Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

Titel: The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane O'Doherty
Vom Netzwerk:
Rechte einzusetzen, war ich wahrscheinlich der Missliebigste von allen Gefangenen. Was das Fass schließlich zum Überlaufen brachte, muss wohl mein Interesse am Fall der „UDR-Vier“ gewesen sein. Diese jungen Mitglieder des Ulster Defence Regiments hatte man wegen Mordes an einem Katholiken verurteilt. Als ich mich mit zwei von ihnen unterhielt, die ihre Beteiligung an dem Mord abstritten, fand ich das sehr glaubwürdig, genauso wie ihre eigene Darstellung und auch die Einzelheiten über das Fehlverhalten der Polizei, von dem sie berichteten. Insbesondere einem von ihnen half ich dabei, einen Brief über ihren Fall zu verfassen, und ich nannte ihm auch viele Namen und Adressen von Leuten, die ihren Angaben zumindest nachgehen würden. Im Endeffekt wurden drei von ihnen entlassen; einer blieb in Haft. Die Anstaltsleitung war keineswegs davon begeistert, dass Mitglieder des Ulster Defence Regiments den Polizisten der Royal Ulster Constabulary regelwidriges Verhalten vorwarfen, und meine Unterstützung sah man als Beweis, dass ich nur daran interessiert wäre, die Autorität der Ordnungskräfte zu untergraben.
    Innerhalb von zwei Jahren wuchs die Anzahl der Häftlinge bei den Gemischten so stark an, dass die Verwaltung bekanntgab, sie würde das schon vor Jahren stillgelegte Gefängnis Maghaberry neu eröffnen. Dorthin sollten keine paramilitärischen Gefangenen umgesiedelt werden. Eines Abends bekam dann so ziemlich jeder, den ich kannte, Papiersäcke mit der Anweisung, seine Sachen zu packen, damit am nächsten Morgen alles bereit für den Umzug nach Maghaberry wäre. Alle wurden dort hingebracht – nur ich nicht! Man sagte mir, ich sei immer noch als zu hohes Sicherheitsrisiko eingestuft und würde nicht transferiert. Darauf schrieb ich einen Brief über diese und andere Angelegenheiten an ein Mitglied des Oberhauses und verlangte jemanden von der Anstaltsleitung zu sprechen, um sicherzustellen, dass mein Brief auch in die Post ging. Der üblichen Postweiterleitung durch die Wärter traute ich nämlich nicht, weil so oft Briefe „verlorengingen“ und nie ankamen.
    Als ich den Anstaltsverwalter auf die verschiedenen Angelegenheiten ansprach und darum ersuchte, in einer Aktennotiz offiziell aufzunehmen, dass ich einen Brief an das Parlament zur Post gab, nahm er den Brief und warf ihn quer über den Tisch auf den Boden. Dazu sagte er, er würde überhaupt nichts offiziell festhalten; ich sollte den Brief wieder mitnehmen und ihn wie üblich den Wärtern geben. Als ich mich weigerte und gehen wollte, schloss ein leitender Angestellter die Tür zu. Daraufhin saß ich noch vier bis fünf Minuten auf dem Stuhl und blickte auf meinen am Boden liegenden Brief, bis sie mich schließlich gehen ließen. Als ich das Büro gerade verlassen hatte, traf ich einen Kaplan, der zwar wusste, dass ich Schwierigkeiten, Briefe an das Parlament zu versenden, angegeben hatte, aber er hatte immer noch seine Zweifel. Nun konnte ich ihm brühwarm berichten, wie der Verwalter meinen Brief auf den Boden geworfen hatte, und er ging auch gleich in das Büro, um sich danach zu erkundigen. Ein paar Minuten später kam er in meine Zelle, um mir zu sagen, er bezweifele die Schikanen und die Behinderung meiner Post nicht länger. Er habe den Brief, genau wie ich gesagt hatte, auf dem Boden liegen sehen, und der Verwalter habe auch alles bestätigt; nun wolle er die Zuständigen bei der Behörde auf die vielen Schwierigkeiten aufmerksam machen, die damit zusammenhingen, dass ich in Long Kesh einsaß. Noch am selben Abend bekam ich Papiersäcke und die Anweisung, mich auf den Transfer nach Maghaberry am nächsten Morgen vorzubereiten. Ich wurde also nach Maghaberry verlegt, aber leider behandelte man mich dort mit demselben Sicherheitswahn. Ich durfte noch nicht einmal das Zellengebäude verlassen, um mit allen anderen Häftlingen zusammen zur „Arbeit“ zu gehen. Es wurden nämlich wirklich gute kaufmännische Lehrgänge angeboten, aber ich musste ersatzweise im Zellenbau arbeiten und eine Dusch- und Badeabteilung putzen. Natürlich protestierte ich, soviel ich nur konnte und sagte, in Nordirland würde einfach ignoriert, dass ich in England doch bereits heruntergestuft worden war und dass meine „Hochsicherheitsverwahrung“ ja wohl völlig absurd sei angesichts der Tatsache, dass viele Lebenszeitinhaftierte, die mehrfache Morde begangen und zehn oder mehr Jahre in paramilitärischen Gefängnisabteilungen zugebracht hatten, nur als mittleres

Weitere Kostenlose Bücher