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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sind, vielleicht eins zu zwanzig. Vielleicht will ich Ihnen auch nur auf nette Weise sagen, daß ich vielleicht einen Fehler gemacht habe. Sie könnten zu alt sein.«
    »Ich bin zu alt für Abenteuer«, sagte der Richter und steckte den Clip weg, »aber hoffentlich nicht zu alt, das zu tun, was ich für richtig halte. Irgendwo dort draußen liegt eine alte Frau, die wahrscheinlich elend gestorben ist, weil sie es für richtig hielt. Ich zweifle nicht daran, daß religiöser Wahn sie motiviert hat. Aber Leute, die unbedingt das Richtige tun wollen, wirken immer verrückt. Ich werde gehen. Es wird kalt sein. Meine Verdauung wird Schwierigkeiten machen. Ich werde einsam sein. Ich werde meine Begonien vermissen. Aber...« Er sah Larry an, seine Augen glitzerten in der Dunkelheit. »Ich werde auch klug sein.«
    »Das glaube ich aufs Wort«, sagte Larry und spürte, wie ihm Tränen in den Augenwinkeln brannten.
    »Wie geht es Lucy?« fragte der Richter, der das Thema seiner Abreise offenbar für abgeschlossen hielt.
    »Gut«, sagte Larry. »Es geht uns beiden gut.«
    »Keine Probleme?«
    »Nein«, sagte Larry und dachte an Nadine. Er machte sich immer noch Gedanken wegen ihrer Verzweiflung bei der letzten Begegnung. Du bist meine letzte Chance , hatte sie gesagt. Seltsame Worte, fast selbstmörderisch. Wie konnte man ihr helfen? Psychiatrie? Das war lächerlich, wo sie allenfalls einen Pferdedoktor anzubieten hatten. Und nicht einmal die Telefonseelsorge gab es mehr.
    »Es ist gut, daß du mit Lucy zusammen bist«, sagte der Richter, »aber ich vermute, du machst dir wegen der anderen Frau Sorgen.«
    »Ja, das tue ich.« Was jetzt folgte, war schwer auszusprechen, aber es war ihm viel wohler, wenn er es jemand anderem beichten und anvertrauen konnte. »Ich fürchte, daß sie an, nun, Selbstmord denkt.« Er fuhr rasch fort: »Sicher nicht nur meinetwegen, denken Sie bloß nicht, ich wäre der Meinung, daß sich ein Mädchen umbringen könnte, weil sie sexy Larry Underwood nicht bekommt. Aber der Junge, für den sie gesorgt hat, ist aus seiner Schale herausgekrochen, und ich glaube, sie fühlt sich einsam, weil niemand mehr auf sie angewiesen ist.«
    »Wenn ihre Depressionen chronisch und zyklisch werden, kann es durchaus sein, daß sie sich umbringt«, sagte der Richter mit erschreckender Gleichgültigkeit.
    Larry sah ihn entsetzt an.
    »Aber du kannst dich nicht zweiteilen«, sagte der Richter. »Du kannst nur einer sein. Stimmt das nicht?«
    »Ja.«
    »Und du hast deine Wahl getroffen?«
    »Ja.«
    »Endgültig?«
    »Ja. Endgültig.«
    »Dann mußt du damit leben«, sagte der Richter mit großer Erleichterung. »Um Gottes willen, Larry, werd erwachsen. Entwickle ein bißchen Selbstgefälligkeit. Vieles daran ist häßlich, weiß Gott, aber etwas davon auf deine vielen Skrupel getüncht, das muss unbedingt sein! Es ist für die Seele, was ein guter Lichtschutzfaktor für die Haut ist. Du kannst nur deine eigene Seele meistern, und ab und zu kommt ein klugscheißerischer Psychologe des Wegs und stellt sogar die Fähigkeit dazu in Frage. Werd erwachsen! Deine Lucy ist ein prima Mädchen. Wenn du Verantwortung für mehr als ihre und deine Seele übernimmst, mutest du dir zuviel zu, und sich zuviel zuzumuten ist eine der beliebtesten Methoden der Menschheit, eine Katastrophe herauszufordern. «
    »Ich unterhalte mich gern mit Ihnen«, sagte Larry und war erschrocken und amüsiert zugleich über den Tiefsinn dieser Bemerkung.
    »Wahrscheinlich nur, weil ich dir genau das sage, was du hören willst«, sagte der Richter heiter. Und dann fügte er hinzu: »Es gibt viele Möglichkeiten, Selbstmord zu begehen, weißt du.«
    Bevor allzuviel Zeit vergangen war, sollte Larry Gelegenheit haben, sich unter bitteren Umständen an diese Bemerkung zu erinnern. 

    Am nächsten Morgen um Viertel nach acht fuhr Harolds Wagen wieder vom Greyhound-Bahnhof zum Stadtteil Table Mesa. Harold, Weizak und zwei andere saßen hinten auf dem Wagen. Norman Kellogg und ein weiterer Mann saßen im Fahrerhaus. Sie waren gerade an der Kreuzung Arapahoe Street und Broadway, als ihnen langsam ein brandneuer Landrover entgegenkam. Weizak winkte und rief: »Wo fahren Sie hin, Richter?«
    Der Richter, der in Wollhemd und Weste ziemlich komisch aussah, hielt an. »Ich dachte mir, ich fahre einen Tag nach Denver«, sagte er unverbindlich.
    »Schaffen Sie das mit dem Ding?« rief Weizak.
    »Oh, ich glaube schon, wenn ich die Hauptstraßen meide.«
    »Wenn Sie an

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