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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Wir haben ihn auf dem Rückweg vor deinem Haus abgeliefert. Ist er nicht da?«
    »Nein. Ein Junge namens Leo Rockway schläft in seinem Bett.«
    »Was willst du...«
    »Hör zu«, sagte sie. »Hör mir zu, kannst du nicht  zuhören ? Solange ich Joe hatte, war alles in Ordnung. Ich konnte... so stark sein, wie ich sein mußte. Aber er braucht mich nicht mehr. Und ich muss gebraucht werden.«
    »Er braucht dich!«
    »Natürlich«, sagte Nadine, und Larry hatte wieder Angst. Sie sprach nicht mehr von Leo; er wußte nicht, von  wem  sie sprach. »Er braucht mich. Davor habe ich Angst. Deshalb bin ich zu dir gekommen.« Sie trat vor ihn und sah mit zurückgelegtem Kopf zu ihm auf. Er roch ihren heimlichen, sauberen Geruch und begehrte sie. Aber ein Teil von ihm wandte sich Lucy zu. Das war der Teil von ihm, den er brauchte, wenn er es hier in Boulder schaffen wollte. Wenn er ihn verleugnete und mit Nadine ging, konnten sie sich genausogut gleich heute nacht aus Boulder hinausschleichen. Dann wären sie fertig mit ihm. Der alte Larry würde triumphieren.
    »Ich muß nach Hause«, sagte er. »Tut mir leid. Damit mußt du allein fertig werden, Nadine.«  Damit mußt du allein fertig werden , waren das nicht die Worte, die er in der einen oder anderen Form den Leuten sein ganzes Leben lang gesagt hatte? Warum mußten sie gerade jetzt hervorkommen, wo er doch im Recht war, ihn quälen und an sich selbst zweifeln lassen?
    »Schlaf mit mir«, sagte sie und legte ihm die Arme um den Hals. Sie preßte den Körper an seinen, und er merkte an der Gelöstheit, Wärme und Straffheit, daß sie tatsächlich nur das Kleid anhatte. Splitternackt, dachte er, und dieser Gedanke erregte ihn auf nachtschwarze Weise.
    »Das ist schön, ich kann dich spüren«, sagte sie und bewegte sich an ihm - seitwärts, auf- und abwärts, was eine köstliche Spannung bewirkte. »Schlaf mit mir, dann ist es zu Ende. Dann bin ich in Sicherheit. In Sicherheit.«
    Er griff nach oben und wußte später nicht mehr, wie er es geschafft hatte, wo er doch mit drei raschen Bewegungen und einem Stoß in ihren warmen Leib hätte eindringen können, wie sie es wollte, aber irgendwie griff er nach oben und löste ihre Hände und stieß sie so heftig von sich, daß sie stolperte und fast gestürzt wäre. Sie stöhnte leise.
    »Larry, wenn du wüßtest...«
    »Ich weiß es nicht. Warum versuchst du nicht, es mir zu erzählen, anstatt... mich zu vergewaltigen?«
    »Vergewaltigen!« wiederholte sie und lachte schrill. »Oh, das ist aber komisch! Was redest du da! Ich! Dich vergewaltigen! O Larry!«
    »Was du von mir willst, hättest du haben können. Du hättest es letzte Woche haben können oder die Woche davor. Vor zwei Wochen habe ich dich sogar darum gebeten. Ich wollte, daß du es bekommst.«
    »Das war zu früh«, flüsterte sie.
    »Und jetzt ist es zu spät«, sagte er und verabscheute den brutalen Klang seiner Stimme, aber er hatte sie nicht unter Kontrolle. Er zitterte noch vor Begierde, wie sollte er anders klingen? »Was machst du jetzt, hm?«
    »Schon gut. Lebwohl, Larry.«
    Sie wandte sich ab. In diesem Augenblick war sie mehr als Nadine, die sich für immer von ihm abwandte. Sie war die Oralhygienikerin. Sie war Yvonne, mit der er in L. A. eine gemeinsame Wohnung gehabt hatte - sie war ihm auf die Nerven gegangen, und er hatte einfach die Wanderstiefel angezogen und ihr die Wohnung überlassen. Sie war Rita Blakemoor.
    Am schlimmsten, sie war seine Mutter.
    »Nadine?«
    Sie drehte sich nicht um. Sie war ein dunkler Schatten, der sich nur von anderen dunklen Schatten unterschied, als sie die Straße überquerte. Dann verschwand sie ganz vor dem schwarzen Hintergrund der Berge. Er rief noch einmal ihren Namen, aber sie antwortete nicht. Die Art, wie sie von ihm weggegangen war, wie sie mit jenem schwarzen Hintergrund verschmolzen war, hatte etwas Entsetzliches.
    Er stand mit geballten Fäusten vor King Sooper's und hatte trotz der nächtlichen Kühle Schweißperlen auf der Stirn. Alle Gespenster aus seiner Vergangenheit waren bei ihm, und er wußte endlich, welchen Preis man dafür zahlen muß, daß man kein netter Kerl ist, daß man sich nie über seine Motivation klar ist, daß man Kränkung und Hilfe immer nur grob gegeneinander abwägt, daß man nie den sauren Geschmack des Zweifels im Mund los wird und...
    Er riß den Kopf hoch. Seine Augen wurden so groß, daß sie fast aus den Höhlen zu quellen schienen. Der Wind wehte wieder stärker und heulte

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