The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
Ist es einer von denen? Ist es …? Ist es ein Beißer?«
Die anderen wollen sich schon auf ihn werfen, aber Alice greift bereits nach dem Maschinengewehr der Wache, die noch immer über Martinez’ Schulter hängt. Ihre Stimme ist laut und klar: » HER DAMIT !«
»Hey!«, protestiert Martinez, weiß aber nicht, wie ihm geschieht. Zuerst reißt Alice ihm die Waffe vom Rücken, und der Tumult um ihn herum wird immer schlimmer. Rick und Glenn wollen sich ebenfalls in das Geschehen stürzen.
Alice hält das Maschinengewehr am Anschlag, ist schussbereit, hat den Beißer und Dr. Stevens im Visier und den Zeigefinger um den Abzugshahn – Gott sei Dank, dass die Wachen am Verteidigungswall ihre Waffen stets voll geladen und entsichert haben –, und sie drückt ab.
Ein Blumenstrauß aus Mündungsfeuer sprießt aus dem kurzen Lauf, die Waffe spuckt Patronenhülsen, und die Leuchtspuren führen direkt zur Schläfe des Beißers, dann die Wange hinunter, den Kiefer entlang zur Schulter und durch die Hälfte des Torsos. Die Kreatur zuckt und windet sich im Todeskampf unter dem verwundeten Arzt, aber Alice lässt nicht ab. Sie feuert und feuert und feuert, bis das Magazin leer ist und der Stift, der das Magazin hält, sich löst – aber trotzdem hält sie den Finger auf dem Abzugshahn.
»Es ist okay … Es ist okay, Alice.«
Eine schwache, männliche Stimme dringt zuerst durch das Klingeln in ihren Ohren zu ihrem traumatisierten Gehirn durch. Sie senkt die Waffe und begreift langsam, dass Dr. Stevens sie von dem mit Blut durchtränkten Haufen anfleht, der seine Totenbahre darstellt.
»Ach du lieber Himmel – DR . STEVENS !« Sie wirft die Waffe weg und stürzt zu ihm hin, fällt auf die Knie und streckt die Hand nach seinem Hals aus. Sein Blut läuft ihr über die Finger. Sie fühlt nach seinem Puls und versucht verzweifelt, sich an seinen Herz-Lungen-Wiederbelebungs-Unterricht zu erinnern. Plötzlich merkt sie, dass er mit seinen blutüberströmten Händen schwach an ihrem vergilbten Laborkittel zupft.
»Ich … ich sterbe nicht … Alice. … Sieh es einfach … wissenschaftlich «, stottert er, und das Blut läuft aus seinem Mund. In der Dunkelheit sieht sein Gesicht beinahe friedlich aus. Die anderen stellen sich jetzt hinter Alice auf und folgen dem Geschehen. »Ich … ich entwickle mich nur … in eine andere … eine noch schlimmere … Lebensform.«
Der Horror breitet sich von einer Person zur anderen aus, springt von Gesicht zu Gesicht, und Alice muss gegen die Tränen ankämpfen, streicht ihm über die Wange. »Doktor …«
»Ich werde weiter existieren, Alice … in einer gewissen Art und Weise«, stößt er mühsam, kaum lauter als ein Flüstern, hervor. »Nimm die Tasche mit den Medikamenten, Alice … Du wirst sie brauchen … Du musst für diese Leute sorgen. Ich habe dir ja einiges beigebracht. Und jetzt … jetzt geh … Haut ab!«
Alice starrt auf den Mann, während das Leben aus ihm fährt, seine intelligenten Augen gläsern werden und schließlich leer ins Nichts starren. Sie lässt den Kopf hängen, aber die Tränen wollen nicht fließen. Die Verzweiflung in ihrem inneren Kern will es nicht zulassen.
Martinez steht über ihr und beobachtet alles mit seiner üblichen nervösen Intensität. Eine Faust voller widersprüchlicher Emotionen ballt sich in seinem Inneren zusammen. Er mag diese Leute – den Arzt und Alice –, ganz gleich, wie sehr sie den Governor hassen, ganz gleich, wie oft sie ihn hintergehen, trotz ihrer Pläne, dem Geschwätz, dem Sarkasmus und der Nichtachtung. Gott helfe Martinez – er mag sie . Er verspürt eine merkwürdige Art der Verbundenheit zu ihnen, und jetzt sucht er verzweifelt nach Halt in der Dunkelheit.
Alice rappelt sich auf und nimmt die Tasche mit den Medikamenten an sich.
Martinez legt ihr eine Hand auf die Schulter und sagt mit sanfter Stimme: »Wir müssen weiter.«
Alice nickt, antwortet aber nicht, sondern starrt nur auf die beiden Leichen.
»Die Bewohner glauben, dass die Schüsse von den Wachen stammen. Schließlich kommen Beißer immer wieder dem Verteidigungswall zu nahe und müssen ausgeschaltet werden«, fährt Martinez fort, seine Stimme gepresst, so nervös ist er. Er wirft einen Blick über die Schulter auf die beiden anderen Männer, die einfach nur benommen dastehen. Er wendet sich erneut an Alice. »Aber der Lärm wird weitere Beißer anlocken – und wir müssen hier weg, ehe sie eintreffen.«
Er mustert das
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