The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
Sutherland – mein Versprechen in die Tat umsetzen, die Familie ihrem Leben zu überlassen, und auf dem Ball in der Menge verschwinden, um in mein Zuhause im Park zurückzukehren.
Nach einer kurzen Fahrt näherten wir uns einem weiteren Haus von beträchtlicher Größe. Es war aus massivem Stein gebaut, wie eine Burg mit vielen Fenstern. Ich half Bridget aus der Droschke, und wir reihten uns in die Schlange zum Empfang ein.
In meinem menschlichen Leben hatte ich bereits zahlreiche Tanzveranstaltungen besucht, doch auf einen Ball in New York City war ich nicht vorbereitet. Jemand nahm mir Hut und Mantel ab – und weil das hier nicht Mystic Falls war, wo jeder Mann von Stand den anderen kannte, bekam ich einen Schein mit einer Nummer
darauf, mit dem ich am Ende des Abends meine Sachen abholen konnte. Wir näherten uns dem Ballsaal durch einen scheinbar endlosen Flur mit silbernen Spiegeln, der von Kerzen und Kronleuchtern erhellt war und so sehr funkelte, wie ich mir vorstellte, dass es in Versailles gewesen sein musste. Die Spiegel warfen tausend glänzende Bilder von Bridget und mir zurück.
In einer Ecke spielte ein großes Orchester auf Violinen, Cellos, Hörnern und Flöten und die Musiker waren in schwarze Anzüge gekleidet. Der Raum war voller Tänzer in den erstaunlichsten Aufmachungen, die ich je gesehen hatte. Junge Frauen hoben zierliche, behandschuhte Hände mit funkelnden Diamantarmbändern und wirbelten dann in Gewändern über die Tanzfläche, deren Farbpalette von Blutrot bis zu staubigem Gold reichte. Gazeröcke raschelten im Rhythmus der schnellen Mazurka, die das Orchester zum Besten gab, und Tüll, Spitze und feinste Seidenunterröcke trieben wie verstreute Blütenblätter auf einem See umher.
Waren meine Augen vom Anblick der Tänzer bereits geblendet, so überwältigten die Düfte im Saal beinah den Rest meiner Sinne: teure Parfums, riesige Vasen voller exotischer Blumen, Schweiß, Punsch, und irgendwo blutete eine Dame von einer Nadel, die eine achtlose Zofe in ihrem Kleid vergessen hatte.
»Sie müssen Ihrer Dame eine Tanzkarte holen«, murmelte Lydia mir ins Ohr, während ich wie betäubt von der opulenten, überwältigenden Szene vor mir dastand.
»Ist das … ist das Adelina Patti?«, stotterte ich und zeigte auf eine bescheidene Frau, die von Bewunderern umringt in einer Ecke stand. »Die Opernsängerin?«
Ich hatte sie schon auf Bildern gesehen. Mein Vater hatte immer gewollt, dass seine Söhne über hinreichende Kenntnisse ihrer italienischen Wurzeln und Kultur verfügten.
»Ja«, bestätigte Bridget, verdrehte die Augen und stampfte mit einem hübschen, satinbekleideten Fuß auf. »Und dort drüben ist Bürgermeister Gunter, und dort ist John. D. Rockefeller, und … könnten Sie mich jetzt zu meinem Platz führen? Ich bin gespannt, wer mich zum Tanzen auffordert.«
Lydia gab ein durchaus kultiviertes Hüsteln von sich, das verdächtig nach einem Lachen klang.
»Im Süden«, flüsterte ich ihr aus dem Mundwinkel zu, »gilt es als unhöflich, allzu viel mit seinem Begleiter zu tanzen.«
Lydia legte eine behandschuhte Hand auf ihren Mund und verbarg ihr Lächeln. »Ich habe gehört, dass man im Süden tatsächlich immer noch die Quadrille tanzt und dass es bei den Veranstaltungen dort keine Salonspiele gibt. Viel Glück, Mr Salvatore.«
Und damit glitt sie in die Menge. Margaret zeigte mir ein winziges Lächeln am Arm ihres Mannes Wally, eines relativ kleinen Burschen mit Zwicker und stark gebeugtem Rücken. Aber als sie ihm etwas zuflüsterte, lächelte er und erstrahlte förmlich. Ich verspürte einen
seltsamen Stich der Eifersucht. Ich würde dieses Gefühl nie erleben, diese einfachen Rituale eines eng verbundenen Paares.
Das Orchester stimmte einen Walzer an.
Bridget schob die Unterlippe vor. »Und ich habe immer noch keine Tanzkarte.«
»Mylady«, sagte ich mit einem unterdrückten Seufzen. Ich deutete eine Verbeugung an und hielt ihr die Hand hin.
Bridget war eine gute Tänzerin, und es machte sogar Spaß, sie durch den Raum zu wirbeln. Während der kurzen Dauer des Walzers konnte ich vergessen, wo und wer ich war: lediglich ein Mann im Smoking, mit dahingleitenden Füßen, inmitten schöner Menschen. Bridget blickte mich aus ihren grünen Augen an, und für einen wunderschönen Moment konnte ich so tun, als sei sie Callie, lebendig und wohlauf und gesegnet mit dem glücklichen Ende, das sie zweifelsohne verdient hätte.
Die Illusion endete in dem Moment, als
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