The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
irgendwo Regierungsmitglieder geben. Was ist mit dem Militär?«, fragte ich.
Geoffrey zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. »Keine Ahnung. Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß.«
Plötzlich änderte sich der Ton seiner Stimme, als hätte er sich von einer großen Last befreit. »Joshua hat mir erzählt, dass die Weepers deinen Vater entführt haben. Ich hoffe, du kannst ihn noch rechtzeitig retten.« Er tätschelte unbeholfen meine Schulter, erhob sich aus dem Sessel und entschuldigte sich.
Ich beobachtete ihn, als er den Raum verließ. Sollte ich ihn jetzt hassen oder bedauern? Ich fuhr mit den Fingern die Blutflecke auf meiner Jeans nach. Dads Blut. Er war ganz allein, möglicherweise unfähig, sich zu verteidigen. Wartete er darauf, dass ich ihn rettete? Glaubte er, dass ich ihn im Stich gelassen hatte? Mein Magen krampfte sich vor Sorge und Schuldgefühlen zusammen, und mir war, als müsste ich mich jeden Moment übergeben. Das war alles zu viel für mich. Als ich endlich wieder den Kopf heben konnte, bemerkte ich, dass sich Joshua vorgebeugt hatte und mich besorgt ansah.
Ich rieb mir die Schläfen. »Erzählt Geoffrey jedem Neuankömmling diese Geschichte?«
»Mehr oder weniger.«
»Man sollte doch meinen, dass er so etwas lieber für sich behalten würde.« Himmel, wenn ich so etwas Schlimmes getan und so viele Leute auf dem Gewissen hätte, würde ich ganz bestimmt den Mund halten.
»Wahrscheinlich will er es sich einfach von der Seele reden. Er trägt eine echt schwere Last. Weißt du, das ist ziemlich hart für ihn. Na ja, wenn ihm das nicht zu schaffen machen würde, dann wäre er ja auch wirklich ein herzloses Arschloch.«
»Glaubst du ihm?«
Joshua zögerte. »Bis jetzt habe ich noch nichts herausgefunden, das seiner Geschichte widerspricht. Warum sollte er lügen?«
Ja, warum?
»Gibst du ihm nicht die Schuld an all dem hier?«
Zunächst reagierte Joshua überhaupt nicht auf meine Frage. Er starrte weiter an die Decke, als würde dort die Lösung all unserer Probleme geschrieben stehen. Ich hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet, noch eine Antwort zu erhalten, als er endlich mit sehr leiser Stimme zu sprechen anfing. »Als ich zum ersten Mal gehört habe, was er gerade dir erzählt hat ... ja, da habe ich ihn gehasst. Ich habe ihn für all das gehasst, was ich verloren habe. Für alles, was ich durchmachen musste.« Er schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Die Kiefermuskeln zeichneten sich deutlich unter seiner braunen Haut ab. »Aber dann habe ich begriffen, dass er genauso viel verloren hat wie wir anderen auch. Mehr sogar. Und dass er versucht, seine Fehler wiedergutzumachen. Das kann man nicht von jedem behaupten.« Joshua öffnete die Augen und drehte sich zu mir um. Eine Ader pulsierte auf seiner Stirn. Ich hob die Augenbrauen und wartete darauf, dass er weitersprach.
»Seine Frau und seine Kinder sind an der Tollwut gestorben. Er musste es mitansehen und konnte nichts dagegen tun. Wenn man einmal infiziert ist, dann stirbt man – oder man verwandelt sich.«
Ich schlang die Arme um meinen Körper. »Das ist ja schrecklich.«
Joshua nickte leicht. »Immerhin hat sich Geoffrey nicht irgendwo verkrochen. Er hat dem Militär geholfen, die Seuche einzudämmen. Ich habe ihn ein paar Monate, nachdem ich den Bunker verlassen hatte, getroffen.« Ein Hauch von Bewunderung lag in seiner Stimme.
»Aber warum sind so viele gestorben? Warum haben einige überlebt?«
Joshua fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Geoffrey hat mir gesagt, dass etwa zehn Prozent der Bevölkerung immun gegen die Tollwut sind, vielleicht auch weniger. Als die Leute aus den Bunkern kamen, war das Virus nach wie vor hochansteckend. Der Großteil hat sich infiziert, und fast alle sind gestorben. Und diejenigen, die nicht gestorben sind, ziehen nachts heulend durch die Straßen.«
»Aber wenn zehn Prozent immun sind, warum gibt es trotzdem nur so wenige Überlebende?«
Joshua starrte auf den Boden und ballte die Hände zu Fäusten. »Nach ein paar Monaten wurde die Stimmung in den Bunkern ... gereizt. Die Leute flippten wegen jeder Kleinigkeit aus. Es gab Schlägereien und Feuergefechte. Deshalb sind die Leute viel früher aus den öffentlichen Bunkern gekommen als du und deine Familie. Und sobald sie draußen waren, waren sie leichte Beute.«
Mit einem Mal wurde es sehr kühl im Raum. »Wie kann ich rausfinden, ob ich immun bin?«
»Geoffrey sagt, dass das Virus nicht mehr ansteckend ist
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