The Stand. Das letze Gefecht
hatte. Sie war zu gewaltiger Größe angewachsen. Sie stand am Himmel. Mit unruhigen Bewegungen sank sie auf den Mülleimermann herab. Sie sprühte haarfeine Funken, und Larry nahm dumpf wahr, daß die Luft jetzt so mit Elektrizität aufgeladen war, daß sich ihm jedes einzelne Haar am Körper sträubte.
Und das Ding am Himmel sah aus wie eine Hand.
» Neeeiiin !« heulte der dunkle Mann.
Larry schaute zu ihm hinüber... aber Flagg war nicht mehr da. Er hatte den Eindruck, daß etwas Unheimliches vor der Stelle stand, an der eben noch Flagg gestanden hatte. Etwas Zusammengesunkenes, Geducktes, fast Gestaltloses - etwas mit riesigen gelben Augen mit den Pupillenschlitzen einer Katze. Dann war es verschwunden.
Larry sah Flaggs Kleider - die Jacke, die Jeans, die Stiefel. Sie standen aufrecht, und sie waren leer. Sekundenlang behielten sie noch die Form des Körpers, der in ihnen gesteckt hatte. Dann sanken sie zusammen.
Das knisternde blaue Feuer stürzte jetzt aus der Luft auf den gelben Elektrokarren, den der Mülleimermann irgendwie von der Nellis Range nach Las Vegas gefahren hatte. Er war kahl geworden und hatte Blut gespuckt und schließlich seine eigenen Zähne erbrochen, als die tödliche Strahlung sich immer tiefer in ihn hineinfraß - aber nie war er in seinem Entschluß wankend geworden, dem dunklen Mann die Bombe zu bringen.
Die blaue Kugel suchte den hinteren Teil des Karrens, wurde von ihm angezogen.
» O Scheiße, wir sind alle im Arsch! « brüllte Lloyd Henreid. Er legte die Hände über den Kopf und sank zu Boden.
O Gott, ich danke Dir , dachte Larry. Erlöse uns von dem Bösen, erlöse uns v
Schweigendes weißes Licht erfüllte die Welt. Und das heilige Feuer verzehrte Gerechte und Ungerechte zugleich.
74
Als der Tag anbrach, erwachte Stu aus einem unruhigen Schlaf und lag zitternd da, obwohl Kojak sich neben ihm zusammengerollt hatte. Der Morgenhimmel war von kalter Bläue, aber trotz des Frösteins war ihm heiß. Er hatte Fieber.
»Krank«, murmelte er, und Kojak äugte zu ihm hoch. Er wedelte mit dem Schwanz und trottete hinunter zur Wasserrinne. Er kam mit einem abgestorbenen Ast im Maul zurück und ließ ihn vor Stus Füße fallen.
»Vielleicht hast du recht, alter Junge«, sagte er und schickte Kojak wieder aus, weiter Holz zu holen. Bald flackerte das Feuer wieder auf, aber auch als er sich nahe heransetzte, konnte er das Frösteln nicht vertreiben. Dabei lief ihm der Schweiß von der Stirn. Das war der Gipfel der Ironie: Er hatte die Grippe oder etwas Ähnliches. Zwei Tage nachdem Glen, Larry und Ralph ihn verlassen hatten, war er krank geworden. Zwei Tage lang hatte es sich die Grippe dann noch überlegt, ob er es wert war, daß sie ihn holte. Offensichtlich war er es, denn sein Zustand hatte sich ganz allmählich verschlechtert. Und an diesem Morgen fühlte er sich sehr schlecht.
Unter den verschiedenen Kleinigkeiten in seinen Taschen fand er einen Bleistiftstummel, sein Notizbuch (diese organisatorischen Dinge, die in Boulder so wichtig gewesen waren, wirkten hier albern, gelinde gesagt) und seinen Schlüsselbund. Er hatte sich immer wieder mit seinem Schlüsselbund beschäftigt und sich gewundert, wie sehr das Heimweh und die Sehnsucht ihn quälten und wie traurig sie ihn machten. Dies war sein Wohnungsschlüssel. Dies war der Schlüssel zu seinem Schrank. Dieser war der schon arg verrostete Ersatzschlüssel für seinen 1972er Dodge - soviel er wußte, parkte der Wagen immer noch hinter dem Haus 31 Thompson Street, in dem er in Arnette gewohnt hatte.
An dem Schlüsselbund hing außerdem eine in einer Plastikhülle steckende Karte mit seiner Adresse: STU REDMAN - 3I THOMPSON STREET - PH (713) 941-6283. Er zog die Schlüssel vom Ring, liess sie einen Moment gedankenversunken auf der Handfläche hüpfen, und warf sie dann fort. Das letzte, was an den Mann erinnerte, der er einst gewesen war, verschwand in der Auswaschung und landete klirrend in einem vertrockneten Salbeibusch, wo es, wie Stu annahm, bis zum Ende aller Zeiten liegenbleiben würde. Dann zog er die Karte aus der Hülle und riß einen leeren Zettel aus seinem Notizbuch.
Liebe Frannie , schrieb er oben an den Rand.
Er berichtete ihr alles, was sie erlebt hatten, bevor er sich das Bein brach. Er schrieb, daß er hoffte, sie wiederzusehen, aber nicht recht daran glaube. Er könne nur hoffen, daß wenigstens Kojak nach Boulder zurückfinden werde. Zerstreut wischte er sich mit der Hand die Tränen aus den
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