Bedürfnis nach Liebe in sich hatten. Aber sie war immer treu gewesen. Sie war keine Betrügerin. Sie hatte ihren Mann niemals betrogen, und sie hatte Larry niemals betrogen, und wenn sie in den Jahren, bevor sie sie kennengelernt hatte, nicht gerade eine Nonne gewesen war... das war Vergangenheit. Man konnte das, was man getan hatte, nicht einfach wieder nehmen und zurechtbiegen. Diese Macht hatten vielleicht die Götter, aber nicht Männer und Frauen, und das war wahrscheinlich gut so. Wäre es anders, würden die Menschen höchstwahrscheinlich an Altersschwäche sterben und immer noch versuchen, ihre Jugend neu zu schreiben.
    Wenn man wußte, daß diese Vergangenheit unerreichbar fern war, konnte man vielleicht verzeihen.
    Tränen stahlen sich ihre Wangen hinab.
    Die Tür ging klickend auf, und sie sah ihn darin, nur als Umriß.
    »Lucy? Bist du noch wach?«
    »Ja.«
    »Kann ich die Lampe anmachen?«
    »Wenn du willst.«
    Sie hörte das leise Zischen von Gas, dann ging das Licht an, zu einem Flämmchen heruntergedreht, und machte ihn sichtbar. Er sah blaß und erschüttert aus.
    »Ich muß dir etwas sagen.«
    »Nein, mußt du nicht. Komm einfach ins Bett.«
    »Ich muß es sagen. Ich...« Er drückte die Hand auf die Stirn und fuhr sich durchs Haar.
    »Larry?« Sie setzte sich auf. »Alles in Ordnung?«
    Er redete, als hätte er sie nicht gehört, und er redete, ohne sie anzusehen. »Ich liebe dich. Wenn du mich willst, bekommst du mich. Aber ich weiß nicht, ob du viel bekommst. Ich werde nie deine beste Wahl sein, Lucy.«
    »Das Risiko nehme ich auf mich. Komm ins Bett.«
    Das machte er. Und sie machten es. Und als es vorbei war, sagte sie ihm, daß sie ihn liebte, weiß Gott, und es schien zu sein, was er hören wollte, hören mußte, aber sie glaubte, er schlief lange nicht ein. Einmal wurde sie in der Nacht wach (vielleicht hatte sie es nur geträumt) und glaubte, Larry am Fenster stehen zu sehen, wo er nach draußen sah und den Kopf schräg hielt, als lauschte er, und Licht und Schatten machten sein Gesicht zu einer ausgezehrten Maske. Aber bei Tageslicht war sie sicher, daß es ein Traum gewesen sein mußte; bei Tageslicht schien er wieder der alte zu sein.
    Nur drei Tage später erfuhren sie von Ralph Brentner, daß Nadine zu Harold Lauder gezogen war. Darauf wurde Larrys Gesicht verkniffen, aber nur einen Augenblick. Und wenn sie sich selbst dafür mißfiel, Ralph Brentners Neuigkeit ließ sie aufatmen. Es schien vorbei zu sein.

    Nachdem sie mit Larry gesprochen hatte, ging sie nur kurz nach Hause. Sie schloß auf, ging ins Wohnzimmer und zündete die Lampe an. Diese hoch erhoben, ging sie in den hinteren Teil des Hauses und blieb einen Augenblick stehen, um in das Zimmer des Jungen zu leuchten. Sie wollte wissen, ob sie Larry die Wahrheit gesagt hatte. Hatte sie.
    Leo lag nur in Unterhosen auf dem zerwühlten Laken... aber die Schnittwunden und Kratzer waren verblaßt, in den meisten Fällen ganz verschwunden, und die Rundumbräune, die er gehabt hatte, weil er praktisch dauernd nackt herumgelaufen war, war auch verschwunden. Aber es war mehr als das, dachte sie. Etwas in seinem Gesicht hatte sich verändert - sie konnte die Veränderung sehen, obwohl er schlief. Der Ausdruck stummer, begieriger Wildheit war daraus verschwunden. Er war nicht mehr Joe. Dies war nur ein Junge, der nach einem geschäftigen Tag schlief.
    Sie dachte an die Nacht, als sie fast am Schlafen gewesen und aufgewacht war und festgestellt hatte, daß er nicht mehr neben ihr lag. Das war in North Berwick, Maine, gewesen - nun einen halben Kontinent

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