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The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

Titel: The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane O'Doherty
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blieben unter britischer Herrschaft und wurden dann Nordirland genannt.
    Bestimmte Schriftstücke, Gedichte und letzte Worte der hingerichteten Patrioten und anderer, die vor ihnen denselben Weg gegangen waren, wurden gesammelt und unter verschiedenen Titeln gedruckt, wie zum Beispiel „Reden von der Anklagebank“, welches ich zuerst las, oder „Letzte Worte“. Diese Schriften entzündeten in mir einen leidenschaftlichen Patriotismus und ein ebenso leidenschaftliches Begehren, den Heldentaten nachzueifern, die dort beschrieben wurden.
    Es folgen hier ein paar Beispiele, die meine Phantasie gefangen nahmen, als ich diese Schriften zuhause zu lesen begann. Ich war erst neun Jahre alt. Man muss sich also vorstellen, wie ich weinend auf dem großen, mit Gerümpel gefüllten Dachboden saß und die Aufopferungskämpfe der Helden nachvollzog ...
    Generalkommandant Pearse, dem Präsidenten der Provisorischen Regierung, gelang es, ein paar Schriftstücke aus dem belagerten Hauptpostamts-Gebäude herauszuschmuggeln, bevor es durch britisches Bombardement zerstört wurde. Unter diesen befand sich ein Manifest vom 28. April, das folgenden Wortlaut hatte:
     
    Die Streitkräfte der Irischen Republik, welche am Ostermontag, 24. April, in Dublin ausgerufen wurde, sind seit diesem Tag 12 Uhr mittags im Besitz der Stadtmitte unserer Hauptstadt. Bis gestern Abend stand unser Hauptquartier in Kontakt mit allen wichtigen Außenposten, erhielt trotz fulminanter und nahezu ununterbrochener Angriffe von Seiten des britischen Militärs alle diese Positionen aufrecht, und die zuständigen Befehlshaber waren voll Zuversicht, sie noch lange weiter halten zu können.
    Im Laufe des gestrigen Nachmittags und Abends gelang es dem Feind, unsere Kommunikation mit unseren Stellungen in der Stadt zu kappen. Das Hauptquartier ist heute abgeschnitten.
    Der Feind hat ganze Häuserblocks offenbar mit dem Ziel niedergebrannt, sich Freiraum für den Einsatz von Artillerie und Feldgeschützen gegen uns zu schaffen. Wir sind während des Abends und der Nacht mit Schrapnell- und Maschinengewehrfeuer bombardiert worden, jedoch ohne dass unserer Stellung, die sich als sehr stark erweist, materieller Schaden zugefügt wurde.
    Wir sind derzeit damit beschäftigt, die letzte Verteidigung unseres Hauptquartiers auszubauen, und sind entschlossen, dieses zu halten, solange die Gebäude standhalten. Für den Fall, dass es später keine Gelegenheit mehr geben wird, ist es nun mein Wunsch, den Mut der Soldaten für die Irische Freiheit zu würdigen, die während der letzten vier Tage mit Feuer und Stahl die ruhmreichsten Kapitel der jüngeren Geschichte Irlands geschrieben haben. Niemals wird man ihrer Heldenhaftigkeit, ihrer Disziplin, ihrem frohgemuten, unbezwingbaren Geist, umgeben von Gefahr und Tod gerecht werden.
    Man lasse mich, der sie hierhin geführt hat, in meinem eigenen Namen und dem meiner Mitbefehlshaber ebenso wie im Namen des heutigen und des zukünftigen Irlands ihnen Lobpreis aussprechen und die zukünftigen Generationen auffordern, ihr Andenken zu bewahren.
    Vier Tage lang haben sie nahezu ohne Unterbrechung, nahezu ohne Schlaf, gekämpft und hart gearbeitet, und in den Gefechtspausen haben sie Irlands Freiheit in Liedern besungen. Es hat sich nicht ein Mann beklagt, nicht einer hat gefragt: „Warum?“ Es ist jeder einzelne bis an seine Grenzen gegangen, hat glücklich alles für Irland und für die Freiheit gegeben. Wenn sie den Kampf nicht gewinnen, werden sie nichtsdestoweniger den Sieg verdient haben. Bereits jetzt haben sie Großes gewonnen. Sie haben Dublins mannigfache Schande getilgt und Dublins Namen unter anderen Städten Glanz verliehen.
    Wollte ich die Namen einzelner erwähnen, so wäre die Aufzählung lang.
    Nennen will ich nur den Generalkommandanten James Connolly, Befehlshaber der Einheit Dublin. Er liegt verwundet danieder und befehligt dennoch nach wie vor zuoberst unseren Widerstand.
    Falls wir nicht mehr erreichen als wir bis hierhin erreicht haben, so werde ich zufrieden sein, dass wir Irlands Ehre gerettet haben. Ich werde zufrieden mit dem Anspruch sein, dass wir noch mehr hätten erreichen wollen, wie das Ansinnen, die Irische Republik, die wir ausgerufen haben, de facto als souveränen Staat zu installieren - hätte nur unser Bemühen um gleichzeitige Revolte im ganzen Land nach einem Plan so zuverlässig, wie der von Dublin sich gezeigt hat, am Ostermontag Erfolg gehabt. Sowohl Eoin O’Neill als auch wir haben im

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