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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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wohl auch mitgenommen, aber ich bin einfach nicht mehr nach Hause gegangen.«
    »Aber irgendjemand muss doch bemerkt haben, dass du plötzlich weg warst. Hat niemand etwas unternommen?«, fragte ich.
    »Inzwischen verschwinden ständig Leute, vor allem Waisenkinder. Ich kann nicht mehr nach Hause zurück – das Militär würde das sofort mitbekommen.«
    »Und wo lebst du jetzt? Hier?« Ich betrachtete die heruntergekommenen Überreste des Farmhauses.
    »Nein. Ich bin in Vegas bei den Undergrounders. Wir sind alle Waisen und leben im Kanalisationssystem, um uns vor dem Militär zu verstecken.«
    Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass diese Seite noch gefährlicher war als unsere.
    »Und was machst du so weit von Vegas entfernt?«, fragte Joshua.
    »Ich bin als Späher eingeteilt. Außerdem ist Vegas nur einen Tagesmarsch entfernt.« Schweißtropfen hingen in ihren braunen Augenbrauen.
    »Ein Späher?«, fragte er.
    »Jeden Monat schicken wir zwei Leute los, die die Gegend nach Rumtreibern wie euch absuchen und heraus finden sollen, was das Militär als nächstes im Schilde führt. Wenn ich euch nicht gefunden hätte, hätten euch die Hubschrauber bald entdeckt, und dann hätte man euch gefangen genommen. Was macht ihr hier überhaupt?«, fragte sie.
    »Wir suchen nach meinem Bruder«, platzte ich heraus. Es war besser, wenn sie die Wahrheit nicht kannte – vorerst.
    »Sein Auto war voller Einschusslöcher und stand vor dem Zaun. Da war überall Blut«, sagte Joshua, der sofort kapiert hatte. Bei der Erinnerung daran krampfte sich mir der Magen zusammen, aber ich ließ mir nichts anmerken.
    »Sie haben seine Leiche nicht einfach verrotten las sen?«, fragte sie.
    Sprachlos schüttelte ich den Kopf.
    »Hm, vielleicht wollten sie irgendwelche Untersuchungen damit machen. Komisch, normalerweise holen sie sich nur lebende Menschen, also ist er womöglich gar nicht tot.«
    Mein Herz machte einen Satz. War Bobby noch am Leben? Ich wagte nicht, das zu glauben.
    »Was weißt du von diesen Untersuchungen?«, fragte Joshua.
    »Wir Undergrounders wissen eine ganze Menge.« Sie sah uns nacheinander ins Gesicht. »Warum kommt ihr nicht einfach mit?«
    Tyler saß auf dem Boden, hatte den Kopf auf die Knie gestützt und die Augen geschlossen. Ihn brauchten wir in diesem Zustand gar nicht erst nach seiner Meinung fragen.
    »Können wir das kurz besprechen?«, fragte ich, nahm Joshuas Hand und führte ihn außer Hörweite. »Ich traue ihr nicht«, flüsterte ich.
    Joshua nickte grimmig, ohne Alexis aus den Augen zu lassen.
    »Aber wir müssen das Heilmittel finden, und sie kennen sich auf dieser Seite besser aus als wir. Wir sind wohl oder übel auf ihre Hilfe angewiesen. Tyler ist irgendwie … seit Rachel …«
    »Die Undergrounders können uns bestimmt einiges erzählen, von dem Tyler nichts weiß«, stimmte Joshua zu. »Wir haben keine andere Wahl.«
    Wir gingen zu Alexis zurück. »Okay, wir kommen mit«, sagte Joshua entschieden.
    »Prima.« Sie nickte. »Aber erst mal: Wasser.« Zu meiner Überraschung ging sie zum Schuppen des Farmhauses hinüber und öffnete die Tür. »Hier übernachte ich, wenn ich als Späher eingeteilt bin«, sagte sie mit einem Blick über die Schulter.
    Wir traten ein. Die Luft war stickig und roch nach altem Heu. Alexis nahm den Deckel von einem riesigen Fass, das mich an den Hottub erinnerte, den wir vor vielen Jahren in unserer Berghütte in den Rocky Mountains gehabt hatten.
    »Eine Zisterne«, sagte Joshua.
    Alexis nickte und zog an einem Seil, an dessen Ende sich ein kleiner, mit Wasser gefüllter Eimer befand. Ich taumelte darauf zu. Meine Kehle und mein Mund waren völlig ausgedörrt. Ich fühlte mich, als hätte ich keinen einzigen Tropfen Flüssigkeit mehr im Leib.
    »Bist du sicher, dass das Wasser nicht mit Pestiziden oder anderen Sachen verseucht ist?«, fragte Joshua. Wie er »andere Sachen« betonte, ließ mich innehalten.
    Alexis tauchte ihre Hand in den Eimer, führte sie an die Lippen und nahm ein paar Schlucke. »Es ist sauber. Ich trinke das schon seit ein paar Tagen und bin noch nicht tot umgefallen.«
    Mehr musste ich nicht wissen. Ich packte den Eimer und hob ihn an den Mund. Meine Arme zitterten vor Anstrengung. Das kühle Wasser rann meine Kehle hinunter – ein wunderbares Gefühl. Danach nahmen erst Joshua und dann Tyler den Eimer und tranken ebenso gierig wie ich.
    Jetzt, nachdem mein Durst gestillt war, bemerkte ich den sauren Schweißgeruch und den Dreck auf

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