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The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

Titel: The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane O'Doherty
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tagtäglich mit der Wahrscheinlichkeit lebte, entweder durch die britische Armee oder durch einen Unfall mit Sprengstoff mein Leben zu verlieren, – so argumentierte sie – konnte ich dann nicht wenigstens zur Beichte gehen, und sei es auch nur für ein kurzes Geplauder mit dem Priester? Konnte ich nicht mit ihm über die Tatsache diskutieren, dass ich meinen Kampf gegen die britische Armee nicht für sündig hielt? Diese Verwandte, die immer so lieb zu mir gewesen war, bedeutete mir wirklich sehr viel, und ich ließ mich darauf ein, sie bei ihrem nächsten Gang zur Eugenius-Kathedrale am oberen Ende der Clarendon Street, wo ich ein paar Jahre lang als Chorknabe gesungen hatte, zu begleiten.
    Eines Samstagmorgens, als sie zur Beichte wollte, ging ich also mit ihr und trat ein in die Flüsterstille der mit Steinplatten ausgelegten jenseitigen Welt der Eugenius-Kathedrale. Dort setzte ich mich auf eine Bank in der Nähe des Beichtstuhls und wartete, bis ich an der Reihe war. Schließlich war meine Verwandte, die dem Priester auch sagte, dass ich als Nächster kommen würde, fertig. Ich betrat den Beichtstuhl, schloss die knarrende Tür und wandte mich dem Drahtgitter zu. Nach einigen Minuten wurde es von der anderen Seite geöffnet und der Priester sagte: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen. Möge der Herr in deinem Herzen und auf deinen Lippen sein, auf dass du demütig deine Sünden beichtest.“
    Ich sagte ihm, ich sei in der IRA und daran interessiert, die Moral von Gewalt im Befreiungskampf zu diskutieren. Er fragte, ob ich Gewalttaten begangen hätte. Ich gab zur Antwort, ich hätte die Briten mit ebensolchen Mitteln und Methoden wie denen, die sie selbst verwendeten, bekämpft, allerdings ohne Bezahlung. Er wollte wissen, ob ich jemanden getötet hätte, und ich sagte, ich hätte oft versucht, den Feind zu töten, bevor er dasselbe mit mir machte. Daraufhin fragte er kurz und knapp, ob ich gekommen sei, um meine Sünden zu beichten. Ich antwortete, ich wolle die Moral von Gewalt im Befreiungskampf diskutieren.
    „Dabei kann ich dir nicht helfen. Die Kirche sagt dir durch den Heiligen Vater, die Bischöfe und mich als deinen Priester, dass Mord und Gewalt sündig und immer falsch sind.“
    „Und was ist mit Unabhängigkeitskriegen und Freiheitskämpfen? Was ist mit der unrechtmäßigen, moralisch nicht gerechtfertigten Besetzung und Unterdrückung eines Landes durch seinen rücksichtslosen Nachbarn? Ist der Zustand des Unterdrücktseins immer das kleinere Übel und bewaffneter Widerstand das größere?“
    „Ich kann dir nicht helfen. Du kannst wiederkommen, wenn du Sünden zu beichten hast.“
    Ich verließ den Beichtstuhl in Verärgerung, nicht zuletzt über mich selbst, weil ich mich überhaupt auf die Situation eingelassen hatte. Meine Verwandte saß strahlend und mit verklärtem Gesichtsausdruck in der Nähe auf einer Kirchenbank und wollte jetzt von meiner Beichte und Reue hören. „Und, war es in Ordnung?“
    „Es war okay“, sagte ich, „einfach okay.“ Sie zumindest war glücklich mit dem Eindruck, dass ich mir, wenn ich jetzt von den Briten ermordet würde oder bei einer Aktion gegen die Briten oder durch einen Sprengstoff-Unfall ums Leben käme, immerhin einen Passierschein für den Himmel oder doch zumindest für das Fegefeuer gesichert hatte. Die römisch-katholische Kirche in Irland hat die Iren schon immer gelehrt, dass es wichtiger sei, solche Passierscheine zu erlangen statt die nationale Freiheit und Unabhängigkeit.
    Vorübergehend wehte eine feministische Brise durch die Derry-Brigade. Man fragte mich, ob ich dazu bereit sei, einige junge Frauen in das Kunsthandwerk des Sprengens einzuweisen. Es waren junge Frauen, die eher an Hilfstätigkeiten wie Transport und Lagerung von Sprengmaterial gewöhnt waren. Ich war sofort einverstanden, denn ich sah für sie zahlreiche Gelegenheiten, diese neu zu lernenden Fähigkeiten überall dort einzusetzen, wo Männer als verdächtig aufgefallen wären. Also arrangierte ich für die ersten Frauen, die ich jemals ausbildete, einen Wochenend-Lehrgang an einem landschaftlich wunderschönen, abgelegenen Küstenstrich. Wir fanden Unterkunft in einem einsamen Bauernhaus in der Nähe von steil abfallenden Felsen über der wilden, rastlosen See. Die Frauen waren den Männern, die ich bis jetzt ausgebildet hatte, ebenbürtig, und am letzten Vormittag waren sie soweit, dass alle die Zeitzünder an ihren eigenen Bomben

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