The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
doch gar nicht ins Wohnzimmer«, sagte ich.
Grandpa wuschelte Bobbys Haar. »Da hat Sherry wohl recht. Wie gefällt dir der hier?« Er berührte einen Baum, der etwas kleiner, aber sogar noch breiter war.
»Super!«, stimmte ich ihm zu.
Bobby hörte auf zu schmollen und nickte. Lächelnd nahm Grandpa die Axt in die Hände. »Bleibt zurück.«
Ich nahm Bobbys Hand und trat ein paar Schritte beiseite. Grandpa schwang die Axt, und ein paar Hiebe später hatten wir einen Weihnachtsbaum. Bobby und ich schleiften ihn zum Auto zurück, wobei wir aus vollem Hals Weihnachtslieder sangen.
Zwölf
Was auch immer sie mir da gespritzt hatten – es half.
3 Stunden und 12 Minuten später fühlte ich mich nicht mehr, als müsste ich mich sofort übers ganze Bett über geben. Das Schwitzen hatte auch nachgelassen. Ein gutes Zeichen, wie ich vermutete. Doch trotz meiner Müdig keit lag ich wach. Um mich herum war regelmäßiges Atmen zu hören. Alle schliefen, selbst Joshua.
Plötzlich hörte ich ein entferntes, fast unmerkliches Geräusch. Ich stützte mich auf die Ellenbogen. Joshua schlang seinen Arm noch fester um meinen Brustkorb, wachte aber nicht auf.
Was war das?
Ein langsam lauter werdendes Rauschen. Ich legte den Kopf schief und versuchte zu erkennen, wo es seinen Ursprung hatte. Es schien von überall her zu kommen.
Irgendetwas war hier faul. Die Härchen auf meinem Arm stellten sich auf. Die Kisten, die die Schlafsäcke vom feuchten Boden trennten, vibrierten. Ich wand mich aus Joshuas Griff und stand auf. Der Boden bebte unter meinen Füßen. Langsam ging ich zur Wand hinüber und legte die Handfläche darauf. Auch sie zitterte. Schon wälzten sich die ersten Kids unruhig in ihren Betten.
Das Rauschen kam näher. Es klang wie Wasser.
O Gott.
Ich schüttelte Joshua.
»Sherry? Was ist denn?«, fragte er verschlafen und sah mich mit halbgeschlossenen Augen an.
»Irgendwas …«
Alexis platzte in den Raum. »Sie fluten die Tunnel!«
Innerhalb von Sekunden waren alle aus den Betten, fingen an zu schreien und zu weinen. Quentin hob die Arme, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch der ganze Raum verfiel in Panik. Joshua nahm meine Hand, Tyler stützte mich von der anderen Seite. Die Leute drängten sich an uns vorbei. Ohne die beiden hätte ich sicher das Gleichgewicht verloren. Mir dröhnte der Kopf.
Jemand packte meine Schulter. »Los, wir müssen hier raus!«, rief Quentin, der Alexis und Marty im Schlepptau hatte. Er führte uns in einen weiteren Tunnel, der so niedrig war, dass wir uns ducken mussten. Inzwischen war das Rauschen zu einem Brüllen angewachsen, das durch die Kanalisation hallte. Wasser sammelte sich um unsere Knie. Es war nicht besonders tief und stieg nur langsam, aber stetig.
Der Tunnel verengte sich, bis wir schließlich kriechen mussten. Die blanke Angst und das Adrenalin, das durch meinen Körper gepumpt wurde, trieben mich an. Wasser schlug gegen meine Brust und mein Kinn. Einige Sekunden später öffnete sich der Tunnel in einen breiten Kanal. Wir sprangen hinunter und landeten in tieferem Wasser, das mir bis zur Hüfte reichte, sodass wir nur langsam vorankamen. Weitere Undergrounders hatten sich uns angeschlossen und folgten Quentin und Alexis.
»Weißt du, wie wir hier rauskommen?«, fragte Joshua.
»Aber sicher«, sagte Alexis.
Ein Zischen erfüllte den Tunnel hinter uns. Ich drehte mich um und sah eine gewaltige Welle auf uns zukommen. »Haltet euch an der Wand fest!«, befahl Quentin.
Wir drückten uns dagegen, konnten uns jedoch nirgendwo festklammern.
Die Welle brach über uns herein. Mir wurden die Füße weggerissen, als ich verzweifelt gegen die Strömung ankämpfte. Tyler schrie auf. Zu meinem Entsetzen sah ich, wie ihm die Tasche mit der Kamera entrissen und fortgespült wurde. Wasser lief in meinen Mund. Es schmeckte nach Schimmel, Putzmittel und Fäulnis. Würgend spuckte ich es aus. Mein Haar klebte mir im Gesicht, sodass ich es aus den Augen wischen musste. Dann sah ich mich um, bis ich Joshua entdeckte. Zu meiner Erleichterung hielt er den Rucksack mit dem Heilmittel fest um klammert.
»Los. Raus hier«, sagte Quentin.
In der Entfernung war das Rauschen einer weiteren Welle zu hören. Wenn sie uns erreichte, würden wir keine Luft zum Atmen mehr haben. Schon jetzt waren unsere Köpfe nur Zentimeter von der Tunneldecke entfernt. Wir schwammen so schnell wir konnten, doch wir schienen kaum vorwärts zu kommen. Das Rumpeln wurde lauter und die
Weitere Kostenlose Bücher