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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Es war zerschmettert. Er saß jetzt schon fünf Tage lang im Schatten dieses Felsens. Er hatte nichts mehr zu essen. Er wäre schon gestern oder vorgestern verdurstet, wenn es nicht zweimal stark geregnet hätte. Sein Bein eiterte. Es hatte einen grünen, gasigen Geruch, und das Fleisch war so geschwollen, daß der Khakistoff seiner Hose sich straffte, und das Hosenbein wie eine Wursthülle aussah. Nadine war lange fort. Harold nahm die Pistole, die neben ihm lag, und überprüfte die Ladung. Heute hatte er sie hundertmal überprüft. Während der Regenschauer hatte er sorgfältig darauf geachtet, daß die Waffe nicht naß wurde. Er hatte noch drei Kugeln. Die ersten beiden hatte er auf Nadine abgefeuert, als sie zu ihm hinuntergeschaut und ihm gesagt hatte, daß sie ihn hier zurücklassen würde. Sie waren um eine Haarnadelkurve gefahren, Nadine auf der Innen- und er mit seiner Triumph auf der Außenseite. Sie waren auf dem Colorado West Slope, etwa siebzig Meilen von der Grenze nach Utah entfernt. Am äußersten Rand der Kurve war eine Ölspur gewesen, und in den Tagen danach hatte Harold oft über diese Ölspur nachgedacht. Es kam ihm zu perfekt vor. Eine Ölspur wovon? Gewiß war seit mindestens zwei Monaten hier oben niemand mehr vorbeigekommen. Genügend Zeit für eine Ölspur zu trocknen. Es war, als hätte sein rotes Auge sie beobachtet und den richtigen Moment abgepaßt, um Harold mit Hilfe einer Ölspur aus dem Verkehr zu ziehen. Ihn mit Nadine bis in die Berge zu lassen, falls es Ärger gab, und dann auszuschalten. Harold hatte, wie man so schön sagt, seine Schuldigkeit getan.
    Die Triumph war gegen die Leitplanke geschlittert, Harold in hohem Bogen den Abhang hinuntergeschleudert worden. Er hatte einen grauenhaften Schmerz im rechten Bein gespürt. Er hatte das nasse Knacken gehört, als es brach. Er schrie. Der steinige Hang kam auf ihn zu, der Hang, der ekelhaft steil abfiel und in einer Schlucht endete.
    Er schlug auf den Boden auf, wurde in die Luft geschleudert und landete wieder auf dem rechten Bein, schrie wieder und hörte es wieder brechen, diesmal an einer anderen Stelle, flog noch einmal in die Luft und rollte gegen einen vielleicht vor Jahren bei einem Gewitter umgestürzten Baum. Wenn dieser nicht dort gelegen hätte, wäre er ganz in die Schlucht gestürzt, und statt der Bussarde hätten die Bergforellen sich an ihm gütlich tun können.
    Er wunderte sich immer noch über seine ungelenke Kinderschrift, als er in sein Notizbuch schrieb: lch mache Nadine keine Vorwürfe. Das stimmte. Aber damals hatte er ihr Vorwürfe gemacht. 
    Erschrocken und mit rasend schmerzendem rechten Bein war er ein Stück den Hang hinaufgekrochen. Hoch oben sah er Nadine, die über die Leitplanke blickte. Ihr Gesicht war weiß und winzig, das Gesicht einer Puppe.
    »Nadine!« rief er. Seine Stimme war ein hartes Krächzen. »Das Seil!
    Es ist in der linken Satteltasche!«
    Sie sah nur zu ihm hinunter. Er glaubte schon, daß sie ihn nicht gehört hatte, und wollte seine Worte gerade wiederholen, als er sah, wie sie den Kopf nach links, nach rechts und wieder nach links bewegte. Ganz langsam. Sie schüttelte den Kopf.
    »Nadine! Ich komme ohne Seil nicht wieder nach oben! Mein Bein ist gebrochen!«
    Sie antwortete nicht. Sie schaute nur zu ihm hinunter. Sie schüttelte nicht einmal mehr den Kopf. Er hatte das Gefühl, in einer tiefen Grube zu sitzen, in die sie vom Rand aus hinuntersah.
    »Nadine, wirf mir das Seil runter!«
    Wieder das langsame Kopfschütteln, wie die Tür einer Gruft, die vor einem Mann zufiel, welcher nicht tot war, sondern nur im Griff einer schrecklichen Katalepsie.
    »NADINE! UM GOTTES WILLEN! NADINE!«
    Endlich drang ihre Stimme zu ihm herunter, leise, aber in der Stille der Berge deutlich zu verstehen. »Es war alles so geplant, Harold. Ich muß weiter. Es tut mir sehr leid.«
    Aber sie ging noch nicht; sie blieb an der Leitplanke stehen und beobachtete ihn, wo er lag, ungefähr sechzig Meter tiefer. Schon waren die Fliegen da, die emsig sein Blut auf den zahlreichen Steinen kosteten, wo er aufgeschlagen war und Teile seiner selbst abgeschürft hatte.
    Harold versuchte, den Hang hinaufzukriechen, wobei er sein zertrümmertes Bein hinter sich herschleifte. Zuerst empfand er keinen Haß und kein Bedürfnis, ihr eine Kugel zu verpassen. Aber es schien ihm wichtig, ihren Gesichtsausdruck zu sehen. Es war kurz nach Mittag. Es war heiß. Schweiß lief ihm über das Gesicht und tropfte auf die

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