The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
tief und fest auf dem Rücksitz. Er hatte den Kopf gegen das Fenster gelehnt.
Wir kamen am »Lost Vegas«-Schild vorbei.
Plötzlich schreckte Tyler auf. »Wie lange habe ich geschlafen?«
»Ein paar Stunden.«
Tyler schüttelte den Kopf, als könnte er nicht glauben, dass er weggenickt war. Er rutschte auf seinem Sitz herum. »Du siehst nicht gut aus«, sagte er zu mir.
»Mir geht’s auch nicht besonders.«
Er berührte meine Stirn. »Du glühst ja. Keine Angst, die Undergrounders werden sich schon um dich kümmern.«
Wenige Minuten später erreichten wir den Schrott platz und stiegen aus. Der vertraute Schwefelgestank erfüllte die Nachtluft. Wir krochen in die finsteren Schächte, folgten dem Schein der kleinen Taschenlampe, die Tyler aus dem Wagen geholt hatte, wobei wir auf den schmalen Gehwegen nur mit Mühe das Gleichgewicht halten konnten. Ich legte die Hand auf die schleimige Tunneloberfläche, um mich abzustützen. Joshua war dicht hinter mir, um mich aufzufangen, wenn ich abrutschte. Kleine Punkte schwirrten wie hunderte Lichter vor meinen Augen. Ich stolperte und hatte plötzlich das überwältigende Verlangen, alles zu vergessen, alles hinter mir zu lassen.
»Du musst stark sein, Sherry. Bitte. Wir haben es gleich geschafft«, sagte Joshua und hielt mich sanft in seinen Armen.
»Hallo?«, rief Tyler. Die Worte hallten durch den Tunnel. »Ist hier jemand?«
Instinktiv schrillte eine Alarmglocke in meinem Kopf. So viel Lärm war gefährlich. Er zog Aufmerksamkeit auf sich. Was, wenn uns draußen jemand hörte? Doch ich konnte nichts dagegen tun.
»Hör auf zu brüllen«, zischte eine wohlbekannte Stimme.
Als ich die Augen öffnete, sah ich undeutlich ein Gesicht vor mir. Es gehörte Alexis. »Was ist mit ihr?«, fragte sie.
»Sie wurde gebissen«, sagte Joshua. »Ich glaube, sie fällt gerade in einen Schockzustand.«
Alexis trat erschrocken zurück. »Warum bringst du sie hierher, wenn sie infiziert ist?«
»Wir haben das Heilmittel, aber wir brauchen eure Hilfe. Habt ihr Spritzen, mit der wir ihr es injizieren können?«, fragte Tyler
Alexis und Joshua halfen mir auf die Beine. »Wie zum Teufel konnte denn das passieren?«, fragte sie.
»Lange Geschichte«, stammelte ich.
Quentin wartete bereits im Schlafquartier der Undergrounders auf uns.
Ich ließ mich aufs Bett fallen. Meine Arme und Beine waren schwer wie Blei. Joshua blieb an meiner Seite.
Stimmen hallten durch den Raum. Immer mehr Under grounders versammelten sich um uns. Quentin scheuchte sie davon und verschwand für ein paar Minuten. Schließlich kehrte er mit einem behelfsmäßigen Erste-Hilfe-Kasten zurück und setzte sich auf die Bettkante.
»Ich hätte nie gedacht, dass ihr es lebendig aus dem Labor schafft«, sagte er. »Und was, wenn das gar nicht das Heilmittel ist?«
»Ist es«, sagte Joshua mit fester Stimme. Er setzte sich auf die andere Bettkante und nahm meine Hand. Erst jetzt bemerkte ich den Schnitt über seiner Augenbraue und die vielen Kratzer auf seiner linken Gesichtshälfte. Durch die Wunde an der Schulter hatte er viel Blut verloren.
Tyler hielt Quentin eines der Röhrchen aus dem Rucksack hin. Bevor dieser es entgegennehmen konnte, riss Joshua es ihm aus der Hand. Quentin reichte ihm eine Spritze. Mit zitternden Händen stieß Joshua die Nadelspitze durch den versiegelten Verschluss des Röhrchens und zog die Spritze auf.
»Woher weißt du, wie viel von dem Zeug du nehmen musst?«, fragte Alexis, die in sicherer Entfernung an der Wand lehnte – als hätte sie Angst, dass ich plötzlich über sie herfallen könnte. Dabei hatte ich nicht einmal mehr die Kraft, den Kopf zu heben.
»Weiß ich nicht«, sagte Joshua.
Quentin schüttelte den Kopf. »Klingt nicht nach einem vernünftigen Plan.«
»Wir haben keine andere Wahl«, sagte Tyler knapp.
Mühsam richtete ich mich auf und streckte den Arm aus. »Mach schon.«
Ohne mich aus den Augen zu lassen, schob Joshua die Spritze in meinen Arm. Als sich die Nadel in meine Haut stach, biss ich die Zähne zusammen. Die Flüssigkeit brei tete sich wie kaltes Feuer in meinen Adern aus. Ich stützte mich mit einer Hand auf dem Bett auf und keuchte. Die Schmerzen waren stärker als erwartet. Ich kippte vornüber.
Joshua legte seinen Arm um meine Taille. »Sherry?« Ich bemerkte die Besorgnis in seiner Stimme und zwang mich, mich wieder aufzurichten.
»Alles gut.«
Er sah mich misstrauisch an.
Quentin legte eine Flasche mit Peroxid und Verbandsmaterial aufs
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