The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
verrosteter Einkaufswägen zieren den Anblick, verbogen und umgestoßen von heruntergefallenen Holzbalken. Im Inneren des Ladens sieht es nicht anders aus, die Gänge übersät mit Unrat, die Regale leer geräumt. Schilder und Einrichtung hängen schief oder liegen zerbrochen auf dem Boden, drehen sich langsam im Wind. »Fuck! Fuck! – Fuck! – Fuck! Fuck! Fuck!«
Martinez reibt sich die Augen und lehnt sich im Fahrersitz zurück.
Gus wirft ihm einen Blick zu. »Und was machen wir jetzt, Boss?«
Die Plane wird zurückgerissen, und die harschen Sonnenstrahlen überfluten die Ladefläche. Das grelle Licht blendet Lilly, sodass sie sich eine Hand vor die Augen hält.
Sie steht auf, sieht sich um und erkennt Martinez, der vor dem Truck steht und die Plane mit einer missmutigen Miene auf seinem sowieso schon dunklen Gesicht in der Hand hält. Gus steht hinter ihm und ringt die Hände. »Gute Nachrichten und schlechte Nachrichten«, murmelt Martinez.
Die Sterns richten sich ebenfalls auf, gefolgt von Austin, der sich langsam erhebt und sich wie eine müde Katze dehnt und streckt.
»Der Lebensmittelladen ist schon hochgenommen worden«, erklärt Martinez. »Wir sind am Arsch.«
Lilly wirft ihm einen Blick zu. »Und wie lauten die guten Nachrichten?«
»Hinter dem Laden gibt es noch eine Lagerhalle. Keine Fenster, gut verschlossen. Sieht so aus, als hätte man da noch nicht eingebrochen. Könnte ein wahres El Dorado werden.«
»Also, worauf warten wir noch?«
Martinez erwidert jetzt ihren Blick. »Ich habe keine Ahnung, wie sicher es da drinnen ist. Ich will, dass jeder seine Waffe dabeihat, die Augen offen hält und jederzeit bereit ist, sich schnell zurückzuziehen. Nehmt sämtliche Taschenlampen mit … Scheint mir recht düster da drinnen zu sein.«
Sie schnappen sich all ihre Waffen und Taschen. Lilly greift in ihren Rucksack, holt ihre Revolver hervor – zwei halbautomatische .22-Kaliber-Ruger – und überprüft vorsichtshalber noch einmal die Munition. Sie besitzt zwei Kurvenmagazine, ein jedes mit fünfundzwanzig Schuss. Bob hatte ihr beigebracht, wie man mit dieser Art von Magazinen umgeht – schließlich machen sie die Waffe unhandlich, gewähren jedoch genügend Feuerkraft, wenn es mal ungemütlich werden sollte.
»Austin, ich will, dass du die Taschen trägst«, fordert Martinez ihn auf und nickt in Richtung des Haufens von Seesäcken in einer Ecke. »Halte sie immer schön offen, damit wir keine Zeit verlieren.«
Austin steht bereits über dem Haufen und hievt sich die Säcke über die Schulter. Die anderen tun es Lilly gleich, überprüfen ihre Munition und stecken ihre Waffen in Holster an ihren Hüften und Gürteln. Barbara schiebt einen .45er Colt Army tief in einen Schal, den sie sich um den Körper gebunden hat. David reicht ihr zwei weitere Magazine.
Sie arbeiten mit der Konzentration von altgedienten Bankräubern. Schließlich kennen sie den Ablauf, haben es schon tausend Mal gemacht, oder? Trotzdem bleibt eine gewisse Nervosität. »Wir fahren von hinten heran«, gibt Martinez Bescheid. »Ich will, dass ihr startklar seid. Und achtet auf alles, was sich bewegt … Der Lärm vom Truck hat bereits ein paar nicht gern gesehene Gäste angelockt.«
Alle nicken, und Martinez verschwindet in der Fahrerkabine.
Lilly hält sich an der Luke fest, als die Türen ins Schloss geworfen werden und Martinez Gas gibt. Das Fahrzeug ruckelt vorwärts und poltert um die Ecke des Supermarkts.
Fünfundvierzig Sekunden später zischen die Druckluftbremsen, und der Truck kommt zu einem abrupten Stopp.
Lilly atmet tief ein, zieht eine ihrer Ruger aus dem Holster, öffnet die Luke und springt von der Ladefläche runter.
Sie landet hart auf dem rissigen Asphalt, die Sonne in den Augen, den Wind im Gesicht. Der Geruch von brennenden Autoreifen dringt ihr in die Nase. Martinez ist auch schon ausgestiegen. Die .357er mit Schalldämpfer trägt er im Holster an der Hüfte. Gus drängt sich aus dem Beifahrersitz, geht um die Front des Trucks, um auf der anderen Seite wieder hineinzuklettern und sich hinter das Steuer zu setzen.
Die Lagerhalle liegt zu ihrer Rechten am äußeren Rand des Einkaufszentrums, umgeben von Unkraut. Es handelt sich um einen riesigen Metallkasten, etwa so groß wie drei Kinosäle. Lilly erspäht die metallene Tür am Ende der Treppe neben den Laderampen. Daneben befinden sich zwei gigantische Garagentore im Schatten des Überbaus. Alles sieht uralt aus, ist voller Rost, sodass
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