The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
ergrauten krausen Haar. Sie konnte eben jenes direkte Gespräch mit Katherine führen, das ich mir so verzweifelt wünschte.
» Bist du so weit, Sohn?« Vater stieß mir einen Ellbogen in die Rippen, und ich bemerkte, dass manche Leute bereits mit ihrem Essen fertig waren. Es wurde erneut Wein ausgeschenkt, und das Orchester in der Ecke, das während des Gangs pausiert hatte, begann erneut zu spielen. Jetzt war der Moment gekommen, auf den alle warteten: Die Gäste wussten, dass eine Ankündigung bevorstand, und sie wussten, dass nach dieser Ankündigung gefeiert und getanzt werden würde. Wie bei allen Dinnergesellschaften in Mystic Falls. Aber noch nie war ich der Mittelpunkt einer solchen Ankündigung gewesen. Wie aufs Stichwort beugte Honoria sich zu mir vor und Damon lächelte ermutigend.
Von heftiger Übelkeit befallen, holte ich tief Luft und ließ mein Messer gegen mein Kristallglas klirren. Sofort verstummten die Gespräche überall in der Halle, und selbst die Dienstboten hielten mitten im Gehen inne, um mich anzustarren.
Ich stand auf, nahm, um mir Mut zu machen, einen tiefen Schluck Rotwein und räusperte mich.
» Ich… ähm«, begann ich mit leiser, angespannter Stimme, die ich nicht als meine eigene wiedererkannte. » Ich habe eine Ankündigung zu machen.« Aus dem Augenwinkel sah ich Vater seine Champagnerflöte umklammern, bereit, mit einem Trinkspruch einzuspringen. Ich schaute Katherine an. Sie sah mich an und der Blick ihrer faszinierenden Augen bohrte sich in meine. Ich riss mich von ihr los und umfasste mein Glas so fest, dass ich mich wunderte, als es nicht zerbrach. » Rosalyn, ich würde dich gerne um deine Hand bitten. Wirst du mir die Ehre erweisen?«, fragte ich hastig und tastete in meiner Anzugtasche nach dem Ring.
Ich zog das Schächtelchen hervor, kniete vor Rosalyn nieder und blickte in ihre wässrig braunen Augen. » Für dich«, sagte ich tonlos, schnippte den Deckel auf und hielt ihr das Schächtelchen hin.
Rosalyn kreischte entzückt auf und tosender Applaus brach aus. Ich spürte eine feste Hand auf meinem Rücken und sah Damon auf mich herabgrinsen. Katherine klatschte höflich mit einem undurchdringlichen Gesichtsausdruck.
» Hier.« Ich nahm Rosalyns winzige weiße Hand und steckte ihr den Ring an den Ringfinger. Er war zu groß und der Smaragd rutschte auf ihren kleinen Finger zu. Sie sah aus wie ein Kind, das mit dem Schmuck seiner Mutter Verkleiden spielte. Aber es schien Rosalyn nicht zu kümmern, dass ihr der Ring nicht passte. Stattdessen streckte sie die Hand aus und beobachtete, wie die Diamanten im Licht der Kerzen auf dem Tisch funkelten. Sofort wurden wir von Frauen umringt, die ihr Entzücken über den Ring zum Ausdruck brachten.
» Dies verlangt in der Tat nach einem Fest!«, rief mein Vater aus. » Zigarren für alle. Komm her, Stefan, Sohn! Du hast mich zu einem stolzen Vater gemacht.«
Ich nickte und trat zitternd auf ihn zu. Es war blanke Ironie: Während ich mein ganzes Leben lang versucht hatte, die Anerkennung meines Vaters zu gewinnen, war das, was ihn am glücklichsten machte, ein Schritt, bei dem ich mich innerlich tot fühlte.
» Katherine, darf ich Sie um diesen Tanz bitten?«, hörte ich Damons Stimme im Getöse der über den Boden scharrenden Stühle und klirrenden Gläser. Ich blieb wie angewurzelt stehen und wartete auf ihre Antwort.
Katherine schaute auf und warf einen verstohlenen Blick in meine Richtung. Sie sah mir für eine lange Sekunde in die Augen. Der ungestüme Drang, Rosalyn den Ring vom Finger zu reißen und ihn Katherine anzustecken, hätte mich beinahe überwältigt. Aber dann stieß Vater mich von hinten an, und noch bevor ich reagieren konnte, nahm Damon Katherine an der Hand und führte sie auf die Tanzfläche.
Kapitel Sieben
Die folgende Woche zog wie ein verschwommener Nebel an mir vorbei. Ich verbrachte meine Zeit mit Ankleideproben in Mrs Fells Schneiderei, mit Besuchen bei Rosalyn in dem stickigen Salon der Cartwrights und zusammen mit Damon in der Schenke. Außerdem versuchte ich, Katherine zu vergessen, und ließ die Fensterläden geschlossen, damit ich nicht in Versuchung geriet, über den Rasen zum Kutscherhaus zu spähen. Und wenn Katherine mit Damon die Gärten erkundete, galoppierte ich mit Mezanotte in den Wald.
Einmal stahl ich mich auf den Dachboden, um mir das Portrait von Mutter anzusehen. Ich fragte mich, welchen Rat sie mir gegeben hätte. Liebe ist geduldig, hatte sie einmal während des
Weitere Kostenlose Bücher