The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
Bibelstudiums mit ihrem melodischen französischen Akzent gesagt. Der Gedanke tröstete mich. Vielleicht konnte die Liebe doch noch zu mir und Rosalyn gelangen.
Von da an versuchte ich, Rosalyn zu lieben oder zumindest irgendeine Art von Zuneigung zu ihr heraufzubeschwören. Ich wusste, dass sich hinter ihrer stillen Art und unter ihrem glanzlosen braunen Haar ein liebes Mädchen verbarg, das eine hingebungsvolle Ehefrau und Mutter abgeben würde. Meine letzten Besuche waren auch nicht ganz so fürchterlich gewesen. Tatsächlich hatte Rosalyn bemerkenswert gute Laune gehabt. Sie hatte einen neuen Hund bekommen, ein elegantes schwarzes Tier namens Sadie, und sie hatte sich angewöhnt, die Hündin auf Schritt und Tritt bei sich zu tragen, damit den Welpen nicht das gleiche Schicksal ereilte wie Penny. Einmal, als Rosalyn mich voller Bewunderung ansah und sich erkundigte, ob ich für die Hochzeit Lilien oder Gardenien bevorzuge, empfand ich beinahe so etwas wie Zuneigung zu ihr. Vielleicht würde das genügen.
Vater hatte keine Zeit verschwendet und sofort eine weitere Feier geplant. Diesmal war es ein Barbecue auf dem Gut und Vater hatte alle innerhalb eines Radius von zwanzig Meilen eingeladen. Ich kannte lediglich eine Handvoll der jungen Männer, hübschen Mädchen und konföderierten Soldaten, die durch das Labyrinth schlenderten und sich benahmen, als gehöre ihnen der Besitz. Früher hatte ich die Feste auf Veritas geliebt– sie boten immer die Gelegenheit, mit unseren Freunden zum Teich hinunterzulaufen, im Sumpf Verstecken zu spielen, zur Wickery Bridge zu reiten und dort einander vor die Mutprobe zu stellen, in die eisigen Tiefen des Willow Creek zu springen. Jetzt wünschte ich einfach nur, das Fest wäre vorbei und ich könnte allein in meinem Zimmer sein.
» Stefan, haben Sie Lust, einen Whiskey mit mir zu trinken?«, rief Robert von der Bar aus, die im Säulengang errichtet worden war. Seinem schiefen Grinsen nach war er bereits betrunken.
Er drückte mir ein Glas in die Hand und ließ seines dagegenklirren. » Hier werden ziemlich bald lauter kleine Salvatores herumlaufen. Können Sie sich das vorstellen?« Er machte eine weit ausladende Handbewegung, die das ganze Grundstück umschloss, als wolle er mir zeigen, wie viel Platz meine imaginäre Familie zum Wachsen haben würde.
Jämmerlich ließ ich meinen Whiskey im Glas kreisen. Ich war außerstande, mir das für mich vorzustellen.
» Nun, Sie haben Ihren Daddy zu einem glücklichen Mann gemacht. Und Rosalyn zu einem glücklichen Mädchen«, sagte Robert. Er prostete mir ein weiteres Mal zu, bevor er zu dem Aufseher der Lockwoods hinüberging, um mit ihm zu plaudern.
Mit einem Seufzen ging ich zur Schaukel auf der Veranda, setzte mich hinein und beobachtete die Fröhlichkeit überall um mich herum. Ich wusste, ich sollte glücklich sein. Ich wusste, dass Vater nur das Beste für mich wollte. Ich wusste, dass es an Rosalyn nichts auszusetzen gab.
Warum also fühlte sich diese Verlobung wie ein Todesurteil an?
Auf dem Rasen aßen, lachten und tanzten die Leute, und ein improvisiertes Orchester, bestehend aus meinen Kinderfreunden Ethan Griffin, Brian Walsh und Matthew Hartnett, spielte eine weitere Version von » The Bonnie Blue Flag«. Der Himmel war wolkenlos und die Luft lau, mit einem leisen, kühlen Anflug, der uns daran erinnerte, dass der Herbst bald kommen würde. In der Ferne spielten Kinder am Tor, sie schwangen sich darauf herum und kreischten. Dass ich inmitten von so viel Frohsinn– der ganz und gar für mich bestimmt war– selbst nicht glücklich sein konnte, weckte in mir endgültig den starken Wunsch, mich zurückzuziehen und eine Weile allein zu sein.
Ich stand auf und ging in das Arbeitszimmer meines Vaters. Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, stieß ich einen Seufzer der Erleichterung aus. Nur ein ganz schwacher Sonnenstrahl lugte durch die schweren Damastvorhänge. Der Raum war kühl und roch nach gut geöltem Leder und modrigen Büchern. Ich nahm ein schmales Bändchen mit Sonetten von Shakespeare aus einem Regal und schlug mein Lieblingsgedicht auf. Shakespeare beruhigte mich, seine Worte waren Balsam für meine Seele und erinnerten mich daran, dass es Liebe und Schönheit auf dieser Welt gab. Vielleicht würde die Kunst ja ausreichen und mir Kraft geben. Vielleicht konnte ich diese Dinge wenigstens durch die Kunst erleben.
Ich ließ mich in Vaters ledernem Clubsessel in einer Ecke nieder und überflog
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