The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)
Zündern, Batterien und Sprengstoffpäckchen bereits zwei Stunden bei der Arbeit, als der Junge an der Tür mir in plötzlicher Panik zu zischte: „Die Briten sind da draußen!“
Ich ging sofort davon aus, dass uns ein Denunziant verraten hatte, und für mich stand felsenfest, dass die Briten mich auf keinen Fall lebend kriegen sollten, wenn sie mich schon auf frischer Tat dabei erwischten, wie ich Schreckfallen aufstellte. Als ich durch die Ritze zwischen den Türen in die Dunkelheit hinausspähte, sah ich Armeefahrzeuge, die ihre Motoren hochlaufen ließen und nur wenig von uns entfernt Soldaten aussteigen ließen. Aber anstatt auf die Garagentüren zuzurasen oder sie zu beschießen, errichteten sie einen Fahrzeug-Kontrollposten. Einen Truppentransporter fuhren sie sogar rückwärts in die Gasse hinein, bis das Fahrzeugheck nur drei Fuß von der Tür, hinter der wir standen, entfernt war. zu entdecken. Wir hielten – stundenlang, wie es uns vorkam – den Atem an und hatten das Gefühl, dass unser lauter Herzschlag von den Wachen in unmittelbarer Nähe da draußen gehört werden könnte. Aber nein – stattdessen stieß eine Stimme ein Kommando aus, die Fahrzeugmotoren wurden laut und entfernten sich, und wir konnten uns von unserem Schreck erholen. Ich begab mich sofort wieder an die Arbeit. Das war wirklich knapp gewesen! Einem wachsamen Auge wäre vielleicht aufgefallen, dass draußen das Vorhängeschloss offen war, dass die Türen entriegelt waren und dass es sinnvoll gewesen wäre, die Garage zu überprüfen, bevor man einen Truppentransporter davor abstellte. Glücklicherweise hatte keiner der Soldaten an dem Abend ein wachsames Auge.
Ich konnte kaum glauben, dass sie so nahe waren, ohne uns Schließlich benutzen wir das vertrauliche Telefon, um der Polizei und der Armee verdächtige Umtriebe an der Garage zu melden. Die Armee kam dann auch, um die Garage auszuheben, tat das aber mit äußerster Vorsicht, da man offenbar auf unangenehme Überraschungen eingestellt war. Sie schickten einen mechanischen Detektor hinein, der das „Who’s Who“ auslöste, und danach zerlegte das Gerät die ganze Garage.
Mit einer sehr freundlichen katholischen Familie in der Nachbarschaft, die mich auf der Flucht immer unterschlüpfen ließ, bekam ich daraufhin Streit. Eine der Töchter und ihre religiösen Freundinnen protestierten gegen die Explosionen in der Garage und zweifelten keinen Moment dran, dass ich dafür verantwortlich war. Sie bestritten, dass Gewalt, selbst für einen guten Zweck, eine Berechtigung haben könnte, weil es als unausweichliche Folge immer zu Menschenrechts-verletzungen kam. Sie argumentierten mit der Frage, ob ich denn selbst auf das Niveau der britischen Fallschirmjäger herabsinken wolle, indem ich es darauf anlegte, Menschen zu töten – egal aus welchem Grund. Unabhängig davon quälte ihr Bruder sich mit dem Gedanken an die Explosionen herum und dachte laut darüber nach, was er getan hätte, wenn er vorher gewusst hätte, dass ich die Schreckfallen aufstellen wollte; er fragte sich, ob er dann in der Lage gewesen wäre, schweigend zuzusehen, wie die Soldaten in die Garage hineingingen, oder ob sein Gewissen ihn vorher zum Telefon gedrängt hätte, um sie zu warnen.
Ich entgegnete auf beide Argumente, es sei ein immer wiederkehrendes irisches Problem, den Freiheitskampf oder Unabhängigkeitskampf so sehr zu problematisieren, dass er unmöglich wurde. Wenn ein unterworfenes Volk beim Streben nach Freiheit immer sein religiöses Gewissen und moralische Einwände über die Waffengewalt stellte, dann bräuchten sich die alten imperialistischen Unterdrücker keine Sorgen um die Ausdehnung ihrer unberechtigten Eroberungen zu machen – sie würden einfach einmarschieren, erobern und es der katholischen Kirche als ältester Freundin des Imperialismus überlassen, durch die Kultur des religiösen Gewissens dieses Unrecht fest zu verankern.
Ich fragte zurück, wer eher das moralische Recht hätte, in Irland Waffen zu gebrauchen – ein Ire im Kampf um die Freiheit Irlands oder ein fremder Soldat, dem es darum ging, eine illegale und unmoralische Eroberung zu stützen. Mit welcher Moral konnten die Briten sie denn überzeugen, dass ihr achthundert Jahre andauerndes unrechtes Verhalten und ihre ungerechte Behandlung des irischen Volkes gut und gerechtfertigt waren? Welche in Großbritannien existierende Vorstellung von Menschenrechten lieferte denn die Grundlage für die britische Besetzung
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