The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
Augenbrauen zusammen und sah erst Joshua und dann dessen Vater an.
Joshuas Dad hatte alle Mühe, die Fassung wiederzuerlangen. »Ich …«, begann er mit heiserer Stimme und räusperte sich. »Er erinnert mich an jemanden, den ich früher mal kannte. Nicht weiter wichtig, Steve.«
Die ausdruckslose Miene, die er aufsetzte, kannte ich von Joshua zur Genüge. War es tatsächlich möglich, dass er seinen eigenen Sohn nicht wiedererkannte?
»Bring die Probenröhrchen hier rüber, damit wir das schnell hinter uns bringen können. Ich bin seit über zwan zig Stunden auf den Beinen«, sagte der Mann namens Steve.
Joshuas Dad blieb zurück, während die beiden anderen Wissenschaftler auf uns zukamen. Wie konnte er nur zulassen, dass sie seinem Kind so etwas antaten?
Der Wissenschaftler drückte die Luft aus der Spritze. Angst erfasste mich mit jeder Faser meines Körpers.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Joshuas Dad etwas aus der Schublade nahm. Eine Pistole.
Mit derselben Konzentration und Präzision, die ich so oft auf Joshuas Gesicht gesehen hatte, richtete er die Waffe auf den Kopf desjenigen Wissenschaftlers, der gerade seinem Sohn die Spritze verabreichen wollte. Mit einem leisen Knall bohrte sich die Kugel in den Hinterkopf des Mannes. Blut spritzte durch den Raum. Der Wissenschaftler sackte wie eine Marionette mit durchgeschnittenen Fäden in sich zusammen.
Mit einem Kreischen taumelte der Mann neben mir einen Schritt zurück.
Ein zweiter Knall hallte durch das Labor. Der Wissenschaftler fiel um und blieb reglos liegen. Blutstropfen klebten auf meiner Kleidung und meiner Haut. Mir drehte sich der Magen um.
Joshua versteifte sich, als sich sein Vater daranmachte, die Gurte zu lösen.
Sobald Joshua frei war, riss er sich den Tropf aus dem Arm. Dann krachte seine Faust gegen das Kinn seines Vaters, der sofort zu Boden ging.
»Du gehörst zu ihnen!«
Sein Vater berührte sein Gesicht, blieb aber auf dem Rücken liegen. »Josh …«, stammelte er.
Einen Augenblick lang dachte ich, Joshua würde sei nen Vater erneut schlagen. Stattdessen ballte er die Hände zu Fäusten und lehnte sich gegen den Tisch.
»Wir dachten, du wärst tot! Du hast versprochen, uns abzuholen. Wir haben wochenlang gewartet. Monatelang. Wir haben dich betrauert! Mom hat jede Nacht um dich geweint. Und du hast uns einfach im Stich gelassen. Du bist nicht gekommen, obwohl du es uns versprochen hast.« Eine Träne rollte seine Wange hinunter. »Du hast es versprochen.«
»Ich dachte, du wärst tot.« Joshuas Dad setzte sich auf. »Sie haben gesagt, dass in den öffentlichen Bunkern niemand überlebt hat.«
»Du hast dir nicht mal die Mühe gemacht, das nachzuprüfen? Nicht einmal das waren wir dir wert?«
»Ich habe ihnen geglaubt. Sie hatten keinen Grund, mich anzulügen. Zumindest dachte ich das.« Bedauern zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
»Und wieso hast du uns nicht erzählt, dass du Wissenschaftler bist? Du hast gesagt, du wärst beim Militär!«
»Ich arbeite für das Militär. Ich habe euch nur nie gesagt, was genau ich hier tue. Das war geheim. Ich durfte weder mit dir noch mit deiner Mutter darüber reden. Außerdem wollte ich dich beschützen. Und ich war nicht gerade stolz auf meine Arbeit.«
Joshua verstummte. »Sag mir, dass du nicht für das Virus verantwortlich bist«, sagte er schließlich.
»Ich habe mein Leben lang Genforschung betrieben …«
»Nein! Sag mir, dass du nicht für die Weepers verantwortlich bist!«
»Weepers?« Er wirkte verwirrt.
»Diese Mutanten«, sagte Joshua. »Sag’s mir.«
Sein Vater schwieg, aber mit den Augen flehte er seinen Sohn um Verständnis an.
Doch wie konnte er auf Verständnis hoffen? Wie konnte er Vergebung erwarten – nach all dem, was Joshua hatte durchmachen müssen?
Joshua lachte verächtlich auf. »Du machst mich krank.« Er kam auf mich zu und befreite mit zitternden Fingern meine Hände und Füße.
Ich schlang meine Arme um ihn. Mit grenzenloser Erleichterung drückte ich ihn an mich. Ich spürte seine rauen Bartstoppeln, löste mich von ihm und fuhr mit den Fingerspitzen darüber. Ich war mir so sicher gewesen, dass wir in diesem Labor sterben würden. Jetzt war ich mir gewiss, dass ich Joshua niemals verlieren wollte.
»Tut mir leid«, sagte Joshuas Vater und rappelte sich mühsam auf.
Joshua wirbelte herum. »Es tut dir leid? Es tut dir leid?« Jetzt machte er aller Wut, allem Zorn, der sich seit Langem aufgestaut hatte, Luft.
Sein Vater breitete
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