Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
nur schälten sich bei ihm die menschlichen Eigenschaften ab: organisiertes Denken, Erinnerungsvermögen, möglicherweise sogar der freie Wille... wenn es so etwas je gegeben hatte.
    Er fing an, das Kaninchen zu essen.
    Früher, davon war er überzeugt, hätte er sich rasch davongemacht, wenn die Lage brenzlig wurde. Diesmal nicht. Dies war sein Ort, seine Zeit, hier würde er sein letztes Gefecht austragen. Es spielte keine Rolle, daß er den dritten Spion nicht entdeckt hatte und dass Harold zum Schluß außer Kontrolle geraten war und die kolossale Unverschämtheit besessen hatte zu versuchen, die ihm versprochene Braut zu ermorden, die Mutter seines Sohnes. Irgendwo in der Wüste war dieser seltsame Mülleimermann und suchte die Waffen zusammen, mit denen die lästige Freie Zone endgültig ausgelöscht werden würde. Auch den Mülleimermann konnte sein Auge nicht sehen, und in gewisser Weise fand Flagg Müll, eine Art menschlicher Bluthund, der Kordit und Napalm und Dynamit mit tödlicher, radarähnlicher Genauigkeit wittern konnte, noch seltsamer als sich selbst.
    In einem Monat oder früher würden die Jets der Nationalgarde mit einem vollen Satz Shrike-Raketen unter den Flügeln in der Luft sein. Und sobald er sicher war, daß seine Braut empfangen hatte, würden sie nach Osten fliegen.
    Er sah verträumt zum Basketball-Mond hinauf und lächelte. Es gab noch eine weitere Möglichkeit. Er dachte, das Auge würde sie ihm zeigen, wenn die Zeit gekommen war. Er ging vielleicht dorthin, möglicherweise als Krähe, möglicherweise als Wolf, möglicherweise als Insekt - eine Gottesanbeterin vielleicht, etwas, das klein genug war, durch eine sorgfältig getarnte Belüftungsklappe in der Mitte eines dornigen Büschels Wüstengras zu kriechen. Er würde durch dunkle Rohrleitungen hüpfen oder krabbeln und schließlich durch das Gitter einer Klimaanlage oder einen stillstehenden Ventilator kriechen.
    Der fragliche Ort war unterirdisch. Gleich jenseits der Grenze nach Kalifornien.
    Dort standen Retorten, lange Reihen Retorten, und auf jeder war ein Klebestreifen angebracht, der den Inhalt beschrieb: Eine SuperCholera, ein Super-Anthrax, eine neue und verbesserte Version der Beulenpest, und alle basierten auf der Fähigkeit der Krankheitserreger, durch ständige Veränderung die Bildung von Antikörpern zu verhindern, eine Fähigkeit, die die Supergrippe fast universell tödlich gemacht hatte. Es gab Hunderte solcher Erreger; in jeder Geschmacksrichtung, wie es in den Werbespots für Life Savers zu hören war.
    Wie wäre es mit ein wenig in eurem Wasser, Freie Zone? Oder einer Luftverschmutzung?
    Eine hübsche Legionärskrankheit zu Weihnachten, oder wäre euch die neue und weiterentwickelte Schweinegrippe lieber? Randall Flagg, der dunkle Weihnachtsmann, auf seinem Schlitten der Nationalgarde, mit einem kleinen Virus, den er in jeden Kamin werfen konnte.
    Er würde warten, und er würde die richtige Stunde erkennen, wenn sie endlich gekommen war.
    Etwas würde sie ihm verraten.
    Alles würde gut werden. Kein rasches Ausblenden diesmal. Er war ganz oben, und dort würde er auch bleiben.
    Das Kaninchen war verzehrt. Voll heißer Nahrung, fühlte er sich wieder wie er selbst. Er stand mit dem Blechteller in der Hand da und warf die Knochen in die Nacht. Die Wölfe jagten danach, balgten sich darum, heulten und knurrten und bissen sich; ihre Augen rollten leer im Mondlicht.
    Flagg stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, und lachte brüllend zum Mond hinauf.

    Früh am nächsten Morgen verließ Nadine die Stadt Gemdale und fuhr auf ihrer Vespa die I-15 entlang. Ihr schneeweißes offenes Haar flatterte im Wind und sah aus wie ein Brautschleier. 
    Ihr tat die Vespa leid, die ihr so lange treu gedient hatte und jetzt am Ende war. Die vielen Meilen und die Gluthitze in der Wüste, die anstrengende Fahrt über die Rockies und die mangelhafte Wartung hatten ihren Tribut gefordert. Der Motor klang jetzt heiser und angestrengt. Der Drehzahlmesser blieb nicht mehr brav bei 5 x 1000 stehen, sondern zitterte hin und her. Es machte nichts. Wenn die Maschine den Geist aufgab, bevor sie ihr Ziel erreicht hatte, würde sie zu Fuß weitergehen. Niemand jagte sie. Harold war tot. Und wenn sie zu Fuß gehen mußte, würde er es wissen und jemanden schicken, der sie abholte. 
    Harold hatte auf sie geschossen! Harold hatte versucht, sie umzubringen ! 
    Immer wieder mußte sie daran denken, so gern sie es auch verdrängt hätte. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher