The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
küsst sie sanft auf die Schläfe. »Hätte es gegen nichts in der Welt getauscht.«
Der Truck rumpelt über eine Reihe weiterer Unebenheiten, und die drückende Stille, die folgt, liegt schwer auf Lillys Gemüt. Sie hatte erwartet, dass die Geschichte erheiternd auf sie wirken würde, hatte gehofft, dass sie sie ablenken, trösten würde, vielleicht sogar ihren dunklen Gedanken ein Ende machen könnte. Stattdessen hat sie nur dazu gedient, eine Wunde in ihrem Herzen aufzureißen. Jetzt fühlt sie sich klein, einsam und unbedeutend.
Schwindelgefühle wirbeln durch sie hindurch, und sie will weinen … für Josh … für Megan … für sich selbst … für diesen ganzen schrecklichen Albtraum, der über das Land fegt.
Schließlich meldet sich Austin mit verwirrter Miene zu Wort: »Was zum Teufel soll denn ein Menudo sein?«
Der Truck rumpelt über etliche längst stillgelegte Bahngleise, bis sie von Westen her nach Hogansville kommen. Martinez hält das Steuer mit beiden Händen fest, während er den Blick über die menschenleeren Straßen und Läden durch die Windschutzscheibe schweifen lässt.
Die Massenflucht hat bewirkt, dass Unkraut und Präriegras das kleine Örtchen erobert haben, es von oben bis unten mit Brettern verschlagen und voller Müll ist – überall liegen schimmlige Matratzen und einzelne Schubladen herum, selbst die Rinnsteine sind voller verdreckter Kleidung. Einzelne Beißer, so zerlumpt wie Vogelscheuchen, wandern ziellos durch die leeren Gassen und Parkplätze.
Martinez tritt auf die Bremse, schaltet herunter und fährt mit dreißig km/h weiter. Er sieht ein Straßenschild und schaut auf ein Stück Papier – eine Seite aus einem alten Telefonbuch –, das er zuvor mit Klebeband auf das Armaturenbrett gepappt hat. Das Hogansville Piggly Wiggly, ein Selbstbedienungsladen, scheint eher im Westen zu liegen, circa einen Kilometer vom Zentrum entfernt. Die Reifen knirschen, als sie über kaputtes Glas und sonstigen Müll rollen. Der Lärm schreckt die Zombies auf.
Auf dem Beifahrersitz lädt Gus sein großkalibriges Gewehr. »Keine Sorge, Boss. Ich kümmere mich schon darum«, sagt er und kurbelt das Fenster runter.
»Gus, warte!« Martinez greift mit dem Arm nach einer Tasche, die er zuvor zwischen die Sitze gestopft hat. Kurz darauf holt er eine .357 Magnum mit kurzem Lauf und Schalldämpfer hervor und reicht sie dem dicklichen Kahlkopf. »Wenn schon, dann nimm die hier. Ich will nicht, dass wir mehr Krach als nötig machen. Sonst werden nur noch mehr von den Dingern auf uns aufmerksam.«
Gus legt sein Gewehr zur Seite, nimmt den Revolver entgegen, öffnet den Zylinder, überprüft die Munition und schließt ihn dann wieder. »Stimmt.«
Er zielt mit dem Revolver aus dem Fenster und trifft drei lebende Tote mit einer Leichtigkeit, als wäre er auf einem Schützenfest. Die Schüsse – kaum hörbar durch den Schalldämpfer – klingen wie brechende Zweige. Die Zombies sacken einer nach dem anderen zu Boden. Ihre Schädel explodieren in Wolken von Blasen, schwarzer Flüssigkeit und Gewebe, ehe ihre Körper mit einem befriedigenden Aufprall auf den Bürgersteig fallen. Martinez fährt, ohne dem Geschehen Beachtung zu schenken, einfach weiter.
Dann dreht er bei einer Kreuzung ab, die von drei Fahrzeugen blockiert ist. Ihre ausgebrannten Karosserien scheinen in einem undurchdringlichen Wust zusammengeschweißt. Der Truck klettert auf den Bürgersteig, und Gus erledigt zwei weitere Beißer in zerfetzten Sanitäter-Uniformen. Dann holpern sie die Seitenstraße entlang.
Kurz hinter einer mit Brettern verschlagenen Einkaufsstraße erscheint das Piggly-Wiggly-Schild im Süden. Die Einfahrt zu dem verwahrlosten Parkplatz wird von einem halben Dutzend lebender Toten versperrt. Gus erlöst sie von ihren Qualen ohne weiteres Aufsehen – hält nur kurz inne, um nachzuladen –, als der Truck langsam in den Parkplatz des Supermarkts einbiegt.
Ein Zombie tritt genau vor den Truck, sodass eine Fontäne öligen Blutes über der Motorhaube explodiert, ehe der Körper unter die Reifen kommt.
»Fuck!«, flucht Martinez, als er vor dem Laden den Truck zum Stehen bringt.
Durch die blutverschmierte Windschutzscheibe erkennt er den Kriegsschauplatz, der früher einmal ein Selbstbedienungsladen voller Köstlichkeiten gewesen war. Kaputte Pflastersteine und umgedrehte Blumentöpfe liegen vor der Ladenfront. Sämtliche Fenster sind zerborsten, und scharfe Zacken Glas ragen aus den Rahmen. Reihen
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