The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
derselben Sekunde – der dritten von insgesamt siebenundachtzig – hat Michonne ebenfalls das untote Kind und das Schwert wahrgenommen.
In der vierten Sekunde richtet der Governor seine Aufmerksamkeit erneut auf Michonne, die ihn wieder mit ihrem Blick fixiert.
Während der nächsten eineinhalb Sekunden – immer noch Sekunde vier und einen Teil der fünften – schätzen die beiden Gegner einander ab.
Der Governor weiß, was sie in seinen Augen liest, und sie weiß, dass er es weiß, und die darauffolgende halbe Sekunde – den Rest der fünften – erinnert an einen Countdown. Die Streithähne werfen die Motoren an, treten das Gaspedal voll durch und nehmen die Füße von der Kupplung.
Die nächste Phase des Kampfes dauert lediglich sechs Sekunden.
Der Governor stürzt sich auf das Schwert, und Michonne stößt einen dröhnenden Schrei aus – » NEIN !«
Als seine Schulter auf den Teppich einen Meter vor der Waffe prallt und seine ausgestreckte Hand in die Nähe des fein gearbeiteten Griffs kommt, ist Michonne bereits in der Luft, hat zum Gegenschlag ausgeholt.
Instinktiv verpasst sie dem Governor den ersten Hieb des Kampfes in der elften Sekunde. Im Sprung streckt sie das Bein und trifft ihn. Kurz bevor er in der Lage ist, die Finger um den Griff des Schwerts zu legen, trifft ihr harter Stiefel mit voller Wucht sein Gesicht direkt unterhalb der Schläfe.
Das fürchterliche Knacken des brechenden Kiefers füllt den Raum – ein Geräusch wie umknickender Stangensellerie –, und der Governor zuckt vor Schmerz zusammen. Aus seinem Mund fließt Blut. Er fällt auf den Rücken, das Schwert bleibt unberührt liegen.
Die nächsten acht Sekunden sind eine Mischung aus explosiver Bewegung und plötzlicher Ruhe. Michonne nutzt den Vorteil, den sie sich soeben verschafft hat – der Governor hat sich umgedreht, ist jetzt auf allen vieren, und das Blut strömt über sein Gesicht, während er nach Luft schnappt –, und krabbelt zum Schwert. Sie ergreift es und dreht sich um – all das dauert drei Sekunden. Dann verbringt sie die nächsten vier Sekunden damit, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen, um ihm den tödlichen Hieb zu versetzen.
Mittlerweile sind genau neunzehn Sekunden vergangen, und es hat ganz den Anschein, als ob Michonne die Oberhand gewonnen hat. Penny blickt von ihrem Futternapf auf und knurrt leise, geifert in Richtung der Kämpfer, während der Governor wackelig auf die Beine kommt.
Sein Gesicht, ohne dass er sich dessen bewusst ist, spiegelt seinen ungestillten, in ihm tosenden Blutdurst wider. Sein Hirn gleicht einem Fernseher nach Sendeschluss – eine Wand schwarz-weißen Rauschens – und blockiert alle Gedanken außer dem Wunsch, diese Schlampe auf der Stelle umzubringen. Instinktiv senkt er seinen Schwerpunkt, wie eine Kobra, die sich zusammenzieht, ehe sie zuschlägt.
Er sieht das Schwert in ihrer Hand, es ist wie eine Wünschelrute, die sämtliche Energie im Raum an sich zieht. Aus seinem Mund rinnt Blut, vermischt mit Spucke. Michonne ist nur eineinhalb Meter von ihm entfernt, das Schwert schwebt über ihrem Kopf. Es sind genau siebenundzwanzig Sekunden vergangen, und ein einziger, wohlplatzierter Hieb mit der messerscharfen Klinge des Schwerts würde alles auf einen Schlag beenden. Das ist aber das Letzte, was dem Governor im Augenblick durch den Kopf geht.
Denn in der dreißigsten Sekunde stürzt er sich mit aller Wucht auf sie.
Ihr nächstes Manöver dauert genau drei Sekunden. Zuerst lässt sie ihn bis auf wenige Zentimeter an sich herankommen, ehe sie ihm, so hart sie kann, in die Weichteile tritt. Der Governor bleibt wie angewurzelt stehen. Aus dieser Nähe trifft die Stahlkuppe ihres Stiefels ihn mit solch gnadenloser Wucht, dass Philip Blake wortwörtlich zusammenklappt. Er ringt nach Luft, und eine Mischung aus Blut, Rotz und Geifer fliegt aus seinem Mund und verteilt sich auf dem Teppich. Er stößt ein verwirrtes Grunzen aus und fällt vor ihr auf die Knie. Er versucht noch immer, Luft in seine Lungen zu saugen, und der Schmerz fährt wie ein Rammbock durch seine Leistengegend. Er wirbelt kurz mit den Armen, als ob er sich irgendwo festhalten wollte, ehe er nach vorne fällt und es gerade noch schafft, sich mit den Händen abzustützen.
Aus seinem Mund quillt nur blutige Kotze, die langsam zu Boden tropft.
Nach vierzig Sekunden beruhigt sich die Situation ein wenig. Der Governor würgt und hustet und versucht, sich vom Boden aufzurappeln. Er spürt,
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