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The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

Titel: The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane O'Doherty
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Hund auf. Die Frauen unterhielten sich von Tür zu Tür über jeden Fremden in der Straße, auch in dessen Hörweite. Ich erinnere mich noch an das erste Mal, als meine Mutter mir den Auftrag anvertraute, den Schornsteinfeger zu unserem Haus zu holen; sie gab mir einen Zettel, den ich ihm nach St Columb’s Wells bringen sollte, eine Ecke der Bogside außer- und unterhalb der Stadtmauer, wo sich tatsächlich eine Quelle befand, die traditionsgemäß mit Kolumban selbst, dem heiligen Gründer der Stadt Derry assoziiert wurde. Ich fragte sie: „Mami, wie finde ich denn sein Haus?“ – „Keine Sorge, das wirst du schon finden“, antwortete sie beiläufig.
    Meine Sorge war, dass mein Stottern mich daran hindern würde, jemanden zu fragen, aber als ich nervös in der kleinen Straße St Columb’s Wells umherwanderte, trat das Problem gar nicht auf – kleine Frauen an ihren ebenso kleinen Haustüren fragten mich: „Wen suchst du, Kleiner?“ – „Den Schornsteinfeger“, antwortete ich triumphierend. „Wer ist dein Vater?“ – „Lehrer Doherty.“ - „Ach ja, Lehrer Dohertys Kleiner.“ Damit war ich zugelassen.
    Ich musste noch mein Alter und andere Einzelheiten angeben, und dann bekam ich gesagt, wo ich den Schornsteinfeger finden würde, der mit seiner Schwester um die Ecke wohnte. Ich klingelte und überreichte dem rußigen, röchelnden Mann, der nichts von Atemschutzmasken wusste, den Zettel meiner Mutter. Er konnte ihre geneigte Schrift nicht lesen und rief seine Schwester zur Tür. Während die beiden sich mühten, den Zettel zu entziffern, schaute ich in den engen, kahlen Hausflur hinein und wunderte mich, wie Familien mit sieben, acht oder noch mehr Mitgliedern in solch drangvoller Enge leben konnten.
    Der Schornsteinfeger hatte eine stolze Ausdrucksweise und ließ mich in mühevoller Rede wissen, dass er am nächsten Tag bei uns in Erscheinung treten werde. Mit den Jahren lernte ich ihn gut kennen und putzte zuhause hinter ihm her, wo seine Bürsten und Lappen sehr zum Leidwesen meiner Mutter die rußigen Brösel nicht vollständig erfassen konnten. Diese verschlafene Ecke St Columb’s Wells sollte im Januar 1969 von einer Horde betrunkener protestantischer RUC-Polizisten angegriffen werden, wie der von der Regierung in Auftrag gegebene Cameron-Bericht in Absatz 177 feststellte:
     
    Mit Bedauern müssen wir feststellen, dass unsere Ermittlungen uns zu der eindeutigen Schlussfolgerung geführt haben, dass sich in der Nacht von 4. zum 5. Januar eine Anzahl von Polizisten eines Fehlverhaltens schuldig gemacht hat, welches Übergriffe und Schlägereien sowie böswillige Beschädigung fremden Eigentums in den Straßen der überwiegend von Katholiken bewohnten Bogside umfasst und welches innerhalb der schuldfreien Anwohnerschaft berechtigten Anlass zur Klage über persönliche Verletzung gegeben hat; ferner wurden diskriminierende politische Parolen benutzt. Obwohl wir dem Umstand gebührend Rechnung tragen, dass die Polizisten ohne hinreichende Ablösung oder Ruhezeiten viele Stunden hintereinander unter großer Belastung im Einsatz waren, müssen wir die Anschuldigung groben Fehlverhaltens bedauerlicherweise als eine im beträchtlichen Umfang gegebene bestätigen; zugleich müssen wir der Ansicht Ausdruck verleihen, dass es für ein solches Verhalten von Mitgliedern einer disziplinierten und gut organisierten Ordnungsmacht keine annehmbare Rechtfertigung oder Entschuldigung geben kann.
    Jedoch wurden in typisch britischer Manier keinerlei Maßnahmen gegen die Royal Ulster Constabulary ergriffen, die zwar Gesetzeshüterin sein sollte, aber keiner gesetzlichen Beschränkung unterlag, wenn es um Ausschreitungen gegen Katholiken ging.
    Das Ereignis, das diese Polizeiattacke ausgelöst hatte, war der Demonstrationsmarsch der „People’s Democracy“ von Belfast nach Derry während der vorangegangene Tage gewesen. Heldentum in seinen verschiedenen Abstufungen, ob tollkühn oder erfolglos, ob britisch oder irisch, hatte mich schon immer in seinen Bann gezogen. Während ich gegen Ende des Jahres1968 und Anfang 1969 zuhause saß und die Nachrichten im Fernsehen verfolgte, erfuhr ich von jener kleinen Gruppe von Bürgerrechts-Aktivisten, die durch Nordirland marschierten. Unterwegs wurden sie von Gruppen extremistischer Protestanten angegriffen, denen die Polizei beim Errichten ihrer Hinterhalte aktive Hilfe leistete.
    Ihre hinterhältigen Attacken gegen die friedlichen Marschierer brachten ihnen eine

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